Fotograf löste Ansturm in Glarus aus«Dass die Steinböcke leiden, hat mich wirklich traurig gemacht»
Von Jenny Keller
6.9.2024
Schweizer Berge aus der Perspektive des Naturfotografen Tobias Ryser
Tobias Rysers Bild vom Muttenchopf, einer Bergkuppe über dem Limmernsee in Glarus Süd, ging 2016 auf Instagram viral. Der Ort ist mittlerweile ein beliebter Foto-Hotspot für Tourist*innen geworden.
Bild: Tobias Ryser (Screenshot: tobias-ryser.ch)
Der Fotograf gibt die Standorte seiner Bilder nicht bekannt.
Bild: Tobias Ryser (Screenshot: tobias-ryser.ch)
Tobias Ryser gehört zu den gefragtesten Landschaftsfotografen der Schweiz.
Bild: Tobias Ryser (Screenshot: tobias-ryser.ch)
2016 wurde er zum Schweizer Naturfotograf des Jahres gekürt.
Bild: Tobias Ryser (Screenshot: tobias-ryser.ch)
Als ausgebildeter Landschaftsarchitekt und ehemaliger Ranger eines nationalen Auengebiets bringt er ein grosses Wissen in den Bereichen Natur und Landschaft mit.
Bild: Tobias Ryser (Screenshot: tobias-ryser.ch)
Schweizer Berge aus der Perspektive des Naturfotografen Tobias Ryser
Tobias Rysers Bild vom Muttenchopf, einer Bergkuppe über dem Limmernsee in Glarus Süd, ging 2016 auf Instagram viral. Der Ort ist mittlerweile ein beliebter Foto-Hotspot für Tourist*innen geworden.
Bild: Tobias Ryser (Screenshot: tobias-ryser.ch)
Der Fotograf gibt die Standorte seiner Bilder nicht bekannt.
Bild: Tobias Ryser (Screenshot: tobias-ryser.ch)
Tobias Ryser gehört zu den gefragtesten Landschaftsfotografen der Schweiz.
Bild: Tobias Ryser (Screenshot: tobias-ryser.ch)
2016 wurde er zum Schweizer Naturfotograf des Jahres gekürt.
Bild: Tobias Ryser (Screenshot: tobias-ryser.ch)
Als ausgebildeter Landschaftsarchitekt und ehemaliger Ranger eines nationalen Auengebiets bringt er ein grosses Wissen in den Bereichen Natur und Landschaft mit.
Bild: Tobias Ryser (Screenshot: tobias-ryser.ch)
Durch ein Bild des Fotografen Tobias Ryser wurde der Muttenchopf im Glarnerland zum Instagram-Hotspot. Seither strömen Massen von Tourist*innen dorthin. Was sagt der Fotograf selbst dazu?
Von Jenny Keller
06.09.2024, 04:30
06.09.2024, 12:44
Jenny Keller
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Ein Instagram-Foto hat den Muttenchopf zu einem der meistbesuchten Orte im Kanton Glarus gemacht.
Campingverbote, Drohnenverbote und drohende Bussgelder – die Gemeinde Glarus Süd versucht, die Lage in den Griff zu bekommen.
Social Media heizt den Overtourism an und verwandelt abgelegene Naturorte in überfüllte Schauplätze.
Fotograf Tobias Ryser fordert mehr Achtsamkeit im Umgang mit der Natur und möchte seinen Beitrag zur Sensibilisierung leisten.
Ein Instagram-Foto, das alles verändert hat: Der Muttenchopf oberhalb Linthal galt einst als ruhiges, abgelegenes Naturjuwel. Doch ein Bild des Schweizer Naturfotografen Tobias Ryser, das er 2016 auf Instagram teilte, hat den Ort ungewollt in den Fokus gerückt.
Immer mehr Menschen pilgern zur idyllischen Stelle, um selbst den atemberaubenden Blick auf den Limmernsee auf ihren Kameras festzuhalten. Der plötzliche Besucheransturm bringt jedoch nicht nur schöne Fotos mit sich, sondern auch erhebliche Probleme: Der ehemals abgeschiedenen Ort im Kanton Glarus ist heute sehr belebt.
Die Einheimischen sprechen sogar von «Wildwest-Zuständen» im Talort Tierfehd, wo Instagram-Tourist*innen ihre Autos parkieren, um den Weg zum begehrten Fotomotiv anzutreten. Wie blue News berichtete, reagiert die Gemeinde Glarus Süd nun und plant strenge Massnahmen: Camping und das Fliegen von Drohnen sollen verboten werden, bei Verstössen drohen Bussgelder von bis zu 2000 Franken.
«Wow, wir haben so ein schönes Land»
Tobias Ryser erzählt, dass er den Standort des Fotos gar nie geteilt habe. Trotzdem sieht er den Einfluss seiner Bilder in der Community und bedauert, wie sich die Lage am Muttenchopf entwickelt hat.
Er beobachtete, dass besonders während der Pandemie, als Reisen ins Ausland kaum möglich waren, viele Menschen die Schweiz neu entdeckten. «Plötzlich hiess es: ‹Wow, wir haben ein so schönes Land.›» Doch der Ansturm hat auch seine Schattenseiten.
«Irgendwann hörte ich von Problemen, als der Wildhüter erwähnte, dass die Steinbock-Kolonie unter dem Ansturm leidet. Das hat mich wirklich traurig gemacht.» Ryser selbst sieht sich als Gast in der Bergwelt und appelliert an alle, die Regeln zu respektieren: «Informiert euch im Vorfeld über geltende Schutzbestimmungen und verhaltet euch zurückhaltend und achtsam in der Natur.»
Mit dem Abfallsack auf Wanderung
So lebt er bei seinen Naturreisen ganz nach dem Motto: «Hinterlasse nichts ausser deinen Fussspuren und nimm nichts mit ausser Erinnerungen.» Vielen Menschen fehlt der Bezug zur Natur, ist Ryser überzeugt: «Wer sich damit auseinandersetzt, verhält sich rücksichtsvoll.»
Er selbst ist immer mit einem Abfallsack unterwegs, nimmt auch Liegengebliebenes von anderen Leuten mit: «Wenn ich sehe, dass die Bergwelt nur als Kulisse für Instagram dient, macht mich das betroffen. Tiere, Pflanzen und auch die lokale Bevölkerung leiden darunter.»
Überdenken und Verantwortung übernehmen
Ryser geht heute mit der Veröffentlichung seiner Bilder anders um. «Mittlerweile zeige ich weniger Content auf Social Media, obwohl ich die Schönheit und Einzigartigkeit unseres Landes sehr gerne teile.» Bei Fotoexpeditionen trifft er klare Abmachungen mit den Teilnehmenden, die Standorte für sich zu behalten.
Der Fotograf beobachtet eine Gegenbewegung in der Community: «Immer mehr Leute haben keine Lust mehr, alles auf Social Media zu teilen, und geniessen die Momente lieber für sich.» Er registriere eine gewisse Übersättigung mit den oft sehr ähnlich inszenierten Bildern.
Gast in der Natur
Tobias Ryser setzt sich für einen fortschrittlichen Naturschutz ein. Auf seinen Bergtouren sucht er das Gespräch und weckt dabei das Interesse an Flora und Fauna. «Nur was man kennt, schätzt und schützt man.»
In dieser Hinsicht sieht er auch das Verbot der Glarner Behörden: «Es ist schwierig zu sagen, ob Verbote und Bussen der richtige Weg sind, aber ich verstehe, dass man für eine gewisse Zeit mit Abschreckung arbeiten will.»
Er selbst möchte weiterhin die Schönheit der Schweizer Natur zeigen, jedoch mit Bedacht und Rücksichtnahme. Die Schnelllebigkeit auf Social Media werde seinen Bildern kaum gerecht, denn diese seien aus dem Bewusstsein einer demütigen Haltung entstanden. «Ich sehe mich darin als staunender Gast in der Natur.»