Grössere Polizei-Präsenz Die Gewalt an den Bahnhöfen nimmt zu

uri

3.4.2023

Polizei am Hauptbahnhof Zürich: An den grossen Bahnhöfen der Schweiz ist die Zahl der Gewaltdelikte in den vergangenen Jahren angestiegen.
Polizei am Hauptbahnhof Zürich: An den grossen Bahnhöfen der Schweiz ist die Zahl der Gewaltdelikte in den vergangenen Jahren angestiegen.
Archivbild: Keystone

Die Kriminalstatistik zeigt auch einen Anstieg der Gewaltdelikte an den grossen Bahnhöfen der Schweiz. Besonders beunruhigend: Bei schweren Körperverletzungen und Vergewaltigungen gibt es Höchstwerte.

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  • In den letzten fünf Jahren ist die Zahl der Gewaltdelikte an Schweizer Bahnhöfen laut dem Bundesamt für Statistik um 40 Prozent angestiegen. 
  • Neue Höchstwerte gibt es auch bei Körperverletzungen und Vergewaltigungen.
  • Vor allem in den grossen Städten wurde eine Zunhame regsitriert.
  • Es gibt aber auch deutliche Unterschiede.

Innert fünf Jahren sind die Gewaltdelikte an Schweizer Bahnhöfen kontinuierlich angestiegen. Letztes Jahr erreichten sie dabei mit über 2000 Fällen einen neuen Höchstwert. Das seien 40 Prozent mehr als vor fünf Jahren, schreiben die CH-Media-Titel.

Die Zeitungen berufen sich dabei auf eine Auswertung des Bundesamts für Statistik, wobei die Anzeigen nach zwei Dutzend verschiedenen Delikten von Drohung bis Mord an Bahnhöfen erfasst wurden.

Ein Problem haben in der Deutschschweiz demnach hauptsächlich die grossen Städte. Dort hängen vor allem an den Wochenenden junge alkoholkonsumierende Männer herum, weshalb eine explosive Stimmung entstehen kann. Auch Olten und Aarau stechen heraus. 

Bern sticht positiv heraus

Die Entwicklung an den Bahnhöfen passt laut dem Bericht zur generellen Tendenz, dass die Gewaltdelikte zunehmen. Beunruhigend sei dabei, dass auch bei schweren Körperverletzungen und Vergewaltigungen neue Höchstwerte registriert würden.

Ebenfalls würden die Zahlen zeigen, dass der Anstieg bei der Gewalt auf ausländische Beschuldigte zurückgehe. So seien im vergangenen Jahr drei Prozent weniger Schweizer wegen Gewaltstraftaten angezeigt worden, dafür aber sechs Prozent mehr Ausländer. Insgesamt liege der Anteil der Ausländer bei Gewaltdelikten bei über 50 Prozent, wohingegen ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung 25 Prozent betrage.

Unter den drei grossen Städten Zürich, Bern und Basel ist die Gewalt laut der Auswertung an den Bahnhöfen in den vergangenen Jahren insgesamt gestiegen. Im vergangenen Jahr indes lediglich in Zürich und Basel, während Bern einen leichten Rückgang verzeichnen konnte.

Verdoppelung der Zahlen in Olten im vergangenen Jahr

Für Olten zeigt sich, dass die Gewalt hier lediglich im Jahr 2022 zugenommen hat – sich dafür aber gleich verdoppelte. In St. Gallen unterdessen seien die Zahlen über die Jahre angestiegen, haben aber stark geschwankt.

Statistisch betrachtet sticht Aarau problematisch hervor: Im Vergleich zu den anderen Städten sei die Passagierfrequenz hier am tiefsten, zugleich seien hier gleich viele Gewaltdelikte wie in Winterthur zu verzeichnen. In Luzern hingegen seien die Zahlen bei den Gewaltdelikten recht stabil geblieben und zuletzt sogar zurückgegangen.

Wie es im Bericht aber auch heisst, kann für die Zunahme der registrierten Gewaltdelikte die verstärkte Polizei-Präsenz an den Schweizer Bahnhöfen mitverantwortlich sein. Schliesslich gilt: Je mehr kontrolliert werde, desto mehr Straftaten würden auch angezeigt.

Experte fordert zielgerichtete Massnahmen

Wie der Gewaltforscher Dirk Baier erklärte, führt aber gerade mehr Polizei nicht automatisch zu einem Sinken der Kriminalität. Hinter der Gewalt würden sich persönliche Probleme, etwa hohe Impulsivität und Reizbarkeit und situative Auslöser wie Alkohol- und Drogenkonsum oder die Präsenz von Gruppen verbergen. Und hierauf habe die Präsenz der Polizei keinen Einfluss.

Baier fordert gegenüber den CH-Media denn auch eine systematische Auswertung zu den Delikten und ihren Tätern. Anschliessend müsse man zielgerichtet agieren: Handle es sich vor allem um junge Täter, müsse man mit «aufsuchender Jugendarbeit» reagieren. Handle es sich bei den Tätern vor allem um Asylsuchende, müsse man zu anderen Mitteln greifen, etwa Arbeitsintegration.

Mit Material von SDA