Umfrage zu Tunnel-Gebühr Deutliche Mehrheit für Maut am Gotthard

dor/SDA

26.6.2023

Gotthard-Maut: Das denken Passanten über die Zahlgebühr.

Gotthard-Maut: Das denken Passanten über die Zahlgebühr.

Anfangs Woche hat die Idee einer Gotthard-Maut für Diskussionen gesorgt. blue News wollte von den Passanten im Raum Zürich wissen, was sie darüber denken – und hat vor allem junge Menschen gefunden, die eine klare Meinung dazu haben.

07.06.2023

Nationalräte fordern eine Maut für den Gotthard-Strassentunnel. In einer repräsentativen Umfrage geben 69 Prozent der Befragten zu Protokoll, dass sie eine Strassengebühr für den staugeplagten Tunnel befürworten. 

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Um dem grossen Verkehrsaufkommen am Gotthard entgegenzuwirken, wollen Politiker von FDP, Mitte und GLP eine Mautgegbühr einführen.
  • An hochfrequentierten Tagen soll der Autofahrer mehr zahlen als an Tagen mit weniger Verkehr.
  • Eine repräsentative Umfrage zeigt, dass 69 Prozent der Befragten eine Strassengebühr befürworten, wobei die Forderung sowohl links als auch rechts gut ankommt.
  • Das Modell «Zeitfenster vorab buchen» kam bei den Befragten nicht gut an.

Die Mehrheit der Befragten einer repräsentativen Umfrage haben sich für eine Strassengebühr durch den staugeplagten Gotthard-Tunnel ausgesprochen. 69 Prozent hielten die Gebühr für nötig, wie Tamedia-Zeitungen schrieben.

Tamedia und «20 Minuten» befragten dazu 13'000 Personen. 28 Prozent von ihnen sprachen sich gegen die Maut aus.

Osterstau 2023 vor dem Gotthard-Tunnel in Richtung Süden. 
Osterstau 2023 vor dem Gotthard-Tunnel in Richtung Süden. 
Bild: Keystone/Urs Flüeler

Am meisten Zustimmung erhielt die Massnahme von politisch grün ausgerichteten Teilnehmenden (84 Prozent). Doch auch unter SVP-Sympathisant*innen sprachen sich 58 Prozent dafür aus. Aus dem Kanton Tessin lagen für die Auswertung zu wenige Stimmen vor, um eine zuverlässige Aussage zu machen, schrieb Tamedia.

Maut für «im Nord-Süd-Transit relevante Alpenübergänge»

Da die Debatte über eine Gotthard-Maut noch am Anfang stehe, könnte sich die Einstellung zu einer Gebühr noch verändern. Die Befragten seien derzeit noch weitgehend unbeeinflusst von den Parteien, sagt Lucas Leemann zum «Tages-Anzeiger». Der Politologe führte die Befragung zusammen mit seinem Partner Fabio Wasserfallen für Tamedia und «20 Minuten» durch.

Die Nationalräte  Simon Stadler (Mitte, UR), Corina Gredig (GLP, ZH) und Matthias Jauslin (FDP, AG) fordern in einer Motion eine Maut für die «im Nord-Süd-Transit relevanten Alpenübergänge (im Nationalstrassennetz)». Im Mittelpunkt der Debatte steht dabei der Gotthard-Tunnel, vor dem sich an Feiertagen regelmässig kilometerlange Staus bilden, was wiederum zu einem erhöhten Verkehrsaufkommen auf den Ausweichrouten durch die Gemeinden führt.

Die Politiker*innen denken aber nicht an eine Pauschal-Abgabe, sondern: An vielbefahrenen Wochenenden soll es für die Autofahrer*innen teurer sein, den Tunnel zu benutzen. Vor drei Wochen wurden je ein gleichlautender Vorstoss eingereicht, der ein variables Preissystem – je nach Verkehrsaufkommen – vorsieht.

Höchste Maut an Ostern, Auffahrt, Pfingsten und im Sommer

Mit einer solchen dynamischen Preisstruktur wäre die Maut an Ostern, Auffahrt, Pfingsten und im Sommer also am höchsten. Deutlich günstiger käme man im Winter ins Tessin. Möglich wäre laut Stadler auch, an staufreien Tagen ganz auf eine Gebühr zu verzichten. Dadurch soll ein Anreiz entstehen, dann zu reisen, wenn das Verkehrsaufkommen geringer ist.

Das befürworten aber nicht alle. Manche Parlamentarier bevorzugen ein Modell, bei dem die Reisenden im Vorfeld einen Zeit-Slot für ihre Durchfahrt buchen. Dabei müssten sie vorab auf einer Website oder App ein Zeitfenster reservieren, um an Stautagen durch den Gotthard fahren zu können.

Dieser Vorschlag kommt in der Umfrage allerdings deutlich weniger gut an als die Maut, heisst es. Lediglich 39 Prozent begrüssten ein solches Modell, 57 Prozent lehnten es ab. Vor allem Wähler*innen der FDP und der SVP hielten nichts von einer derartigen Voranmeldung.

Tessin befürchtet Diskriminierung

Die Forderung nach einer Gotthard-Maut begeistert nicht alle Kantone. Der Kanton Graubünden etwa befürchtet ein erhöhtes Verkehrsaufkommen auf den Ausweichrouten durch Siedlungsgebiete.

Im Tessin wiederum befürchtet etwa Simone Patelli, Präsident von Ticino Turismo, dass der Kanton diskriminiert würde, weil man für Ferien im Südkanton eine zusätzliche Maut entrichten müsste, während andere Destinationen gebührenfrei zu erreichen sind.