Riskante Arbeitsbedingungen Billetkontrolleure fürchten um ihre Sicherheit

tmsc

17.2.2019

In letzter Zeit sind SBB-Kontrolleure auf etlichen Strecken ganz alleine unterwegs – weder die Betreuung der Passagiere, noch die eigene Sicherheit könne dadurch gewährleistet werden. (Symbolbild)
In letzter Zeit sind SBB-Kontrolleure auf etlichen Strecken ganz alleine unterwegs – weder die Betreuung der Passagiere, noch die eigene Sicherheit könne dadurch gewährleistet werden. (Symbolbild)
Bild: Keystone / Christian Beutler

Der SBB-Fahrplanwechsel vom vergangenen Dezember offenbart langsam aber sicher mehr negative als positive Aspekte – zumindest nach Ansicht vieler Billetkontrolleure. Weil sie vielfach nur noch alleine unterwegs seien, können sie das erwartete Arbeitspensum gar nicht mehr stemmen. Auch in puncto Sicherheit sei eine derartige Arbeitssituation kaum tragbar.

Unter den Billetkontrolleuren der SBB macht sich aktuell Unmut breit, wie nun ein Artikel auf «blick» enthüllt. So klagen die Mitarbeiter der SBB über suboptimale Arbeitsbedingungen. Andreas Menet, seines Zeichens Präsident des Zugpersonalverbands (ZPV), identifiziert ein ganz konkretes Ereignis der jüngsten Vergangenheit als Auslöser für die schlechte Stimmung unter den Bediensteten: «Seit dem Fahrplanwechsel vom 8. Dezember 2018 sind wir oft allein unterwegs – selbst auf sehr langen Strecken und sehr langen Zügen mit hohem Passagieraufkommen.» Das mache nicht nur die Ausführung des Jobs schwierig, denn zudem seien damit auch erhebliche Sicherheitsrisiken für das Personal verknüpft.

Die angemessene Betreuung von bis zu 800 Reisenden sei für einen einzelnen Kontrolleur nahezu ein Ding der Unmöglichkeit, insbesondere wenn zu allem Überfluss auch noch technische Störungen die Weiterreise behindern würden. Dass SBB-Kontrolleure vor allem nach 22 Uhr alleine unterwegs seien, sei zudem in letzter Zeit zur besorgniserregenden Regel geworden. «Das gefährdet die Sicherheit des Personals. Die SBB hatten uns im Vorfeld versprochen, dass das nicht passieren werde», so Menet.

Konkret spielt Menet darauf an, dass das Bahnpersonal seit dem Fahrplanwechsel nicht nur permanent zwischen Regional- und Fernverkehr wechseln müsse, sondern auch verstärkt an Bahnhöfen als Kundenbegleiter eingesetzt werde – gekleidet in gelbe Warnwesten sind sie so für Fahrgäste direkt als Ansprechpartner zu erkennen. Kurzfristig kann es auch sein, dass für regionale Grossereignisse oder stark befahrene Strecken Zusatzpersonal bereitgestellt wird – entsprechend weniger Kontrolleure finden sich dann auf anderen Streckenabschnitten. Generell erachtet Menet diese Flexibilität zwar als sinnvoll, doch in letzter Zeit seien entsprechende Situationen statt zur Ausnahme eben zur Regel geworden: «Ständig werden aus irgendeinem Grund Leute abgezogen, und wir sind dann oft allein unterwegs.»

Bei der Verkehrsgesellschaft stiess die Kritik Menets indes auf taube Ohren: «Es gilt nun seit zwei Monaten. Nach so kurzer Zeit lässt sich noch kein belastbares Fazit ziehen», so die SBB, die damit ganz klar das neue Konzept verteidigte. Es sei bereits vielfach positives Feedback geäussert worden, insbesondere was die flexibleren Arbeitszeiten angehe. Menet kritisiert die SBB für solche Aussagen: «Die SBB reden die Probleme schön.» 

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