«So viel wie nötig, so wenig wie möglich» Notfallpsychologen im Einsatz nach dem Abbruch in Blatten

SDA

31.5.2025 - 12:06

Der Gletscherabbruch brachte nicht nur Geröll über das Dorf, sondern löschte das Zuhause Hunderter aus.
Der Gletscherabbruch brachte nicht nur Geröll über das Dorf, sondern löschte das Zuhause Hunderter aus.
KEYSTONE

Sie hören zu, geben Halt und bleiben im Hintergrund: Seit dem Gletscherabbruch von Blatten sind Notfallpsychologinnen und -psychologen im Dauereinsatz. Ihre Aufgabe: Die seelischen Folgen einer Naturkatastrophe abfedern.

,

Keystone-SDA, Redaktion blue News

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Ein Team aus zwei bis drei Notfallpsycholog*innen unterstützt seit dem Gletscherabbruch Betroffene vor Ort mit Gesprächen, Informationen und Präsenz.
  • Laut Seraphina Zurbriggen vom Verein Psychologische Nothilfe Oberwallis ist die langfristige Bewältigung entscheidend – mit dem Grundsatz «so viel wie nötig, so wenig wie möglich».
  • Im Wallis können Betroffene bei Bedarf über die Notrufnummer 144 psychologische Unterstützung anfordern; das Care Team ist Teil der 3000-köpfigen Walliser Rettungsorganisation KWRO.

Seit dem Tag des Gletscherabbruchs von Blatten VS steht im Lötschental ein Team von Notfallpsychologinnen und Notfallpsychologen im Einsatz. Dieses Care Team hat seither aus zwei bis drei Personen bestanden. Es führt Einzelgespräche, vermittelt Informationen und unterstützt die Betroffenen mit der Anwesenheit vor Ort.

Die Anerkennung der Belastung, Orientierungen und Informationen seien in dieser Akutphase für Betroffene aus notfallpsycholgischer Sicht am wichtigsten: Das sagt die Präsidentin des Vereins Psychologische Nothilfe Oberwallis, Seraphina Zurbriggen, auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Näheres zu den Gesprächen, und ob Leute aus dem ganzen Tal die Dienste in Anspruch nehmen oder nur Leute aus Blatten, sagt die Notfallpsychologin FSP nicht. Dies mit Rücksicht auf die Betroffenen und mit Verweis auf das Berufsgeheimnis. Sie könne aber sagen, dass die Dienste des Care Teams genutzt würden. Allgemein bestehe die grösste Sorge darin, wie es weitergehen werde.

Wichtig zu wissen sei aktuell, so Zurbriggen weiter, dass die Bewältigung dieses Ereignisses noch lange andauern werde. «Aus notfallpsychologischer Sicht gehen wir davon aus, dass gesunde Menschen die Fähigkeit haben, dies zu bewältigen. Wir handeln daher mit der Haltung: soviel wie nötig, so wenig wie möglich.»

Die Betroffenen sollten wissen, wo sie bei Bedarf Hilfe holen könnten. Via Telefonnummer 144 stehe im Wallis Hilfe bereit.

Teil der Walliser Rettungsorganisation

Das Care Team stehe in ständigem Austausch mit dem Regionalen Führungsstab Lötschental, um zu sehen, wo die Bedürfnisse stünden und um dem Stab Rückmeldungen zu geben, führt Zurbriggen weiter aus. Bereits vor dem Gletscherabbruch habe sich das Care Team in Absprache mit dem KWRO auf einen möglichen Einsatz im Lötschental vorbereitet. Bereits am 18. Mai wurde ja das Dorf Blatten wegen Bergsturzgefahr evakuiert.

KWRO bedeutet Kantonale Walliser Rettungsorganisation. Diese Organisation mit Sitz in Siders VS zählt auf 3000 Personen, welche sich neben ihrem Beruf für Notfalleinsätze bereithalten – ausser Notfallpsychologinnen sind das etwa auch Hundeführer oder Rettungstaucher, wie Direktor Fredy-Michel Roten im Gespräch mit Keystone-SDA sagt.

Im Wallis gibt es drei Zentren respektive Organisationen, welche die notfallpsychologische Versorgung sicherstellen. Der Verein Psychosoziale Nothilfe Oberwallis ist eine dieser Organisationen.