Folgen der Krise Der Lockdown trifft vor allem das Land und Geringverdiener

SDA/tafi

21.4.2020

Wer ohnehin wenig im Portemonnaie hat, ist von den Lockdown-Massnahmen härter betroffen, wie eine Studie der Universität Basel nun herausfand. (Symbolbild)
Wer ohnehin wenig im Portemonnaie hat, ist von den Lockdown-Massnahmen härter betroffen, wie eine Studie der Universität Basel nun herausfand. (Symbolbild)
Keystone

Ein Graben zwischen Stadt und Land, eine Kluft zwischen Arm und Reich: Die Lockdown-Massnahmen im Zuge der Coronavirus-Pandemie haben unterschiedliche Auswirkungen. 

Menschen mit hohen Einkommen in urbanen Gebieten stecken den Lockdown in der Coronavirus-Pandemie weit besser weg als Geringverdienende in ländlichen Gegenden. Das zeigt eine Untersuchung der Universität Basel. Eine grosse Rolle spielt dabei die Möglichkeit, Homeoffie arbeiten zu können.

Mitarbeitende der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Basel haben für ihre Untersuchungen einen Homeoffice-Index erstellt. Dieser zeigt an, welche Bevölkerungs- und Berufsgruppen in welchen Wirtschaftssektoren und Arbeitsmarktregionen ihre Arbeit besser von zuhause aus erledigen können. Wie zwei am Dienstag veröffentlichten Analysen zeigen, hängt die Betroffenheit vom Lockenheit stark vom Homeoffice-Index ab.

Stadt-Land-Graben 

Berufe mit strategischen, administrativen oder kreativen Aufgaben seien demnach für das Homeoffice «erwartungsgemäss» besser geeignet als Berufe mit viel Kundenkontakt oder mit technischen oder handwerklichen Aufgaben. Weil die verschiedenen Regionen der Schweiz durch unterschiedliche Wirtschaftszweige geprägt sind, hat dies geografisch gesehen unterschiedliche Auswirkungen.

Durch die Schweiz verlaufe, so die Wissenschaftler, ein Stadt-Land-Graben. Homeoffice ist in den Dienstleistungszentren wie dem Grossraum Zürich, der Region Zug und im Kanton Basel-Stadt weit verbreitet. Am unteren Ende verorten die Studien ländliche Gebiete, zum Beispiel im Engadin oder im Bernischen Emmen- und Simmental. Im kantonalen Vergleich weist Basel-Stadt mit 67 Prozent den höchsten, der Kanton Kanton Appenzell Innerrhoden mit 27 Prozent den geringsten Wert im Homeoffice-Index aus.

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Die Unterschiede zwischen Branchen und Regionen wirkt sich auch auf soziodemografische Gruppen aus. Faktoren wie Ausbildung, Herkunft und Geschlecht beeinflussten die Berufswahl und damit auch die Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten, heisst es in einer der Studien.

Grosse Unterschiede beim Einkommen

Die markantesten Unterschiede zeigen sich in den Einkommensklassen. Für über 70 Prozent der Personen mit einem jährlichen Einkommen von über 130'000 Franken scheine Homeoffice gut möglich zu sein, heisst es. Dieser Wert nimmt mit sinkenden Einkommen stetig ab. Lediglich rund 30 Prozent der Menschen mit einem Einkommen von unter 65'000 Franken hätten die Möglichkeit, ihre Arbeit im Homeoffice zu erledigen.

Die Analyse der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Basel stützt sich auf eine entsprechende US-Studie. Mit einem sogenannten «Random-Forest»-Algorithmus seien die amerikanischen Berufsbeschreibungen auf schweizerische Verhältnisse übertragen worden, schreiben die Analysten in ihrem Beitrag.

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