Tief in den roten Zahlen So kommt der Milliarden-Schuldenberg der SBB zusammen

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20.6.2023

Die SBB sind schwer verschuldet. Der Finanzchef erklärt, wie es dazu kommt. (Archivbild)
Die SBB sind schwer verschuldet. Der Finanzchef erklärt, wie es dazu kommt. (Archivbild)
KEYSTONE/WALTER BIERI

Die SBB haben einen Milliarden-Schuldenberg angehäuft. Doch wie will das Unternehmen wieder raus aus den roten Zahlen – und wie konnte es überhaupt so weit kommen?

Keine Zeit? blue News fasst zusammen

  • Die SBB haben 11,4 Milliarden Franken Schulden.
  • Das Unternehmen will künftig Schulden abbauen, braucht dazu jedoch die Hilfe vom Bund.
  • Der Bund will den SBB einen Kredit gewähren, damit diese Schulden abbauen und gleichzeitig Investitionen fortsetzen können. 
  • Die Schweizerischen Bundesbahnen haben einen Plan, um künftig Geld zu sparen.

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Die SBB sind massiv verschuldet. Ende 2022 standen die Schweizerischen Bundesbahnen mit 11,4 Milliarden Franken in der Kreide. Die Regierung plant, dem Unternehmen einen Kredit zu gewähren, um ihre Schulden abzubauen und ihre Investitionen fortzusetzen.

Doch wie kommt es dazu, dass die SBB immer mehr Schulden anhäufen? Die Finanzierung der SBB ist in verschiedene Bereiche aufgeteilt, die entweder eigenwirtschaftlich oder staatlich unterstützt sind.

Freud oder Leid der Bahninfrastrukturfonds

Der Ausbau, Betrieb und Unterhalt des Eisenbahnnetzes wird hauptsächlich aus dem Bahninfrastrukturfonds (BIF) finanziert, der aus verschiedenen Quellen gespeist wird.

Der SBB-Finanzchef Franz Steiger sagt zu «NZZ»: «Es handelt sich um ein sehr ausgeklügeltes System. Um den BIF, der den stetigen Substanzerhalt und Ausbau der Infrastruktur ermöglicht, beneidet man uns im Ausland.» In der Praxis birgt das System aber auch Probleme. Es gelingt den SBB kaum je, die Investitionen aus den betrieblichen Einnahmen zu finanzieren.

SBB: Das sagt der CEO zum Millionen-Minus

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Die SBB haben 2022 trotz höherem Kundenaufkommen nach Corona ein negatives Ergebnis von 245 Millionen Franken eingefahren. Bis 2030 wollen die SBB deshalb ein Kosten- und Effizienzprogramm im Umfang von sechs Milliarden Franken umsetzen.

13.03.2023

Daher müssen sie regelmässig Darlehen beim Bund aufnehmen. Doch der Bund trägt dem Bahnunternehmen regelmässig aus regionalpolitischen Motiven Eisenbahninfrastruktur-Projekte auf. Die «NZZ» bezeichnet das als fragwürdige «Geschenke».

Neue Projekte binden Kapital

Denn die neuen Angebote und Projekte seien oft nicht profitabel. Ausserdem brauche es eine gewisse Zeit, bis sie von der Bevölkerung genutzt werden. Steiger sagt: «Die grösste Herausforderung ist für uns, dass die Investitionen in Rollmaterial, Unterhaltsanlagen und so weiter bereits viel früher anfallen. Das bindet enorm viel Kapital.»

Das Unternehmen müsse regelmässig mit Milliardenbeträgen in Vorleistung gehen. Die Corona-Pandemie hat die finanzielle Situation der SBB weiter verschärft, da der Fernverkehr, der sonst viel Geld einbrachte, eingebrochen ist. Um aus dem Schuldensumpf zu kommen, brauchen die SBB nun wiederum finanzielle Unterstützung vom Bund.

Kritiker bemängeln, dass die SBB bereits in der Vergangenheit ineffizient gearbeitet habe und dass die Steuerzahler nun für die Fehler des Unternehmens aufkommen müssten.

Das ist der Plan der SBB

Um aus der Verschuldung herauszukommen, nennt Steiger drei Prioritäten: Erstens solle das Unternehmen effizienter und produktiver werden. Zweitens müsse der Fernverkehr wieder profitabel werden. Drittens wolle das Unternehmen das strukturelle Defizit im Güterverkehr beseitigen.

Steiger sagt: «Wir haben uns im Jahr 2022 den mittelfristig erwarteten Kostenanstieg angeschaut. Dabei konnten wir verschiedene Massnahmen identifizieren, mit deren Umsetzung wir bis 2030 rund 6 Milliarden Franken weniger ausgeben wollen.»