Bauernvertreter Bienensterben bekämpfen, aber bitte dann doch nicht zu sehr

tafu

10.2.2020

Das Bienensterben in der Schweiz muss bekämpft werden. Doch die Massnahmen gegen die Landwirtschaft gehen den Bauernvertretern zu weit.
Das Bienensterben in der Schweiz muss bekämpft werden. Doch die Massnahmen gegen die Landwirtschaft gehen den Bauernvertretern zu weit.
Bild: Keystone

Noch vor den Wahlen war man sich einig: Der Schutz der Insekten ist wichtig, das Bienensterben muss bekämpft werden. Doch nun wollen ausgerechnet Landwirtschaftsvertreter das Anliegen abschwächen.

Bienensterben muss bekämpft werden, darin sind sich die Wissenschaft und die Bevölkerung einig. Der massive Rückgang der Insektenpopulation ist bereits wissenschaftlich dokumentiert. Im Nationalrat soll nun über eine Motion entschieden werden, die fordert, dass Aktionspläne zur Bienengesundheit, Biodiversität und zu Pflanzenschutzmitteln sofort umgesetzt werden. 

Bereits im August 2019 hatte die nationalrätliche Umweltkommission eine Motion einstimmig gutgeheissen, in die auch die Anliegen der Petition «Insektensterben aufklären», für die 165’000 Personen unterschrieben hatten, einflossen. Deren Initianten, darunter auch der Schweizer Bauernverband (SBV), freuten sich über ihren «grossen Erfolg».

Offenbar zu früh, wie es in einem Bericht des «Tagesanzeiger» heisst. Denn der Versuch, nun das Anliegen abzuschwächen, stammt aus den Reihen der Bauern. Die Motion stand bereits zur Behandlung auf der Tagesordnung im Parlament, auf Antrag bäuerlicher Vertreter verlor sie dann aber doch ihren Platz auf der Liste. Versuche von SP-Fraktionschef Roger Nordmann, dies rückgängig zu machen, schlugen fehl.

Auch die Verwendung von Pflanzenschutzmitteln in der Landwirtschaft trägt einen grossen Teil zum Insektensterben bei.
Auch die Verwendung von Pflanzenschutzmitteln in der Landwirtschaft trägt einen grossen Teil zum Insektensterben bei.
Bild: Keystone

Massnahmen gehen zu weit

Nun soll Anfang der Woche ein zweiter Versuch erfolgen – nur in welcher Form, lässt FDP-Nationalrat und scheidender SBV-Direktor Jean Bourgeois offen. Klar sei nur, dass der verstärkte Insektenschutz auch verhältnismässig umgesetzt werden müsse. Vereinzelte Massnahmen, die in einem Bericht des Umweltdepartments Uvek erwähnt wurden, gehen den Bauernvertretern offenbar zu weit.

In dem Bericht wurde die intensive Landwirtschaft als zu grossen Teilen verantwortlich für das Insektensterben erklärt. Vom Uvek vorgeschlagene Massnahmen sind unter anderem strengere Richtwerte für ökologisch wertvolle Flächen im Landwirtschaftsgebiet, ein verbindlicher Absenkpfad für landwirtschaftliche Ammoniakemissionen sowie Direktzahlungen nur noch an Bauern, die Pflanzenschutzmittel mit geringem Umweltrisiko verwenden.

Die Bauernvertreter könnten nun den Versuch wagen, das Massnahmenpaket in eine andere Richtung zu lenken, denn neben der Landwirtschaft wurden in dem Bericht auch andere Bereiche wie etwa die Lichtverschmutzung durch Siedlungen identifiziert. Ob das gelingt, hängt von den Stimmen der Politiker der Mitte-Fraktion ab.

Der Sprecher vom Imkerverband Bienen Schweiz, Martin Schwegler, hält das Ganze für ein «gefährliches Spiel». «Vor den Wahlen werden populäre Anliegen unterstützt, nach den Wahlen krebst offenbar ein Teil der Politiker wieder zurück», so Schwegler. Man gehe aber trotzdem davon aus, dass es die Landwirtschaftsvertreter «ernst mit dem Insektenschutz» meinen, denn auch für die Landwirtschaft sei eine intakte Insektenwelt und Biodiversität von existentieller Bedeutung.

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