Heimlich abgeschafftDer «Jail-Train» der SBB fährt keine Gauner mehr durchs Land
Andreas Fischer
9.10.2025
So unscheinbar sahen die Gefängniszüge der SBB aus.
bahnbilder.ch/David Gubler / CC BY-NC-SA 2.5 CH
Die «Jail-Trains» sind Geschichte: Heimlich, still und leise wurde der Gefangenentransport auf der Schiene eingestellt. Als Grund nennen die SBB marodes Rollmaterial und eine Grossbaustelle.
Dieser Zug ist endgültig abgefahren: In aller Heimlichkeit haben die SBB die Gefangenentransporte auf der Schiene eingestellt. Die sogenannten «Jail-Trains» verkehren schon seit 2023 nicht mehr, im vorigen Jahr wurde auch der entsprechende Vertrag aufgelöst.
Aufgefallen ist das lange niemandem. Als Erstes hatte im April 2025 das Portal «Plattform J» vom Aus der «Jail-Trains» Kenntnis erlangt. Der «Tages-Anzeiger» hat nun auch von der SBB die offizielle Bestätigung erhalten: «Der Vertrag ‹Interkantonale Häftlingstransporte in der Schweiz› mit der Securitas wurde per Ende 2024 aufgekündigt.»
Die Häftlingszüge waren zu teuer
Gefangenentransporte auf der Schiene waren lange Jahre eine Schweizer Eigenheit. Der von der SBB im Auftrag einer Sicherheitsfirma betriebene «Jail-Train» bestand lediglich aus einem umgebauten Triebwagen und einer Lokomotive. Das unscheinbare Gespann verkehrte zuletzt noch zwischen Zürich und Bern.
Dass damit nun endgültig Schluss ist, hat verschiedene Gründe. Zum einen war das Rollmaterial heillos überaltert. Es wäre «wirtschaftlich nicht vertretbar gewesen», die Züge weiter verkehren zu lassen. Kostengründe seien auch ausschlaggebend dafür gewesen, so die SBB gegenüber dem «Tages-Anzeiger», keine neueren Fahrzeuge einzusetzen. Der Aufwand für Umbauten sei schlicht zu hoch gewesen.
Zuletzt verkehrten die «Jail-Trains» der SBB noch zwischen Zürich und Bern.
Kommt hinzu, dass die wichtigste Umladestation im Zürcher Umland im kommenden Jahr wegfällt. Durch die Arbeiten am Mehrspurprojekt Zürich–Winterthur, zu denen auch der Bau des neun Kilometer langen Brüttener Tunnels gehört, wird der Bahnhof Bassersdorf, auf Jahre hinweg eine Grossbaustelle sein. Unter anderem wird der Bahnhof abgerissen und die Perrons werden verlegt.
Nun geht's über häufig verstopfte Autobahnen
Gefangenentransporte zwischen den Kantonen wird es natürlich weiterhin geben – nur eben ausschliesslich auf der Strasse. Dabei galt die Bahn immer als zuverlässiger als die verstopfungsanfällige A1.
Übrigens: Wer sich Hoffnungen macht, den «Jail-Train» in einem Museum betrachten zu können, wird enttäuscht. Die ausrangierten Züge wurden bereits auf einen Schrottplatz überführt. Immerhin: Wie es im Inneren aussah, hat ein YouTuber in einem heimlich gefilmten Clip dokumentiert.