Bahn Bund schreitet wegen defekter Zugtüren ein

SDA

23.8.2019 - 17:31

«Die Bahn muss weiter funktionieren», sagt SBB-Chef Andreas Meyer. Die SBB müssen nach dem Tod eines Zugbegleiters Defekte am Einklemmschutz der Wagentüren beheben.
«Die Bahn muss weiter funktionieren», sagt SBB-Chef Andreas Meyer. Die SBB müssen nach dem Tod eines Zugbegleiters Defekte am Einklemmschutz der Wagentüren beheben.
Source: Keystone/Peter Klauzner

Immer wieder kommt es an den Türen des Einheitswagens IV (EW IV) zu massiven Defekten — im August starb ein Zugbegleiter eingeklemmt in einer Tür. Nun will die SBB sämtliche Wagen überholen.

Die SBB haben bei Kontrollen 500 Mängel an den Türen des Einheitswagens IV (EW IV) entdeckt. Ein solcher Defekt hatte Anfang August zum Tod eines Zugbegleiters geführt. Die Wagen bleiben in Betrieb, müssen aber überholt werden.

Das Bundesamt für Verkehr (BAV) ordnete am Freitag mehrere Massnahmen zum Schutz von Passagieren und Personal an. Dazu gehören die Verbesserung der Anzeige im Führerstand zum Schliesszustand der Türen und der Ersatz der Türsteuerung. Diese Anordnung erliess das BAV gestützt auf einen Zwischenbericht der Schweizerischen Sicherheitsuntersuchungsstelle (SUST), der am Mittwoch publiziert worden war.

Die SUST hatte festgestellt, dass die bestehende Parallelschaltung bei den Türen der EW IV-Wagen dazu führen kann, dass die Türen dem Lokführer als geschlossen gemeldet werden, obwohl dies nicht der Fall ist. Das BAV verlangt, dass die SBB dieses System bis Ende Oktober so anpassen, dass es dem Lokführer den korrekten Zustand der Türen anzeigt.

Eingeklemmt und mitgeschleift

Gemäss SUST-Bericht funktioniert auch der Einklemmschutz bei den Türen nicht zuverlässig. Diese Fehlfunktion hatte am ersten Augustwochenende dazu geführt, dass ein 54-jähriger Zugchef in Baden AG von einer Türe eingeklemmt und mehrere Kilometer mitgeschleift wurde. Der Lokführer bemerkte den Unfall nicht. Der Zugchef starb an den Folgen seiner Verletzungen.

Die SBB müssen nun bis Ende Oktober aufzeigen, wie und bis wann die Türsteuerungen ersetzt werden. Bis diese Massnahme umgesetzt ist und die Anzeige im Führerstand korrekt funktioniert, müssen die SBB mit betrieblichen Massnahmen die Sicherheit gewährleisten.

Wagen rollen weiter

Alle Mängel würden so schnell wie möglich behoben, versicherten die Verantwortlichen der SBB am Freitag vor den Medien. «Wir werden die Türen umbauen, so dass sie sicherer werden», sagte Toni Häne, Leiter Personenverkehr der SBB. Die in den 1980-er Jahren in Betrieb genommenen Wagen aus dem Verkehr zu ziehen, ist keine Option für die SBB: EW IV sollen laut Häne noch bis in die 2030-er Jahre weiter rollen.

Auch das BAV sieht keinen Anlass, die Wagen von der Schiene zu holen. Die verfügten Massnahmen seien ausreichend, um den sicheren Betrieb zu gewährleisten, erklärte BAV-Vizedirektor Rudolf Sperlich, Leiter Abteilung Sicherheit, vor den Medien. Das gelte sowohl für die Passagiere als auch für das Personal. «Reisen mit EW IV-Zügen ist sicher».

Hohe Fehlerquote

Neben der verbesserten Anzeige und dem Ersatz der Türsteuerung hat das BAV ein externes Audit angeordnet. Die hohe Fehlerquote wirft Fragen auf: «Wenn wir feststellen, dass trotz der Kontrollen so viele Mängel aufgetreten sind, müssen wir uns fragen, woher das kommt», sagte Sperlich.

Das BAV verlangt daher von den SBB, dass sie Organisation und Abläufe beim Fahrzeugunterhalt durch ein externes Unternehmen überprüfen lassen. Untersucht werden sollen etwa Instandhaltungsprozesse, Fachwissen oder der Umgang mit Störungsmeldungen.

Der Zeitplan und das Pflichtenheft für das Audit müssen bis Ende Oktober stehen. Je nachdem, welche Resultate das Audit bringe, würden weitere Schritte geprüft, sagte Sperlich. Schliesslich müssen die SBB überprüfen, ob bei vergleichbaren Wagenflotten ähnliche Risiken bestehen.

Gewerkschaft zufrieden

Die Gewerkschaft des Verkehrspersonals (SEV) begrüsst die Anordnungen des BAV. Die geplanten Massnahmen gingen «absolut in die richtige Richtung», heisst es in einer Mitteilung. Das BAV untermauere die Forderungen, die der SEV bereits an die SBB gestellt habe.

Das Audit werde ans Licht bringen, dass es im Unterhalt zu wenig Personal habe, ist die Gewerkschaft überzeugt. Die SBB müssten Leute anstellen, in deren Ausbildung investieren und dafür sorgen, dass es im Unterhalt künftig genügend qualifiziertes Personal habe. Die gleiche Forderung erhebt die Gewerkschaft auch für die Kundenbegleiter. Es brauche genügend geschultes Personal auf den Zügen.

Bilder aus der Schweiz

Zurück zur Startseite