Gemeinde stimmt über Verbot ab Zugezogene beschweren sich über Kuhglocken

Sven Ziegler

18.6.2024

Über Kuhglockengeläut gehen in Aarwangen die Meinungen auseinander. Die einen stört's – die anderen nicht. Eine junge Kuh mit einer kleinen Glocke in der Nähe von Häusern in Aarwangen.
Über Kuhglockengeläut gehen in Aarwangen die Meinungen auseinander. Die einen stört's – die anderen nicht. Eine junge Kuh mit einer kleinen Glocke in der Nähe von Häusern in Aarwangen.
Bild: sda

Zugezogene stören sich in Aarwangen BE über das Geläut von Kuhglocken in der Nacht. Deswegen muss die Gemeindeversammlung über ein Verbot entscheiden. Das Verdikt ist eindeutig. 

Sven Ziegler

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Zugezogene stören sich in Aarwangen BE über das Geläut von Kuhglocken in der Nacht.
  • Deswegen muss die Gemeindeversammlung über ein Verbot entscheiden.
  • Die Gemeindeversammlung lehnt ein Verbot klar ab.
  • Zugezogene sollen künftig proaktiv informiert werden.

Am Montagabend wurde in Aarwangen BE über Kuhglocken abgestimmt. Die Initiative zu einem möglichen Verbot wurde von zwei zugezogenen Paaren angestossen. Diese wollten das nächtliche Kuhglockengeläut verbieten.

Dieser Vorstoss rief jedoch schnell Widerstand hervor, und über 1000 Personen unterzeichneten die sogenannte Glockeninitiative, um die Kuhglocken als Teil des kulturellen Erbes von Aarwangen zu schützen. Jetzt musste deshalb die Gemeindeversammlung entscheiden. 

Der Entscheid fiel klar aus. 69 der 70 Stimmberechtigten stimmten für ein Reglement, das das nächtliche Glockengeläut als Teil der historischen Tradition des ländlichen Dorfs anerkennt. Mit nur einer Gegenstimme stimmte die Gemeindeversammlung für die Beibehaltung des Glockengeläuts rund um die Uhr, wie «20 Minuten» berichtet. 

Das neue Reglement soll vor allem Neuzugezogene über die Bedeutung der Kuhglocken informieren. Um zukünftige Konflikte zu vermeiden, plant die Gemeinde die Einrichtung einer Anlaufstelle für Lärmklagen. Diese soll zwischen den betroffenen Parteien vermitteln und Lösungen finden.

Kritik an Messungen der Polizei

Ernst Geber, dessen Kühe der Anlass für die ursprüngliche Beschwerde waren, begrüsst diese Initiative. «Wenn es diese Anlaufstelle schon früher gegeben hätte, hätte man in meinem Fall sicher eine Einigung finden können», sagt der Bauer, der selbst unter den nächtlichen Störungen gelitten hat, gegenüber «32today». 

Gemeindepräsident Niklaus Lundsgaard-Hansen betonte jedoch, dass Lärmklagen auch in Zukunft möglich bleiben, da das Lärmschutzrecht im Bundes- und kantonalen Recht verankert sei. Die Gemeinde könne daher weiterhin Massnahmen gegen das Glockengeläut ergreifen, wenn es notwendig ist.

Ein weiterer Punkt der Gemeindeversammlung war die Kritik an den bisherigen Lärmmessungen der Polizei. Andreas Baumann vom Initiativkomitee der Glockeninitiative äusserte Zweifel an der Genauigkeit der Messungen.

«Wenn zwei Mitarbeiter der Lärmschutzstelle der Polizei des Kantons Bern auf dem Feld herumspringen und einer davon misst, während der andere das Bimmeln einer Kuh nachahmt, habe ich erhebliche Zweifel, dass das den tatsächlichen Klang wiedergibt.»


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