Grösster Coup der Schweizer Glücksspielbranche Chinesische Arbeiter erbeuten in Zürcher Casino 130'000 Franken

Dominik Müller

18.6.2024

Im Casino in Zürich hat im Frühling eine chinesische Betrügerbande zugeschlagen.
Im Casino in Zürich hat im Frühling eine chinesische Betrügerbande zugeschlagen.
Symbolbild: Keystone

Eine chinesische Betrügerbande erbeutete im Zürcher Casino 130'000 Franken. Ihre Masche funktionierte mit einem präparierten Mobiltelefon und viel Geschick.

Dominik Müller

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Eine chinesische Betrügerbande hat im Zürcher Casino im März 130'000 Franken erbeutet.
  • Es soll sich um den grössten bekannten Coup der Schweizer Glücksspielbranche handeln.
  • Dazu benutzten sie beim Spiel Punto Banco eine versteckte Kamera, etwas Ablenkung und zählten Karten.
  • Bei den Betrügern handelte es sich nicht um Profis. Sie arbeiteten in Textilfabriken um die norditalienische Stadt Prato.

Eine Betrügerbande hat das Zürcher Casino im März um 130'000 Franken geprellt. Es handelt sich um den grössten bekannten Coup der Schweizer Glücksspielbranche, wie die «NZZ» berichtet.

Demnach haben sich elf chinesische Frauen und Männer eines Tricks bedient, um beim Glücksspiel Punto Banco gemeinsam abzuräumen. Das geht aus einem Strafbefehl gegen einen Mittäter hervor.

Die Masche ist in der Glücksspielszene bekannt, im Internet sind sogar Anleitungen zu finden. Es braucht dafür nur ein präpariertes Mobiltelefon, etwas Ablenkung und das Zählen der Karten.

Das Spiel Punto Banco ist eine Abwandlung des Kartenspiels Baccarat. Ziel des Spiels ist es, mit zwei oder maximal drei Karten neun Punkte zu erzielen oder zumindest näher an neun Punkte heranzukommen als der Gegner. Zu Beginn mischt der Croupier die Karten, bevor diese von einem Spieler mit einer Karte «coupiert» – sprich in zwei Kartenstapel geteilt – werden.

Geschickte Hände und eine versteckte Kamera

Rund 40 Minuten vor dem eigentlichen Spiel setzen sich zwei Komplizen an den Spieltisch. Als der Croupier den Kartenstapel hinstellt, damit dieser mit einer schwarzen Schneidekarte in zwei Kartenstapel geteilt werden kann, lenkt ein Betrüger für einen Moment die Aufmerksamkeit des Croupiers auf sich.

Das genügt dem zweiten Täter, um mit der Schneidekarte über den Kartenstapel zu fahren und die Karten mit dem Daumen so aufzufächern, dass die Ecken für die Kamera am präparierten Handy im Jackenärmel kurz sichtbar werden.

Danach verlassen die Komplizen das Casino. Draussen werden die heimlich gemachten Aufnahmen studiert und sich die Reihenfolge der Karten gemerkt. Kehren sie danach an einen Spieltisch zurück, ist das das Zeichen für weitere Komplizen, sich an denselben Tisch zu setzen.

«Chinese Eleven» in Zürich

Ab da ist das Prinzip simpel: Setzt der Betrüger mit der Reihenfolge der Karten im Kopf einen hohen Betrag, ziehen die anderen nach und setzen auf das gleiche Feld. Hat die Gewinnsumme ein paar Tausend Franken erreicht, wird der Tisch verlassen. Im Abstand von ein paar Stunden wird dasselbe Szenario wiederholt.

Als die Chinesen am 27. März zum dritten Mal ins Zürcher Casino ausrückten, fliegen sie auf. «Wir konnten den Betrug mithilfe der Videoüberwachung und der wachsamen, erfahrenen Mitarbeitenden aufdecken», sagt Casino-Direktor Marcus Jost zur «NZZ». Dass eigene Mitarbeiter am Betrug beteiligt gewesen seien, könne man ausschliessen.

In Anlehnung an den Hollywood-Klassiker «Ocean’s Eleven» sei gemäss «NZZ» in in Zürcher Ermittlerkreisen seit dem Fall von «Chinese Eleven» die Rede. Doch im Unterschied zu den schillernden Figuren, die George Clooney, Brad Pitt und Julia Roberts im Film verkörpern, handelt sich bei der Zürcher Bande um keine Profigauner, sondern Arbeiter aus Textilfabriken um die norditalienische Stadt Prato.

Per Strafbefehl verurteilt

Inzwischen sind neun Mitglieder der Bande per Strafbefehl verurteilt worden, in acht Fällen sind diese aber noch nicht rechtskräftig. Der mutmassliche Drahtzieher wird sich voraussichtlich vor dem Bezirksgericht in Zürich verantworten müssen.

Wie viel vom gestohlenen Geld in der Höhe von 130'000 Franken das Casino zurückerhalten wird, ist noch unbekannt.


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