Reaktion auf Proteste Avenir Suisse: «Vielen Bauern läuft es blendend»

SDA/dmu

16.3.2024 - 10:42

Landwirte fuhren am 9. März in Wolhusen LU mit rund 125 Traktoren auf. An der Kundgebung forderten sie faire Preise und mehr Wertschätzung.
Landwirte fuhren am 9. März in Wolhusen LU mit rund 125 Traktoren auf. An der Kundgebung forderten sie faire Preise und mehr Wertschätzung.
Archivbild: Keystone

Die Lage der Landwirte in der Schweiz ist nach Ansicht der liberalen Denkfabrik Avenir Suisse besser als im Zuge der Bauernproteste vorgegeben. Die Einkommen seien stark gestiegen.

Keystone-SDA, SDA/dmu

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  • Avenir-Suisse-Ökonom Patrick Dümmler kritisiert in einem Interview die Bauernproteste in der Schweiz.
  • Den Landwirten gehe es besser, als ihre Wortführer vorgäben.
  • Die Einkommen seien seit 2015 im Schnitt fünfmal stärker als bei Haushalten ausserhalb der Landwirtschaft gestiegen.

«Die Protestführer zeichnen das Bild der armen Bauernfamilien. Doch das ist nur ein Teil der Realität», sagt Avenir-Suisse-Ökonom Patrick Dümmler den Zeitungen von «Tamedia». Das Gesamteinkommen habe 2021 pro Hof über 111'000 Franken erreicht – einen bisherigen Höchstwert. «Den Bauern ist es in den letzten zehn, fünfzehn Jahren sehr gut ergangen. Ich frage mich schon, weshalb genau sie nun protestieren.»

Die Bauernlobby verschweige, dass es mit dem «Bauernhofsterben» immer weniger Subventions-Empfänger gebe. Pro Hof bleibe damit mehr übrig. Die Einkommen seien seit 2015 im Durchschnitt um ein Drittel gestiegen – und damit fünfmal stärker, als es bei den Haushalten ausserhalb der Landwirtschaft der Fall gewesen sei, sagte Dümmler.

Der Agrarexperte sah Parallelen zum Abstimmungskampf zur 13. AHV-Rente. Da habe die linke Seite jene Rentner ins Scheinwerferlicht gestellt, denen es tatsächlich nicht gut gehe, und verschwiegen, dass es der Mehrheit der Rentner noch nie so gut gegangen sei wie heute.

Verunsicherte Landwirte

Die Bauern seien allerdings verunsichert, weil sie nicht wüssten, wie es mit der Agrarpolitik weitergehe, erklärte Dümmler. Sie wollten finanzielle Kürzungen abwehren und Strukturerhaltung betrieben. Von der Politik erwartete Dümmler eine Reform der «bürokratischen und protektionistischen» Agrarpolitik, die mehr Marktwirtschaft und Innovationen zulasse müsse. Die Sparpläne des Bundesrats begrüsste er, Potenzial ortete er etwa bei umweltschädlichen Subventionen.

In der Schweiz sind in den vergangenen Wochen hunderte Landwirte in zahlreichen Orten mit Traktoren aufgefahren und haben für bessere Arbeitsbedingungen protestiert. Den Kundgebungen vorausgegangen waren Demonstrationen von Bauern in anderen europäischen Ländern.