Gewappnet für die Stromlücke? Das musst du zu Sommarugas Gaskraftwerk-Plänen wissen

Von Alex Rudolf

17.2.2022

Damit die Schweiz nicht bald ohne Energie dasteht, will der Bundesrat mehrere Gaskraftwerke bauen.
Damit die Schweiz nicht bald ohne Energie dasteht, will der Bundesrat mehrere Gaskraftwerke bauen.
Sebastian Gollnow/dpa

Die ab 2025 drohende Stromlücke soll mit Gaskraftwerken überbrückt werden. Die wichtigsten Fragen und Antworten findest du hier.

Von Alex Rudolf

Was ist das Problem?

Der Schweiz droht der Strom auszugehen. Weil die Verhandlungen zum institutionellen Rahmenabkommen mit der EU im vergangenen Jahr scheiterten, rückt auch ein Stromabkommen in weite Ferne. Der Import ist damit nicht mehr sicher und genau auf diesen sind wir angewiesen. Hinzu kommt, dass deutsche Kernkraftwerke nach und nach ausser Betrieb genommen werden und die französischen weniger exportieren. Weil die EU-Länder generell ab 2025 nur noch weniger Strom an Drittländer verkaufen dürfen, droht der Schweiz ab dann ein Engpass.  Besonders im Winter, wenn wir mehr Strom brauchen, ist das Problem akut.

Was ist die Lösung?

Energieministerin Simonetta Sommaruga präsentierte heute einen Plan (hier unser Ticker zum Nachlesen). Einerseits sollen Wasserkraftreserven angelegt werden, die in den Wintermonaten angezapft werden könnten. Weiter sollen eines oder mehrere Gaskraftwerke gebaut werden. Sommaruga betont, dass es sich dabei um eine Absicherung für den Notfall handle. Die Kraftwerke sollen insgesamt eine Leistung von bis zu 1'000 Megawatt erreichen, was in etwa jener des AKW Gösgen entspricht.

Ob das erste Gaskraftwerk bereits 2025 steht, ist alles andere als sicher. Volksabstimmungen und Proteste der Standortgemeinden könnten den Bau verzögern. Aktuell kommen 17 Standorte für die Kraftwerke infrage.

Wäre das schlimm für die Umwelt?

Das kommt auf die Perspektive an. Die Eidgenössische Elektrizitätskommission (ElCom) rechnet nur mit Kurzeinsätzen der Gaskraftwerke. Ihr CO2-Ausstoss wäre darum «peanuts», also sehr gering, sagte Kommissionspräsident Werner Luginbühl an der MK. Schenkt man ihm Glauben, wären die Gaskraftwerke also wenig umweltschädigend.

Wer findet Sommarugas Pläne gut?

Der Bau von Gaskraftwerken wird von keiner Partei aktiv bekämpft, aber auch nicht propagiert. So war bereits in der Energiestrategie 2050, die 2017 vom Volk abgesegnet wurde, die Rede von Gaskombi-Kraftwerken. Diese sollten gemeinsam mit erneuerbarer Energie die Versorgung der Schweiz in Zukunft sichern. Für sämtliche Parteien steht fest, dass anstelle von grossen Gaskraftwerken auch kleinere, dezentrale Wärme-Kraft-Kopplungsanlagen infrage kommen. Für die Grünen und die GLP wäre diese Option sogar zwingend.

Wer ist dagegen?

Bereits 2600 Unterschriften sammelte der Klimastreik gegen diese Lösung. Die Klimaschutz-Gruppierung fordert von Sommaruga, den Bau von Gaskraftwerken zu verhindern. Gegenüber dem «Tages-Anzeiger» sagte der Aktivist Jonas Kampus, dass man protestieren und streiken werde, sollten sich die Pläne konkretisieren.

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