Tödliche Wanderunfälle im AlpsteinBehörde verzichtet auf Fangnetze, stellt aber Warntafeln auf
twei
23.8.2022
Seit Ende Juni bezahlten fünf Bergfans ihren Trip rund um den Äscher mit ihrem Leben. Trotzdem agiert der Bezirksrat Schwende-Rüte bei zusätzlichen Schutzmassnahmen zurückhaltend. Das finden nicht alle gut.
twei
23.08.2022, 20:15
23.08.2022, 20:48
twei
Die Bilanz liest sich ernüchternd: Fünf Wanderinnen und Wanderer kamen in diesem Jahr während eines Ausfluges zum Äscher bereits ums Leben. Die tödlichen Unfälle ereigneten sich allesamt seit Ende Juni und beschäftigen nun auch den zuständigen Bezirksrat von Schwende-Rüte. Wie das Gremium am Dienstag mitteilte, bleibt der Status der Wege vom Äscher zum Seealpsee und zur Altenalp als «Bergwanderwege» aber unangetastet.
Wie «SRF» berichtet, befürchtet der Bezirksrat, dass zusätzliche Fallschutznetze und andere talseitige Verbauungen nicht effektiveren Schutz, sondern «ein falsches Sicherheitsempfinden» nach sich zögen. Ausserdem bezeichnete Bezirkshauptmann Bruno Huber auf Anfrage des «St. Galler Tagblatts» den Aufwand für die Instandhaltung von derlei Verbauungen als «nicht handhabbar». Dennoch erwäge man, Wege punktuell zu vereinfachen und Schutzmassnahmen anzupassen.
Der Bezirksrat wies ausserdem darauf hin, dass die Wege schon jetzt durch die rot-weissen Markierungen als «Bergwanderwege» ersichtlich seien. Dadurch müsse Wanderern klar sein, dass sie «teilweise unwegsames Gelände» erwartet. Steile Gefälle gehören dazu ebenso wie schmale, teils exponierte Wegverläufe. Gäste müssten deshalb laut Bezirksrat eine gute körperliche Konstitution mitbringen, zudem trittsicher und schwindelfrei agieren können.
Infotafel soll weitere Unfälle verhindern
Tatenlos zusehen will die Behörde angesichts der Zunahme der Unfälle zuletzt aber nicht. Ab sofort setzt das Bezirksrat auf eine Informationskampagne: Eine offensichtlich platzierte Informationstafel am Wegeinstieg Äscher soll zur Sensibilisierung Wandernder beitragen.
Um eine möglichst breite Masse anzusprechen, beinhaltet die Tafel Informationen in zwei Sprachen und veranschaulich anhand von Piktogrammen mögliche Gefahren. Von Seiten des Bezirksrates verspricht man sich von der Massnahme eine «bewusste Selbsteinschätzung ihrer Fähigkeiten» bei den Wandergästen.
Das sei besonders in letzter Zeit nicht immer gegeben gewesen. Bruno Huber habe etwa Folgendes beobachtet: «Wir stellen fest, dass sich vermehrt Leute auf die Bergwanderwege begeben, die die Anforderungen nicht erfüllen.» Dem wolle man nun mit den einfach zu verstehenden Warnhinweisen entgegenwirken.
Experte sieht «sofortigen Handlungsbedarf»
Ausserdem machte der Bezirksrat von Schwende-Rüte klar, dass auch von anderswo zur Sensibilisierung von Wanderinnen und Wanderern beigetragen werden können. Explizit zog die Behörde Appenzell Tourismus sowie Bergbahnen und Berggasthäuser in die Verantwortung.
Ob eine Infotafel reicht, um kritische Stimmen der letzten Zeit zu beschwichtigen, bleibt abzuwarten. Der Wanderexperte Rudi Spiess hatte etwa Anfang August im Gespräch mit dem «St. Galler Tagblatt» Alarm geschlagen. «Wenn ich einzelne Passagen dieses Wanderwegs genau betrachte, sehe ich sofortigen Handlungsbedarf», äusserte er deutliche Kritik. Er forderte nicht nur die Entfernung von Stolperfallen, sondern setzte sich auch für die Anbringung eines Zauns an manchen Stellen ein.