Susanne Schmetkamp wird den Moment niemals vergessen, als sie die Nachricht vom Tod ihres kleinen Sohnes Tony erhielt. «Ich habe nur geschrien. Sehr, sehr, sehr lange geschrien», erzählt sie in der SRF-Sendung «Sternstunde der Nacht». Tony, noch nicht einmal sechs Jahre alt, wurde kurz vor Weihnachten 2022 auf dem Weg in den Kindergarten von einem Lastwagen erfasst und tödlich verletzt.
Der Unfall sorgte weit herum für grosse Bestürzung und veränderte das Leben der Frau für immer. Schmetkamp, eine Philosophin und Ethikerin, war plötzlich in der Realität einer Mutter gefangen, der das Liebste genommen wurde.
«Es fühlte sich an, als würde einem ein Teil des Herzens aus dem Leib gerissen», beschreibt Schmetkamp die Qual, die sie erlebte, als sie am Unfallort eintraf. In den Tagen und Wochen danach habe sich ihr Leben in zwei verschiedene Wirklichkeiten geteilt. Auf der einen Seite lief der Alltag scheinbar geordnet weiter, auf der anderen herrschte ein lähmender Stillstand. «Man lebt in verschiedenen Zeiten und Wirklichkeiten», erklärt sie im Gespräch mit der Philosophin Barbara Bleisch.
Trauer ist allgegenwärtig
Tony ist nicht das erste Kind, das Schmetkamp verloren hat. Bereits vor elf Jahren erlebte sie den Verlust eines Neugeborenen, das nur einen Tag nach der Geburt starb. Auch der Tod ihres Vaters, als sie erst 13 Jahre alt war, hat tiefe Spuren in ihrem Leben hinterlassen.
Doch der Verlust eines Kindes, das man bedingungslos liebt und für dessen Schutz man verantwortlich ist, sei eine unerträgliche Last, die an der eigenen Identität rüttelt. «Es ist, als würde das Kind, mit dem man leiblich verbunden war, erneut aus dem Leib geholt. Aber nicht um zu leben, sondern um zu sterben», beschreibt sie den Schmerz.
Heute, anderthalb Jahre nach Tonys Tod, ist die Trauer immer noch allgegenwärtig. «Eigentlich mag ich nicht einmal sagen ‹immer noch›, denn es kann sein, dass das immer so bleibt», sagt Schmetkamp leise. Sie hat gelernt, wieder zu arbeiten und sich um ihre Familie zu kümmern, doch die Verzweiflung bleibt. Über den Verlust hinwegzukommen, sei unmöglich. «Über solche Einbrüche des Schicksals kann man nicht hinwegkommen. Sondern nur, wenn überhaupt, mit ihnen zurechtkommen.»