Gemeinde muss reagieren Darum pilgern plötzlich Tausende in ein kleines Aargauer Dorf

Sven Ziegler

26.4.2025

Gipf-Oberfrick wird jedes Jahr im Frühling zum Touristenhotspot.
Gipf-Oberfrick wird jedes Jahr im Frühling zum Touristenhotspot.
Screenshot Google Maps

Wenn im Aargauer Fricktal die Kirschbäume blühen, strömen Tausende Besucher nach Gipf-Oberfrick – und stellen die kleine Gemeinde vor riesige Herausforderungen.

Sven Ziegler

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Der Chriesiwäg in Gipf-Oberfrick zieht während der Blütezeit Tausende Besucher an
  • Die Gemeinde hat Parkplätze geschaffen und organisiert einen Parkdienst
  • Trotz grossem Aufwand bringen die Touristen kaum finanzielle Einnahmen

Die Kirschblüte im Aargauer Fricktal hat sich in den letzten Jahren zu einem Besuchermagneten entwickelt. Besonders der beliebte Chriesiwäg in Gipf-Oberfrick wird zur Hauptattraktion, wie SRF berichtet. Hunderte Menschen drängen sich an sonnigen Frühlingstagen durch die blühenden Obstgärten – eine Szenerie, die nicht nur Schweizer Gäste, sondern auch Besucher aus aller Welt anlockt.

«Weisse Bäume, blauer Himmel, grüne Wiesen – Frühling!», schwärmt Sandra Riedo aus Freiburg. Und auch Yao Chun aus China, der in Zürich lebt, zeigt sich begeistert von der «wunderschönen Natur».

Doch der Erfolg hat seine Schattenseiten. Gemeindepräsidentin Verena Buol Lüscher berichtet von bis zu 1500 Menschen gleichzeitig auf dem Rundweg – eine enorme Belastung für das kleine Dorf mit knapp 4000 Einwohnern.

Um das Chaos einzudämmen, wurde kurzerhand eine Wiese als Parkplatz umfunktioniert und ein Parkdienst organisiert. Denn viele Besucher unterschätzen ihren Aufenthalt: «Alle meinen, sie seien nur eine halbe Stunde da. Daraus werden aber vier Stunden», schildert Buol Lüscher.

Wirtschaftlicher Nutzen überschaubar

Auch die Bäuerinnen und Bauern entlang des Weges leisten ihren Beitrag. Sie mähen gezielt kleine Sitzinseln ins Gras, um zu verhindern, dass sich die Touristen kreuz und quer auf ihre Felder setzen. Für ihren Aufwand erhalten sie von der Gemeinde eine kleine Entschädigung.

Trotz des Ansturms bleibt der wirtschaftliche Nutzen für die Gemeinde überschaubar. Zwar verkaufen einige Landwirte entlang des Weges Produkte wie Apfelsaft, doch ein «grosses Geschäft» sei dies nicht, so Buol Lüscher. Immerhin, der Chriesiwäg sei gute Werbung – für die lokale Landwirtschaft und für Gipf-Oberfrick als attraktiven Wohnort zwischen Basel und Zürich.

Viele Besucher zeigen sich überrascht von der Menschenmenge. «Es hat viel mehr Leute als erwartet», sagt Zita Süess aus Wauwil. Andere, wie Prem Pandiarajan aus Indien, nehmen den Ansturm gelassen: «An jedem schönen Ort hat es viele Leute. Das ist halt der Kompromiss.»

Die Blüte dauert nur wenige Tage – doch für Gipf-Oberfrick bedeutet sie jedes Jahr einen Ausnahmezustand.