Alt Ständerätin und SP-Präsidentin Christiane Brunner ist tot

Stefan Michel

18.4.2025

Christiane Brunner, ehemalige Gewerkschaftspräsidentin aus Genf, Ständerätin und SP-Präsidentin ist im Alter von 78 Jahren gestorben.
Christiane Brunner, ehemalige Gewerkschaftspräsidentin aus Genf, Ständerätin und SP-Präsidentin ist im Alter von 78 Jahren gestorben.
KEYSTONE

Die ehemalige Ständerätin und SP-Präsidentin Christiane Brunner ist tot. Die Genfer Gewerkschafterin wurde 78 Jahre alt. Ihre Familie bestätigt am Freitag gegenüber der Keystone-SDA entsprechende Medienberichte.

Stefan Michel

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  • Die Gewerkschafterin und frühere SP-Präsidentin Christiane Brunner ist im Alter von 78 Jahren gestorben.
  • Die Genfer Politikerin prägte die Frauenbewegung in der Schweiz. In die Geschichte ein ging insbesondere ihre Nichtwahl in den Bundesrat 1993.
  • Brunner sei am Freitagmorgen verstorben, bestätigte der Sohn der einstigen National- und Ständerätin gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Gewerkschafterin, Juristin, Sozialdemokratin, Feministin: Christiane Brunner prägte die politische Landschaft der Schweiz in den 1990er-Jahren wie kaum eine andere Frau, schreibt «Le Temps» in einem Nachruf.

Ihr Gesicht und ihre unbeirrbare Entschlossenheit standen sinnbildlich für eine Ära des gesellschaftlichen Umbruchs. Die gebürtige Genferin starb laut Angaben ihrer Familie im Alter von 78 Jahren.

Brunner engagierte sich über Jahrzehnte hinweg auf unterschiedlichsten Ebenen der Politik: Als Mitglied des Genfer Grossen Rates, später als Nationalrätin, Ständerätin und Präsidentin der SP Schweiz von 2000 bis 2004.

Ihre politische Karriere begann bereits in den 1980er-Jahren und war eng mit den Themen Gleichstellung, Arbeitsrecht und soziale Sicherheit verknüpft.

Sozialdemokratische Juristin aus konservativen Verhältnissen

Noch 2021 sprach sie in ihrer Wohnung in Genf über den 14. Juni – das Datum des Frauenstreiks – als ein Moment tiefer persönlicher Rührung. Nach ihrem Rückzug aus der Politik 2007 gab sie keine Empfehlungen für aktuelle feministische Kämpfe ab.

Ihre Kindheit war von Entbehrungen geprägt. Sie sprach selten darüber, erwähnte aber einen gewalttätigen Vater und ein konservatives Elternhaus. Ihre Mutter wollte sie nach der Schulzeit zur Kassiererin bei Migros machen. Doch eine engagierte Lehrerin meldete sie heimlich zu einem Stipendienwettbewerb an – der Beginn einer beachtlichen Bildungs- und Berufslaufbahn. Brunner studierte Jura, spezialisierte sich auf Arbeits- und Sozialrecht und arbeitete eng mit Gewerkschaften zusammen.

Politisiert durch die Studentenbewegung der späten 1960er-Jahre trat sie der SP bei – ihrer Meinung nach die einzige Partei mit echter Gleichstellungsperspektive. 1982 wurde sie Präsidentin des Verbands der öffentlichen Dienste, 1992 übernahm sie die Führung des Metall- und Uhrenarbeiterverbands und führte später dessen Fusion mit dem Bau- und Industriesyndikat zur heutigen Unia an.

Tiefpunkt: Verhinderte Wahl in den Bundesrat

Brunner war nicht nur Kämpferin, sondern auch Brückenbauerin. Gerüchten zufolge pflegte sie als SP-Präsidentin eine konstruktive Beziehung zu Ueli Maurer, dem damaligen Präsidenten der SVP. Selbst ihre tief religiöse Mutter, die ihre Tochter als «Teufelin» sah, wählte sie – gemeinsam mit ihrer ganzen Kirchgemeinde.

Ihr bedeutendstes politisches Trauma erlebte sie 1993. Als offizielle SP-Kandidatin für den Bundesrat wurde sie vom Parlament übergangen – zugunsten eines Mannes aus der eigenen Partei. Dieser Affront markierte einen Tiefpunkt, aber auch einen Wendepunkt im Schweizer Geschlechterdiskurs.

Mit dem Tod von Christiane Brunner verliert die Schweiz eine unbeugsame Streiterin für Gleichheit und soziale Gerechtigkeit – eine Frau, deren Leben das politische Gefüge des Landes nachhaltig beeinflusste.

Der Redaktor hat diesen Artikel mithilfe von KI geschrieben.


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