Neue BAG-Empfehlung Das müssen Schwangere jetzt über die Corona-Impfung wissen

Von Andreas Fischer

14.9.2021

Das BAG empfiehlt neu explizit die Impfung für Schwangere ab der zwölften Woche.
Das BAG empfiehlt neu explizit die Impfung für Schwangere ab der zwölften Woche.
Caroline Seidel/dpa

Die Corona-Impfung wird neu auch schwangeren Frauen und stillenden Müttern empfohlen. Auch in diesen Gruppen überwiege der Nutzen die Risiken bei Weitem. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Von Andreas Fischer

14.9.2021

Die Fachleute des Bundes empfehlen ab sofort auch Schwangeren eine Impfung gegen das Coronavirus. «Die Impf-Empfehlung wird angepasst und heute, spätestens morgen publiziert», teilte Christoph Berger, Präsident der Eidgenössischen Kommission für Impffragen (Ekif), vor den Medien mit (der Ticker zum Nachlesen). Die Ekif und das Bundesamt für Gesundheit (BAG) empfehlen demnach die Impfung allen schwangeren Frauen ab der zwölften Woche.

Die aktualisierte Impf-Empfehlung gilt, so Berger, auch vor und nach der Schwangerschaft. Sie richte sich demnach insbesondere auch an Frauen, die eine Schwangerschaft planen, und an stillende Mütter. Sie sei mit der Schweizerischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (SGGG), dem Hebammenverband, den Still- und Laktationsberaterinnen und der Stillförderung Schweiz abgestimmt.

Das müssen Frauen mit Kinderwunsch, Schwangere und Stillende jetzt wissen:

Warum gibt es die Impf-Empfehlung nun für Schwangere?

«Die vorliegende Evidenz zeigt, dass der Nutzen der Impfung das Risiko deutlich überwiegt», sagt Berger und erläutert: «Schwangere Frauen haben ein erhöhtes Risiko für eine schwere Covid-Erkrankung inklusive eines Aufenthalts auf einer Intensivstation.» Auch das Risiko einer Frühgeburt sei bei Covid-Erkrankungen deutlich erhöht. Daniel Surbek, Chefarzt für Frauenheilkunde am Inselspital Bern, bestätigt dies in einem «Blick»-Interview «aus eigener Erfahrung».

Warum spricht die Ekif die Empfehlung erst jetzt aus?

«Wir hatten noch nicht genug Daten», erklärt Berger. Diese lägen jetzt vor. Eine steigende Anzahl von Daten zeige, dass die Vorteile der Impfung für Schwangere die Risiken einer Erkrankung überwiegen würden, begründete Berger.

So seien bei mehr als 150'000 in den USA geimpften Schwangeren nie schwere Impffolgen beobachtet worden. «Es gibt keinerlei Evidenz, dass die mRNA-Impfstoffe Fertilitätsprobleme, weder bei Frauen noch bei Männern, verursachen würden», sagt Berger. Die Impfung schütze schwangere Frauen und ihre ungeborenen Kinder.

Umfrage
Hast du Nachwirkungen der Corona-Impfung gespürt?

Warum gilt die Impf-Empfehlung für Schwangere erst ab der zwölften Woche?

Laut Berger gebe es auch in den ersten zwölf Wochen keine Bedenken. Aber: «In dieser Zeit entstehen die Organe erst, das werdende Kind ist noch unreif.» In den ersten zwölf Wochen «gibt es viele Fehlbildungen und Aborte – dies auch ohne Impfung», erklärt der Mediziner und sagt: «Wir wollen keine Ko-Inzidenz haben, weil sie schwer zu erklären wäre.»

Das heisst konkret: Ekif und BAG wollen keine Diskussionen führen müssen, ob bei allfälligen Komplikationen eine Corona-Impfung ursächlich sein könnte.

Können sich Schwangere auch schon vor der zwölften Woche impfen lassen?

«Wenn eine Frau es wünscht, schon vor der zwölften Woche geimpft zu werden, dann spricht aus unserer Sicht nichts dagegen», sagt Christoph Berger.

Wie gefährlich ist eine Covid-Erkrankung für ungeimpfte Schwangere?

Schwangere stecken sich nicht häufiger mit Corona an als Nichtschwangere. Falls es aber zu einer Ansteckung kommt, ist ein schwerer Verlauf der Erkrankung wahrscheinlicher. Auch das Risiko für Komplikationen oder gar den Tod der Schwangeren ist erhöht.

«Bei schwerer Infektion kann es vorkommen, dass die Geburt (möglicherweise auch vorzeitig) ärztlich eingeleitet werden muss, um der Mutter die Atmung zu erleichtern und die Gesundheit des Neugeborenen sicherzustellen. Auch das Risiko einer Frühgeburt ist bei einer Covid-19-Infektion in der Schwangerschaft um das etwa Dreifache erhöht», schreibt die SGGG in einer aktuellen Stellungnahme.

Das Risiko einer lebensgefährlichen Präeklampsie (Schwangerschaftsvergiftung) ist bei Schwangeren mit Covid-19 um 33 Prozent höher als bei Schwangeren ohne Covid-19, wie das deutsche Science Media Center schreibt.

Wird das Coronavirus im Falle einer Infektion einer ungeimpften Schwangeren auf das Ungeborene übertragen?

Die Übertragung kann nicht völlig ausgeschlossen werden, das Risiko ist aber extrem gering, wie Experten in Studien herausgefunden haben. 

Ist auch das ungeborene Kind durch die Impfung geschützt?

Durch die Impfung der Mutter gehen Antikörper auf das Ungeborene über und bieten einen sogenannten Nestschutz, der nach der Geburt etwa sechs Monate anhält. Antikörper werden auch beim Stillen übertragen, wie eine wissenschaftliche Studie belegt.

Empfehlen auch andere Länder Schwangeren die Impfung?

Eine Impf-Empfehlung für werdende Mütter gibt es auch in zahlreichen anderen Ländern, etwa in den USA, in Grossbritannien, Belgien, Israel, Österreich und Frankreich. Zuletzt hatte sich auch die Ständige Impfkommission in Deutschland dafür ausgesprochen: Die endgültige Empfehlung wird nach einer vorgeschriebenen Frist für Stellungnahmen zeitnah erwartet.

Impfempfehlung für Schwangere ab der 12. Woche

Impfempfehlung für Schwangere ab der 12. Woche

Das Bundesamt für Gesundheit und die Eidgenössische Kommission für Impffragen empfehlen die Impfung für schwangere Frauen ab der 12. Schwangerschaftswoche. «Der Nutzen der Impfung in der Schwangerschaft überwiegt mögliche Risiken deutlich und klar», so der Präsident der Eidgenössische Kommission für Impffragen Christoph Berger. Patrick Mathys informierte an der Medienkonferenz vom Dienstagnachmittag, dass die Impfgeschwindigkeit wieder zugenommen habe: «Pro Tag werden wieder 27'000 Impfungen verabreicht.»

14.09.2021