Aussenpolitik Bundesrat stellt neue Strategie vor — doch der Nahostkonflikt kommt nicht vor

SDA/red.

30.1.2020

Bundesrat Cassis stellt am Donnerstag die neue Auslandstrategie der Schweiz vor.
Bundesrat Cassis stellt am Donnerstag die neue Auslandstrategie der Schweiz vor.
Keystone

Der Bundesrat legt erstmals neben Schwerpunkten auch Ziele fest: Frieden und Sicherheit, Wohlstand, Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Das Verhältnis der Schweiz zur EU sei nach wie vor eine Schlüsselfrage. 

Zu Beginn der Medienkonferenz sagt der Bundesrat, dass man die Entwicklung des Coronavirus verfolge. Danach stellt Bundesrat Cassis die Strategie vor. Es sei die dritte dieser Art: Der Bundesrat hatte das Aussendepartement (EDA) 2011 beauftragt, alle vier Jahre ein solches Dokument auszuarbeiten.

Die Strategie diene dem Bundesrat und der Verwaltung als Kompass, sagt Cassis. Das 44-seitige Dokument ist am Donnerstag veröffentlicht worden.

Das Novum sei: Die Strategie sei breit abgestützt und alle Departements seien involviert gewesen. «Wir versuchen, die Kohärenz im Bundesrat zu gewährleisten.» Mehr als ein Jahr habe dieser Prozess gedauert.

Ein Journalist fragt, ob Bewegung gekommen sei in die Gespräche hinter den verschlossenen Türen in Bezug auf das Abkommen mit der EU. Cassis antwortet: «Je länger man sich beschäftigt, desto weniger kann man etwas über den zeitlichen Rahmen sagen. Man wird vorsichtig. Aber für uns ist klar: Wir wollen den bilateralen Weg konsolidieren.» Der Ball liege jetzt bei der Schweiz.  Das Verhältnis der Schweiz zu Europa bleibe die Schlüsselfrage ihrer Aussenpolitik, heisst es in der Strategie.

Gibt es einen Plan B, wenn die Kündigungsinitiative angenommen wird? «Wir müssten uns in diesem Fall neu erfinden. Es wäre wie der Brexit für die Briten.» Aber der Plan B sei nicht der Plan A des Bundesrats. 

Digitalisierung als Schwerpunkt

Auch neu ist die Digitalisierung als Schwerpunkt. Der Bundesrat will das internationale Genf als globalen Hub für die Gestaltung der digitalen Gouvernanz positionieren.

Zum Schwerpunkt «Frieden und Sicherheit» gehört das Ziel, dass die Schweiz als nichtständiges Mitglied in den Uno-Sicherheitsrat gewählt wird und dort ein glaubwürdiges Engagement verfolgt. Dadurch leiste sie einen Beitrag zu einer friedlichen, auf Regeln basierenden internationalen Ordnung und zur Effizienz der multilateralen Gremien, sagt der Bundesrat. 

Kohärent umsetzen

«Wir sind ein reisefreudiges Land», sagt Cassis weiter. Rund 2,5 Mal mehr als der europäische Durchschnitt würden die Schweizer reisen.

Heute gebe es kaum ein innenpolitisches Themenfeld, das nicht auch eine starke internationale Dimension habe. Die Aussenpolitische Strategie sei deshalb zum ersten Mal interdepartemental erarbeitet worden. Damit will der Bundesrat die Aussenpolitik breiter abstützen und Kohärenz sicherstellen. «Aussenpolitik und Innenpolitik sind verschränkt.»

Damit die Schweiz ihre Erfolgsgeschichte fortschreiben könne, müsse sie aber nicht nur wissen, was sie mit ihrer Aussenpolitik wolle, heisst es im Schlusswort der Strategie. Ebenso wichtig sei die kohärente Umsetzung.

Die Frage taucht auf: Wie geht es weiter im Nahen Osten? Und vor allem: Wieso kommt der Palästinakonflikt nicht vor in der neuen Auslandstrategie? Cassis sagt: «Wir müssen den Plan zuerst studieren. Es sind 190 Seiten.» Aber es gelte: Beide Parteien, Israel und Palästina, müssten zusammen an den Tisch sitzen.

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