Verhängnisvolle Instagram-Posts Berner Unternehmer zieht Kapital aus Rechtsextremen-Label ab

dor

12.9.2019

Aufmarsch von Rechtsextremen am, 13. Oktober 2007 in Appenzell.
Aufmarsch von Rechtsextremen am, 13. Oktober 2007 in Appenzell.
Bild: Keystone/Steffen Schmidt

Der Chef eines Berner Matratzenherstellers gründet einen Versandhandel, der rechtsextreme Artikel vertreibt – das hat Konsequenzen. Jetzt zieht er nicht nur seine Investition in die Firma ab.

Der Geschäftsführer der in Wangen an der Aare (BE) beheimateten Matratzenfabrik Roviva will per sofort sein Kapital aus der umstrittenen T-Shirt-Firma Fighttex abziehen. Der Verwaltungsrat hat den Rückzug von Roviva-Chef Peter Patrik Roth aus der von ihm mitgegründeten Fighttex gegenüber SRF bestätigt. «Wir haben eine Lösung parat», sagte Florian Gerber laut einem Bericht von SRF. «Diese Lösung wird heute Abend noch abgesegnet. Herr Roth ist raus, in Gottes Namen.»

Der Versandhändler Fighttext aus dem bernischen Lotzwil vertreibt das russische Rechtsextremen-Label «White Rex», das Kleider mit rechtsradikalem Inhalt herstellt. Auf den Kleidungsstücken sind laut SRF etwa Wehrmachtspistolen, Schlagringe und sogenannte Schwarze Sonnen, die an mehrere aufeinandergelegte Hakenkreuze erinnern abgebildet.

Die Schwarze Sonne ist ein Symbol der SS. Sie liess das Symbol, das als drei übereinander gelegte Hakenkreuze oder als Rad aus zwölf Sigrunen gedeutet werden kann, von KZ-Gefangenen in den Boden ihrer Kultstätte, der Wewelsburg in Nordrhein-Westfalen, einlassen. Es ist im Gegensatz zum Hakenkreuz nicht verboten, weshalb Neonazis es bis heute als Ersatz-Symbol verwenden.

«White Rex» wiederum präsentiert sich nach aussen als ein russisches Kampfsport-Label. Doch unter der Oberfläche fungiert das Label laut Medienberichten als Dreh- und Angelpunkt der rechtsextremen Kampfsport-Szene. Ihr Gründer, der bekannte russische Neonazi Dennis Nikitin, soll unter anderem Mitglieder der Partei National Orientierter Schweizer (PNOS) – eine rechtsextreme, völkisch-nationalistische Partei – trainieren.

Hälfte des Fighttex-Aktienkapitals beigesteuert

Vergangene Woche enthüllte die «Rundschau» von SRF, dass der Roviva-Geschäftsführer Peter Patrik Roth die Hälfte des Fighttex-Aktienkapitals – also 50'000 Franken – beigesteuert hatte. Die Matratzenfabrik Roviva ist laut SRF eines der ältesten Familienunternehmen der Schweiz.



Ob Roth mit dem Abzug seines Kapitals aus dem von ihm mitgegründeten Versandhändler aus den Schlagzeilen kommt, darf angezweifelt werden. Seine Verbindung zu Fighttex ist nicht nur wirtschaftlicher Natur. Roth und Fighttext-Chef Gerber sind befreundet. Gerber vertreibt nicht nur Kleider für Rechtsextreme und organisiert laut einem Handelsregistereintrag über die Fighttext AG Events – er ist zudem stellvertretender Vorsitzender der PNOS. Auch hat Roth sich immer wieder in T-Shirts mit rechtsextremen Symbolen fotografiert und diese Aufnahmen auf Instagram veröffentlicht. So soll er mit einer sogenannten «Schwarzen Sonne»: ein Symbol, 

Roths Verbindungen zur rechtsextremen Szene hat Konsequenzen: Auf Druck des Wirtschaftsverbandes Oberaargau gab Roth am Dienstag seinen Rücktritt aus dessen Vorstand bekannt. Die Präsidentin des Verbandes hat SRF zufolge ihre Bedenken gegenüber Roths politischen Ansichten geäussert.

Vergangenen Freitag hatte bereits der Schwinger Curdin Orlik bekannt gegeben, dass er seinen Sponsoren-Vertrag mit Roviva nicht verlängern werde. Er sei, so SRF, schockiert gewesen, als er von Roths «rechtem Gedankengut» erfahren habe.

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