TCS prüft Klage Birsfeldens Bussenflut wird zum Vorbild für weitere Gemeinden

Sven Ziegler

3.11.2025

Die Gemeinde Birsfelden BL hat seit Einführung der automatischen Durchfahrtskontrolle zehntausebde Bussen ausgestellt. (Archivbild)
Die Gemeinde Birsfelden BL hat seit Einführung der automatischen Durchfahrtskontrolle zehntausebde Bussen ausgestellt. (Archivbild)
sda

Mit einem Kamerasystem erfasst Birsfelden alle Autos, die das Dorf ohne Bewilligung in weniger als 15 Minuten durchqueren – und verteilt Tausende Bussen. Jetzt interessieren sich andere Gemeinden für das Modell.

Sven Ziegler

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Birsfelden hat mit einem neuen Kamerasystem innert Wochen Zehntausende Autofahrer gebüsst.
  • Die Gemeinde will damit den Schleichverkehr stoppen und muss nun sogar Personal aufstocken.
  • Der TCS prüft rechtliche Schritte, da das Bundesgericht ähnliche Systeme bereits eingeschränkt hat.

Über Nacht wurde die Baselbieter Vorortsgemeinde international bekannt: Seit September greift in Birsfelden ein neuartiges Regime gegen Schleichverkehr. Kameras erfassen sämtliche Kontrollschilder; wer das Dorf auf definierten Quartierachsen innert weniger als 15 Minuten ohne Ausnahmebewilligung durchquert, zahlt.

Doch die automatische Kontrolle sorgt für eine wahre Bussenflut. Mehr als 1000 Autofahrerinnen und Autofahrer missachten täglich das Fahrverbot – und spülen der Gemeinde so hohe Summen in die Kasse. Inzwischen hat Birsfelden mehrere Hunderttausend Franken an Bussen eingenommen.

Die Folge: Der Polizeiposten ist überrannt, die Verwaltung richtet ein Online-Formular für Reklamationen ein. Laut der «NZZ» werde nun auch zusätzliches Personal gesucht.

Auf Jobportalen sucht Birsfelden derzeit eine neue Sachbearbeiterin oder einen Sachbearbeiter für die Durchfahrtskontrolle in einem 80- bis 100-Prozent-Pensum. «Die Aufstockung ist nötig, um den Ansturm über längere Zeit zu bewältigen», erklärt Gemeindeverwalter Martin Schürmann gegenüber der Zeitung.

Andere Gemeinden wollen ebenfalls neues System einführen

Auch andere Gemeinden planen nun die Einführung eines ähnliches System, wie die Zeitung weiter schreibt. In der Innerschweiz will etwa Cham ab 2027 ein ähnliches System einführen. Ziel des Projekts «Autoarmes Zentrum» sei es, den Verkehr «wirkungsvoll auf die Umfahrungsstrasse zu lenken».

Doch die automatisierte Überwachung ist juristisch heikel. Der TCS kündigte gegenüber «SRF» an, die Birsfelder Regelung rechtlich prüfen zu lassen. Denn ähnliche Systeme wurden in der Vergangenheit vom Bundesgericht gestoppt: Die Richter sahen in der automatischen Fahrzeugfahndung (AFV) einen schweren Eingriff in die persönliche Freiheit.

Schürmann betont, Birsfelden habe die Bundesgerichtsentscheide berücksichtigt. Die Regeln gälten nur auf Gemeindestrassen, das Reglement sei vom Kanton genehmigt, und auch der Datenschutzbeauftragte habe zugestimmt.