Noch mehr Lärm? Deutsche Gemeinden laufen Sturm gegen Ausbau des Zürcher Flughafens

toko

30.8.2023

Ein Flugzeug der Swiss landet auf der Piste 28 des Flughafens Zürich. Von den geplanten Pistenverlängerungen am Flughafen verspricht man sich mehr Sicherheit und Pünktlichkeit. 
Ein Flugzeug der Swiss landet auf der Piste 28 des Flughafens Zürich. Von den geplanten Pistenverlängerungen am Flughafen verspricht man sich mehr Sicherheit und Pünktlichkeit. 
KEystone/Michael Buholzer

Der Ausbau des Flughafens Zürich wurde vom Zürcher Kantonsparlament genehmigt. Im deutschen Hohentengen ist man davon wenig begeistert. Die Bewohner*innen haben die Regierung ihres Bundesland auf ihrer Seite.

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Am Montag wurde der Ausbau des Flughafens im Zürcher Kantonsparlament abgesegnet.
  • Nicht nur diesseits der Grenze wird die Massnahme kontrovers diskutiert. Im baden-württembergischen Hohentengen kämpft man schon jetzt mit Fluglärm — und befürchtet noch mehr davon.
  • Die deutsche Minderheit im Zürcher Kantonsrat hat das Referendum ergriffen.

Die geplante Verlängerung von zwei Pisten am Flughafen Zürich löst nicht nur im Kanton Zürich kontroverse Diskussionen aus. Auch ennet der Grenze ist man wenig erfreut.

Die Gemeinde Hohentengen am Hochrhein etwa ist nur 20 Kilometer vom Flughafen entfernt – und die Bewohner*innen haben schon jetzt mit Fluglärm zu kämpfen. Dort und in den umliegenden Gemeinden ist man nun besorgt über möglicherweise noch mehr Flugbewegungen.

So wie Peter Schanz, ein grüner Lokalpolitiker und Architekt, der bereits seit Jahren gegen Fluglärm aus Zürich kämpft. Er sieht die geplante Erweiterung mit Sorge, wie er der «Tagesschau» im SRF sagte.

Demnach beeinträchtigen die Nordlandeanflüge über sein Haus seine Lebensqualität ohnehin erheblich. Zu der Entscheidung sagt er: «Es ist katastrophal für uns.»

Knapp genehmigt

Die Verlängerung der Piste 28 um 400 Meter nach Westen und der Piste 32 um 280 Meter nach Norden wurde am Montag knapp vom Zürcher Kantonsparlament genehmigt.

Der Bürgermeister Jürgen Wiener in Hohentengen befürchtet, dass die Kapazität des Flughafens durch die Erweiterungen letztendlich gesteigert werden könnte und erklärt: «Ich denke, dass man das auch mit dem Hintergrund macht, später die Kapazitäten zu erhöhen.»

Die Zürcher Regierung und der Flughafenbetreiber argumentieren hingegen, dass die Pistenverlängerungen die Sicherheit erhöhen und Verspätungen reduzieren sollen, ohne die Flugbewegungen zu steigern.

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Schritt zur Kapazitätserweiterung?

Die Debatte zieht mittlerweile sozusagen auch internationale Aufmerksamkeit auf sich. Das Verkehrsministerium von Baden-Württemberg äusserte ähnliche Bedenken wie die Hohentengener hinsichtlich steigender Flugbewegungen von und nach Deutschland: «Wir befürchten, dass die Zahl der Starts und Landungen pro Stunde zunimmt», heisst es dort.

Bedenken hinsichtlich Lärmbelastung und Kapazität weist die Zürcher Regierung jedoch vehement zurück und stützt sich dabei auf eine Untersuchung der Empa, die keine erhöhte Belastung für Deutschland prognostiziert.

Die deutsche Minderheit im Zürcher Kantonsrat hat indessen das Referendum ergriffen, so dass die endgültige Entscheidung über die Pistenverlängerungen nun beim Volk liegen wird. 

Der jahrzehntealte Streit zwischen deutschen und schweizerischen Behörden wird somit in die nächste Runde gehen.