Bern
Die sexuell übertragbaren Infektionen nehmen weiter zu. Während die Zahl der HIV-Fälle stabil blieb, wurden im letzten Jahr mehr Ansteckungen mit Gonorrhoe, Syphilis und Chlamydien gezählt. Als Antwort darauf empfiehlt der Bund einen Safer-Sex-Check.
Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) hat am Montag seine neuste Präventionskampagne vorgestellt. Die Botschaft sei seit 30 Jahren dieselbe, sagte Simone Eigenmann, Leiterin der Sektion Prävention im BAG, vor den Medien in Bern. "Safer Sex" bleibe zentral, doch seien die Regeln angepasst worden.
Neu vermittelt das BAG zwei Regeln. Erstens: "Vaginalsex und Analsex mit Kondom." Zweitens: "Und weil's jede(r) anders liebt: Mach jetzt deinen persönlichen Safer-Sex-Check auf lovelife.ch." Die erste Regel gilt für alle. Die zweite macht "Safer Sex" zu einer individuellen Angelegenheit: Die Empfehlungen hängen vom persönlichen Verhalten ab.
Regeln je nach Sexpraktik
Wer mit dem Online-Tool den Check macht, beantwortet anonym Fragen zum Alter, der Anzahl Sexualpartner und den Sexpraktiken und erhält darauf zugeschnittene Informationen und Empfehlungen, mit weiterführenden Links.
Die Kampagne unter dem Motto "Partner wechselt. Safer Sex bleibt." dauert zwei Wochen und umfasst Plakate, einen Kurzfilm, der an Bahnhöfen ausgestrahlt wird, sowie Botschaften in Online-Medien und sozialen Netzwerken. Für die Kampagnen stehen dem BAG zwei Millionen Franken im Jahr zur Verfügung. Eigenmann erinnerte in diesem Zusammenhang daran, dass eine HIV-Infektion Kosten von rund einer Million Franken verursache.
Falsche Sicherheitsvorstellungen
Zur bisherigen Botschaft gehörte die allgemeine Regel "Kein Sperma und kein Blut in den Mund nehmen". Diese war für HIV entwickelt worden und fällt nun weg. Laut dem BAG löst sie eine falsche Sicherheitsvorstellung aus, weil Oralsex auch ohne Sperma oder Blut im Mund das Risiko einer Ansteckung mit einer sexuell übertragbaren Krankheit birgt. Der Safer-Sex-Check vermittelt dies.
Zudem fällt der Hinweis weg, bei Symptomen im Genitalbereich zum Arzt zu gehen. Der Grund dafür ist, dass nicht bei jeder Ansteckung Symptome auftreten. Entscheidend für die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung seien wechselnde Sexualpartner, hält das BAG fest. Deshalb wird neu Menschen mit wechselnden Sexualpartnern empfohlen, sich regelmässig beraten und testen zu lassen.
Sinkende Zahlen als Ziel
Die Stagnation bei den HIV-Ansteckungen sei "ein kleiner Erfolg", sagte Daniel Koch, der Leiter der Abteilung übertragbare Krankheiten im BAG. Das Ziel seien aber sinkende Zahlen. Zudem nähmen die anderen sexuell übertragbaren Krankheiten weiterhin zu.
2016 wurden 542 HIV-Fälle verzeichnet. Die Zahl der Gonorrhoe-Fälle (Tripper) stieg um 20 Prozent auf 2270, jene der Syphilis-Fälle um 15 Prozent auf 733 und jene der Chlamydien-Infektionen um 8 Prozent auf 11'013.
Häufigere und bessere Tests
Ein Teil der Zunahme ist darauf zurückzuführen, dass mehr getestet wird und dass die Tests besser geworden sind. So werden auch Fälle ohne Symptome entdeckt. Es sei aber davon auszugehen, dass die Zunahme teilweise einen tatsächlichen Anstieg der Fallzahlen widerspiegle, sagte Koch. Wie hoch dieser Anteil ist, lässt sich nicht genau beziffern.
Von Gonorrhoe, Syphilis und HIV sind Männer stärker betroffen - am stärksten Männer, die Sex mit Männern haben. Die Chlamydien-Infektionen treten häufiger bei Frauen auf. Die Krankheiten seien nicht harmlos, stellte Koch fest. Gonorrhoe könne bei Frauen zu Sterilität führen. Wichtig sei, eine Ansteckung früh zu erkennen.
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