Viertelfinal im Corona-Hotspot Bundesrat erlaubt Flüge nach Sankt Petersburg trotz steigender Fallzahlen

tafi/SDA/dpa/AFP

1.7.2021

Die Schweizer Fans hatten bei der Fussball-EM zuletzt viel Grund zum Jubeln. Dass der Viertelfinal der Nati gegen Spanien im Corona-Hotspot St. Petersburg in einem halbvollen Stadion ausgetragen wird, liegt laut UEFA in der Verantwortung der lokalen Behörden.
Die Schweizer Fans hatten bei der Fussball-EM zuletzt viel Grund zum Jubeln. Dass der Viertelfinal der Nati gegen Spanien im Corona-Hotspot St. Petersburg in einem halbvollen Stadion ausgetragen wird, liegt laut UEFA in der Verantwortung der lokalen Behörden.
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Die russischen Behörden verzeichnen immer neue Rekordwerte an Corona-Fällen. Das Viertelfinal-Spiel der Fussball-Europameisterschaft soll am Freitag in St. Petersburg trotzdem wie geplant angepfiffen werden.

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Ausgerechnet in einem Corona-Hotspot findet das Schweizer Fussballspiel des Jahres statt. In St. Petersburg wird am Freitag der EM-Viertelfinal zwischen Spanien und der Schweiz ausgetragen. In der russischen Metropole aber spitzt sich auch die Corona-Lage zu. Die Behörden meldeten zuletzt 1500 Neuinfektionen innerhalb eines Tages. 111 Menschen starben demnach innerhalb von nur 24 Stunden mit dem Virus.

Dennoch soll die Hälfte der mehr als 60'000 Plätze beim letzten EM-Spiel im Stadion in der Ostsee-Stadt besetzt werden. Die UEFA hält unbeirrt an ihren Zuschauerplänen für das Fussballspiel fest – und gibt die Verantwortung weiter. Die Massnahmen seien an jedem Spielort der Fussball-Europameisterschaft mit den Regularien der zuständigen Gesundheitsbehörden abgestimmt, teilte der Verband am Donnerstag auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa mit.

Lokale Behörden für Zuschauerzahlen zuständig

Laut Daniel Koch sei es «nicht völlig auszuschliessen, dass Veranstaltungen und Versammlungen letztlich zu einer lokalen Erhöhung der Fallzahlen führen könnten». Der frühere BAG-Experte und jetzige medizinische Berater der UEFA ergänzte, dass dies «nicht nur für Fussballspiele gelten» würde, «sondern auch für alle Situationen, die nun im Rahmen der von den zuständigen örtlichen Behörden beschlossenen Lockerungsmassnahmen erlaubt sind».



Bei der Fussball-EM liegt die finale Entscheidung über die Anzahl der zugelassenen Zuschauer bei den Spielen und die Einreisebestimmungen gemäss UEFA eindeutig im Verantwortungsbereich der lokalen Behörden. Laut Wladimir Putin habe Russland allerdings keine Wahl. Der russische Präsident sagte in einer TV-Ansprache am Mittwoch: «Wir sind zunächst einmal gezwungen gewesen, unseren Verpflichtungen nachzukommen.»

St. Petersburg gilt derzeit neben Moskau als einer der grössten Infektionsherde in Russland. Und natürlich macht das Virus keinen Bogen um Fussballfans: Die finnischen Behörden hatten mitgeteilt, dass bereits fast 300 Zuschauer des Spiels Finnland gegen Belgien, das am 21. Juni in St. Petersburg stattgefunden hatte, positiv auf Corona getestet worden seien.

Bundesrat will Flüge nach Russland nicht verbieten

Gehört Russland wegen der vielen Ansteckungen mit der Delta-Variante also auf die Risikoliste des BAG? – Gesundheitsminister Alain Berset reagierte am Mittwoch vor Medien ausweichend: Man habe diese Frage erörtert, aber aus verschiedenen Gründen verzichtet, dies so zu beschliessen, so der Bundesrat.



Um nach Russland zu reisen, müsse man nachweisen, dass man nicht infiziert ist. Bei der Rückkehr in die Schweiz werde das nochmals angeschaut. Man wolle nicht die Flüge verbieten, sondern sicherstellen, dass die Regeln bezüglich Reisen und Quarantäne auch angewendet werden.

Daniel Koch macht im Namen der UEFA derweil Hoffnung: Die europaweiten Impfkampagnen und Grenzkontrollen würden «dazu beitragen, dass in Europa keine neue grosse Welle startet und die jeweiligen Gesundheitssysteme unter Druck setzt, wie dies bei den vorherigen Infektionswellen der Fall war».