Mensch und Tier kommen sich näher Darum gibt es künftig mehr Pandemien

mmi

10.10.2022

Übergänge häufen sich: Viren, die vom Tier auf den Menschen oder von Wildtieren auf  Nutztiere und anschliessend auf den Menschen übertragen werden.
Übergänge häufen sich: Viren, die vom Tier auf den Menschen oder von Wildtieren auf Nutztiere und anschliessend auf den Menschen übertragen werden.
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Mit dem heutigen Start der Impfkampagne bereiten sich die Behörden auf einen weiteren Pandemie-Winter vor. Doch das Coronavirus ist nicht das Einzige, das kursiert. In Zukunft wird es mehr Infektionskrankheiten geben.

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Es ist nicht nur eine Ahnung, dass Infektionskrankheiten zunehmen. Laut Virologin Isabelle Eckerle von der Universität Genf beobachten Wissenschaftler seit Jahren, dass sogenannte Zoonosen, also Virus-Übergänge vom Tier in den Menschen oder von Wildtieren in Nutztiere und anschliessend in den Menschen, sich häufen.

Die Ursache für die Zunahme werde vor allem dem menschengemachten Wandel zugeschrieben, sagt die Virologin in einem Interview mit Radio SRF.

Das heisst, der Mensch dringt mehr und mehr in unberührte Gebiete vor, die zuvor intakte Ökosysteme waren. Zum Beispiel wenn Regenwälder zunehmend entwaldet oder abgeholzt und zu Weiden für Nutztiere werden.

Weiter gehen Forscher davon aus, dass der Klimawandel eine Rolle spiele, so Eckerle. Aufgrund des Klimawandels müssen viele Arten ihr Verhalten anpassen, um weiter eine Lebensgrundlage zu finden.

Besonders die veränderte Verhaltensweise werde in Zukunft wahrscheinlich noch deutlicher zunehmen. Tiere müssen ihren bisherigen Lebensraum verlassen und kommen vermehrt mit Menschen in Kontakt. Das gilt insbesondere für Wildtiere.

Hinzu kommt, dass Tiere auch untereinander um den Lebensraum und andere Ressourcen konkurrieren, was auch zum Überspringen von neuartigen Viren führen kann.

Bessere Virus-Überwachung ist zentral

Bedeutet dies, dass in Zukunft Epidemien und Pandemien zu unserem Alltag gehören? Professorin Eckerle sagt klar ja. Man müsse sich darauf vorbereiten.

Dies bedeute wiederum, dass man besser werden müsse, die neuen Erreger frühzeitig zu erkennen.

Solange diese noch in den Wildtieren entdeckt würden oder im Stadium des sogenannten «Zwischenwirtes» sind, könne man Pandemien und Epidemien früh im Keim zu ersticken. Dafür brauche es aber eine verbesserte Virus-Überwachung. Das passiere bei einigen Viren bereits sehr gut, bei manchen weniger.

Beim Coronavirus habe die Überwachung weniger gut funktioniert, sagt die Virologin. Man habe gewusst, dass diese Viren in Fledermäusen existieren. Aber es habe kein weltweites Überwachungssystem gegeben.

Ökosysteme unberührt lassen

Das Allerwichtigste ist die Prävention, indem dafür gesorgt wird, dass unberührte Ökosysteme auch unberührt bleibt. Der Mensch dürfe nicht zu sehr in die Natur vordringen, in der Wildtiere immer noch ihren Platz haben.