Partner bevorzugt Comparis ist gar nicht so unabhängig, wie es sich gibt

smi

6.1.2023

Neben Krankenkassenprämien sind die Tarife von Telecom-Anbietern ein wichtiges Segment für den Vergleichsdienstleister Comparis. 
Neben Krankenkassenprämien sind die Tarife von Telecom-Anbietern ein wichtiges Segment für den Vergleichsdienstleister Comparis. 
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Comparis hat einen Internet-Anbieter nicht mehr in den Vergleich miteinbezogen, weil dieser keine Partnerschaft eingegangen ist. Damit bricht der Vergleichsdienst sein Versprechen der Unabhängigkeit.

smi

Plötzlich ist Solnet aus dem Comparis-Vergleich der Internet-Provider  verschwunden. Solnet ist ein kleiner Anbieter, der in der Region Solothurn Internet-, TV- und Festnetz-Zugänge verkauft.

Comparis gilt als grösster Vergleichs-Dienstleister der Schweiz. Konsument*innen finden auf der Plattform die günstigsten Krankenkassenprämien, Telecom-Abos, Hypothekarzinsen und weitere Angebote. «Dabei bleiben wir objektiv und stehen für eine neutrale, unabhängige Berichterstattung seit 1996», schreibt das Unternehmen auf seiner Website, die nach eigener Angabe jährlich über 80 Millionen Mal aufgerufen wird.

Der Grund, weshalb Solnet nicht mehr in der Liste der Telefon-Anbieter auftaucht, widerspricht diesem Versprechen und der «Neutralitätsgarantie» diametral. Der Provider hat dem «Tages-Anzeiger» Einblick in einen E-Mail-Wechsel mit Comparis gegeben. Darin stehe: «Es wurde entschieden, in unserem Internet/TV-Vergleich ausschliesslich Provider zu listen, mit denen eine Partnerschaft besteht.»

Nur zahlende Partner in Vergleich aufgenommen

Eine Partnerschaft bedeutet in diesem Fall, dass Comparis bei einem Abschluss oder einer Offertbestellung vom betreffenden Anbieter eine Provision erhält. Krankenkassen beispielsweise bezahlen 70 Franken für jeden Abschluss, der über Comparis zustande gekommen ist. 

Zwischen Solnet und Comparis haben Gespräche stattgefunden, wie Ralph Urech von Solnet dem «Tages-Anzeiger» erzählt hat. Sie hätten mit der Entscheidung bis im Februar 2023 zuwarten wollen, so der Kadermitarbeiter des Solothurner Unternehmens. Im Dezember seien sie nicht mehr aufgelistet worden.

Wer also nach dem günstigsten Telecom-Anbieter sucht, erhält nicht mehr die volle Auswahl angezeigt. Ob weitere Unternehmen aus dem Vergleich verschwunden sind oder nur Solnet betroffen ist, ist gemäss «Tages-Anzeiger» unklar.

Comparis hat sich zuerst mit dem Argument verteidigt, Solnet sei ein regionaler Anbieter und es gebe keinen umfassenden Vergleich, der alle kleinen und kleinsten Internet-Anbieter einschliesse. Die nicht zustande gekommene Partnerschaft sei nicht der Grund, weshalb Solnet nicht mehr erscheine.  

«Zu wenig Personal, um alle zu berücksichtigen»

Mit dem E-Mail-Wechsel konfrontiert, räumt Comparis gegenüber dem «Tages-Anzeiger» ein, aus Gründen der Ressourcen und der Fairness nur noch zahlende Provider aufzulisten. Es hätten in letzter Zeit sehr viele Kleinst- und Regionalanbieter um Aufnahme in den Comparis-Vergleich ersucht. Das sei administrativ durch das vorhandene Personal nicht zu stemmen.

Das Unternehmen arbeite aber an einer Lösung, mit der jeder Provider seine Angebote selber auf der Plattform aufschalten und bewirtschaften könne. In zwei bis vier Monaten werde diese Erweiterung einsatzbereit sein. Comparis werde aber weiterhin regional beschränkte und veraltete Angebote löschen.