Fehler zu Beginn der Pandemie Daniel Koch widerspricht Bersets Einschätzung

lmy

21.5.2021

Daniel Koch und Alain Berset auf dem Weg zu einer Medienkonferenz im April 2020.
Daniel Koch und Alain Berset auf dem Weg zu einer Medienkonferenz im April 2020.
KEYSTONE

Alain Berset sorgt für Diskussionen mit seiner Aussage, er habe die Wissenschaft zu wenig hinterfragt. Daniel Koch glaubt nicht, dass die Haltung zu Masken am Anfang der Corona-Krise ein Fehler war.

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Er habe die Wissenschaft in Bezug auf das Tragen von Masken zu wenig hinterfragt, sagte Alain Berset bei SRF. Die offizielle Position von vielen Experten aus der Wissenschaft habe zu Beginn der Pandemie gelautet, dass man in der Bevölkerung die korrekte Anwendung der Hygienemasken nicht einfach voraussetzen könne und eine falsche Handhabung sogar schädlich sein könnte.

In einem Interview mit dem «Tages-Anzeiger» wiederholte Berset seine Position und führte aus: «Am Anfang war es kein Dialog mit der Wissenschaft – wir haben nur empfangen, ohne uns richtig auszutauschen und zu hinterfragen.» Mit der Einrichtung der Taskforce sei das besser geworden. 

Doch ehemalige Mitglieder der Taskforce weisen die Kritik von Berset zurück. «Der Nutzen von Masken für die allgemeine Bevölkerung wurde primär von der eigenen Gesundheitsbehörde und dem ehemaligen Leiter der Abteilung für übertragbare Krankheiten bestritten», schreibt etwa der Epidemiologe Christian Althaus auf Twitter.

«Nachweislich falsche Aussagen»

Althaus beklagte zudem «nachweislich falsche Aussagen» im SRF-Interview. So sei die Wissenschaft beim Entscheid zum Tragen von Masken im Mai und Juni 2020 ignoriert worden. Damals sei festgestellt worden: «Dass Masken schützen, ist Common Sense. Dies muss auch so kommuniziert werden.»

Er wünsche sich, dass der Bundesrat sein Handeln während der Pandemie kritisch hinterfrage und daraus die notwendigen Lehren ziehe. Bei seinem Rücktritt aus der Taskforce im Januar hatte Althaus geschrieben: «Die Politik muss endlich lernen, der Wissenschaft auf Augenhöhe zu begegnen.» Die Taskforce hatte damals wiederholt strengere Massnahmen gefordert.

Neurowissenschaftler Dominique de Quervain trat im April aus der Taskforce aus und stösst ins gleiche Horn: «Das war nicht die Position der ‹Wissenschaft›, sondern die der Gesundheitsbehörden.»

Daniel Koch verteidigt sich

Ist also alles der Fehler von Daniel Koch, der im vergangenen Frühling zum «Mister Corona» wurde? Dieser verteidigt sich im «Blick». Er empfinde das Interview nicht als Kritik und teile Bersets Einschätzung nicht: «Ich glaube nicht, dass die Haltung zu den Masken zu Anfang der Krise ein Fehler war.» Es sei sinnvoll gewesen, den Fokus auf andere Massnahmen wie Distanzhalten und Händewaschen zu legen.

Es sei diskutiert worden, ob das Tragen einer Maske kontraproduktiv sein könnte, weil es andere Massnahmen beeinträchtige. Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) habe bis in den Frühsommer 2020 von Masken abgeraten. Studien habe es erst im Verlauf der Zeit gegeben, er habe die Wissenschaft keineswegs ignoriert, so Koch.

Kritik vom Klimastreik

Auch an den Klimastreik-Kundgebungen am Freitag war Bersets Äusserung ein Thema. Man nehme die Wissenschaft im Gegensatz zum Bundesrat ernst, schreibt Klimastreik Schweiz auf Twitter.