Impfstoff-Nachschub «Beim Tempo hapert es leider noch ein bisschen»

phi

26.1.2021

Die Verzögerungen bei der Lieferung des Impfstoffs von Pfizer/Biontech bereiten Probleme: Im ganzen Land fehlt es an Dosen. Das zwingt Kantone wie Bern, Zürich oder Zug zum Umplanen.

«Gern würden wir allen einen Impftermin ermöglichen, aber jede einzelne Dose, die wir haben, ist verplant», sagte Regierungsrätin Natalie Rickli an der heutigen Pressekonferenz zum Impf-Stand in Zürich. 

Markus Näf, Projektleiter Covid-19-Impfung im Kanton, erklärte, es gebe nur noch genug Dosen für die Zweitimpfung. Deshalb könne man vorerst keine weiteren Termine anbieten.



Und Jörg Kündig, Präsident des Gemeindepräsidenten-Verbands des Kantons, wehrte sich ausdrücklich gegen «Bashing»: Wenn sich zugesagte Lieferungen verzögern würden, könne der Kanton eben auch nicht stringenter impfen.

Auch Bern und Zug mit angezogener Handbremse

Auch der Kanton Bern würde gern durchstarten, wird aber ausgebremst: «Wir fahren momentan gewissermassen im ersten Gang», sagte Gundekar Giebel, Sprecher der Gesundheitsdirektion, dem «Tages-Anzeiger».

Voll ausgelastet: Pfizer-Produktionsstätte in Puurs in Belgien im Dezember 2020.
Voll ausgelastet: Pfizer-Produktionsstätte in Puurs in Belgien im Dezember 2020.
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Allein: Es fehlt an den nötigen Dosen. «Wenn das BAG uns genügend Impfstoff liefert, können wir problemlos hochschalten und über 5000 Dosen pro Tag verimpfen.»

Wegen der Verzögerungen bei der Lieferung des Corona-Impfstoffs von Pfizer/Biontech muss auch der Kanton Zug 450 geplante Erstimpfungen um eine Woche verschieben. So könne man sicherstellen, dass alle Zweitimpfungen termingerecht verabreicht werden können.

Überall im Land fehlen Impfdosen

Wegen der weltweiten Lieferverzögerungen fehlten die für Ende Januar und Anfang Februar angekündigten Kontingente von 1100 Dosen, so der Kanton. Bei der Lieferung des Moderna-Impfstoffs gebe es aber keine Verzögerung.

Das Zuger Impfzentrum in Baar am 8. Januar: Nachschub erwünscht.
Das Zuger Impfzentrum in Baar am 8. Januar: Nachschub erwünscht.
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Der Kanton Schwyz teilte mit, Zweitimpfungen für bereits geimpfte Personen seien garantiert. Impfdosen hätten bisher keine weggeworfen werden müssen, da man sie bei kurzzeitigen Verschiebungen oder Absagen von Impfterminen dem Gesundheitspersonal verabreicht habe.

Die Beispiele zeigen: Überall im Land fehlen Impfdosen. «Die Richtung stimmt», befand Patrick Mathys vom BAG zum Impf-Auftakt bei der heutigen Medienkonferenz in Bern. «Nur beim Tempo hapert es leider noch ein bisschen.»

15,8 Millionen Impfdosen – in der Theorie

Zu den Problemen mit dem Hersteller Pfizer/Biontech hat Nora Kronig heute keine neuen Details beigesteuert. Man arbeite mit dem Hersteller eng zusammen, erklärte die Vizedirektorin des BAG, und daran, im zweiten Quartal des Jahres deutlich mehr Dosen aufbieten zu können.

Nora Kronig, Vizedirektorin des BAG, wurde auf der Medienkonferenz am 26. Januar in Bern kaum konkret.
Nora Kronig, Vizedirektorin des BAG, wurde auf der Medienkonferenz am 26. Januar in Bern kaum konkret.
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In der Theorie ist die Schweiz beim Impfstoff gut aufgestellt: «Wir haben drei Millionen Dosen von Pfizer/Biontech gekauft, 7,5 Millionen Dosen von Moderna und 5,3 Millionen von AstraZeneca», so Kronig. Wann diese Mengen in der Praxis geliefert werden, ist heute jedoch unklar.

Was sagt die Kommission für Impffragen zur Lage? Priorität haben laut der im Dezember verabschiedeten Impfstrategie besonders Gefährdete und dann das Gesundheitspersonal, das engen Kontakt zu diesen hat. Beim Gesundheitspersonal ist seine Systemrelevanz abzuwägen. 

Das sagt die Kommission für Impffragen

Bei der Priorisierung in den Kantonen tauchen jedoch Unterschiede auf, welche Gesundheits-Fachleute in der aktuellen Impfphase bereits zu impfen sind. Ziel ist gemäss der Kommission weiterhin, genug Impfungen für die am meisten Gefährdeten zu haben. Darum sollten vorerst wenn überhaupt nur bestimmte Gruppen des Gesundheitspersonals geimpft werden, und zwar gemäss definierter Risiken.

Beim Kampf gegen die Pandemie steht das Gesundheitspersonal an vorderster Front – hier ein Graffiti aus Vila Nova de Gaia in Nord-Portugal auf einem Foto vom 20. November 2020.
Beim Kampf gegen die Pandemie steht das Gesundheitspersonal an vorderster Front – hier ein Graffiti aus Vila Nova de Gaia in Nord-Portugal auf einem Foto vom 20. November 2020.
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So sollten die Kantone die Systemrelevanz einer Fachperson beachten. Kriterium zwei ist die konstant hohe Exposition gegenüber Covid-19-Kranken. Drittens ist das Ausbruchsrisiko an einem Arbeitsplatz mit vielen höchstgradig gefährdeten Menschen zu beurteilen. Damit steht die vorgezogene Impfung von Gesundheitspersonal im Kontext der Impfung besonders Gefährdeter und beachtet die übergeordneten Impfziele.

Die Kantone erhalten so einen Rahmen, wie und in welchem Ausmass sie unter Einhaltung der Prioritäten der Impfstrategie nur gewissen Fachpersonen eine vorgezogene Impfung anbieten können. Nicht ersetzen kann die Impfung insbesondere die Quarantäne.

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