«Kein Fracking»Bürgerliche wollen Gas unter dem Genfersee anzapfen
phi
24.8.2022
Unter dem Genfersee schlummert Gas, das die neue bürgerliche Regierung gern fördern möchte. Gefahr für die Umwelt bestehe nicht, sagt ein beteiligter Unternehmer. Die Grünen kündigen Widerstand an.
phi
24.08.2022, 10:54
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Die Untersuchung in der Waadtländer Gemeinde Noville war damals ein voller Erfolg: Bei einer Probebohrung von 4000 Meter Tiefe wurde Gas entdeckt. Philippe Petitpierre, der an der Bohrung beteiligt war, identifiziert das Vorkommen als «Tight Gas».
Laut dem Unternehmer bedeutet das, dass keine Chemikalien nötig seien, um den Rohstoff zu fördern. «Die vorgefundene Gasart hat nichts mit Schiefergas zu tun und erfordert daher kein Fracking», erklärte er dem «Tages-Anzeiger». Es sei daher unwahrscheinlich, «dass die Bohrung mit dem Wasser des Genfersees in Berührung kommt».
Die Alliance vaudoise, also die Waadtländer Allianz, die seit März die Geschicke des Kantons leitet, will dieses Vorkommen nun anzapfen. Die bürgerliche Koalition aus FDP, Mitte und SVP hat eine Energie-Taskforce ins Leben gerufen, die auch die lokale Gasförderung ins Visier nimmt.
So kann Kantonsrat Marc-Olivier Buffat nicht nachvollziehen, warum die Schweiz Flüssiggas aus der Ferne importieren soll, wenn eine lokale Gasförderung möglich wäre. Der Waadtländer FDP-Präsident will parallel auch erneuerbare Energien fördern. Selbst wenn es bis zu zehn Jahre dauern könnte, bis Gas fliesst, sei es für eine «sichere und autonome Gasversorgung» wichtig, so Buffat.
Das sehen allerdings nicht alle so. Seit 2011 existiert ein Moratorium, das die Vergabe von Fördergenehmigungen verbietet. 2018 hat das Waadtländer Parlament einem Verbot der Schiefergasförderung zugestimmt, wobei es bei 103 Ja-Stimmen nur 9 Gegenstimmen gab. 23 Abgeordnete haben sich enthalten.
Die Präsidentin der Waadtländer Grünen kündigte dann auch Widerstand an, falls das Projekt Realität werden sollte. «Sollte der Kantonsrat zustimmen, lancieren wir ein Referendum dagegen», kündigte Alice Genoud an. «Die Waadtländerinnen und Waadtländer sind bei Umweltthemen sehr sensibel, darum bin ich mir sicher, dass das Volk den bürgerlichen Traum zur Förderung von Schiefergas an der Urne beenden würde.»