Wie gefährlich ist der Grosse Mythen?«Die meisten verunglücken beim Abstieg» – Experten schätzen ein
Samuel Walder
24.6.2025
Am Sonntag verunglückt ein Mann am Grossen Mythen. Ist das der gefährlichste Berg der Schweiz?
sda
Wieder ist ein Wanderer am Grossen Mythen tödlich verunglückt – ein tragischer, aber leider kein ungewöhnlicher Vorfall. Experten warnen: Viele unterschätzen die Gefahren beim Abstieg. Ist der Berg überhaupt sicher?
Ein Wanderer ist am Sonntag auf dem Grossen Mythen tödlich verunglückt – der populäre Berg im Kanton Schwyz verzeichnet seit 1998 im Schnitt jährlich einen tödlichen Unfall.
Hauptursache bei Abstürzen ist laut Experten die Selbstüberschätzung beim Abstieg und nicht mangelnde Ausrüstung. Natürliche Todesfälle wie Herzprobleme treten hingegen häufiger beim Aufstieg auf.
Trotz guter Wegsicherung warnen Bergvereine vor der Illusion von Sicherheit: Mehr Infrastruktur zieht mehr unerfahrene Wanderer an und erhöht so das Risiko zusätzlicher Unfälle.
Der Sommer ist in der Schweiz so richtig angekommen. Wer nicht ins Wasser springt, flüchtet in die Berge. Wandern ist im Trend und bei diesem Wetter umso schöner. Doch es birgt auch Gefahren.
Am Sonntagnachmittag kam es am Grossen Mythen zu einem tödlichen Unglück. Ein Mann stürzte auf dem Mythenweg in die Tiefe. Die Polizei konnte nur noch die Leiche des Mannes auf der Höhe von 1290 Metern bergen.
Jedes Jahr verunglückt mindestens eine Person am Mythen
Es ist nicht das erste Unglück auf dem Berg. Der Grosse Mythen (1898 m) zählt zu den meist begangenen, aber auch gefährlichsten Bergen im Kanton Schwyz – jährlich erklimmen ihn rund 40'000 Menschen. Trotz moderater Schwierigkeit (T3) kommt es regelmässig zu schweren Abstürzen.
Seit 1998 ereignet sich am Grossen Mythen im Regelbetrieb ungefähr ein tödlicher Unfall pro Jahr, was den Berg zu einer regelrechten «Brennpunkt-Region» macht. Zuletzt verunglückten im Jahr 2021, 2023 und 2024 Personen. Teilweise stürzten die Bergsteiger bis zu 450 Meter in die Tiefe.
Eine Frau stürzte 2023 beim Abstieg vom Grossen Mythen 450 Meter in die Tiefe.
sda
Die Kantonspolizei Schwyz schätzt die Situation wie folgt ein: «Man muss sich bewusst sein, dass man sich beim Auf- und Abstieg in steilem Gelände befindet. Der Mythenweg ist mit dem Schwierigkeitsgrad T3 bewertet. T3 bedeutet, dass der Weg steil ist und ausgesetzte Stellen aufweisen kann. Somit besteht eine gewisse Absturzgefahr.» Der Mythenweg sei aber an exponierten Stellen gut mit Ketten gesichert.
«Die meisten verunglücken beim Abstieg»
Der Mythenweg wird vom Verein der Mythenfreunde unterhalten. Der Präsident des Vereins, Hans Reichmuth, sagt gegenüber blue News: «Am Mythen kommt es leider jedes Jahr zu Todesfällen. Es ist jedes Jahr eine Tragödie.» Der Verein habe die Verantwortung über den Mythenweg. «Die Mehrheit der Todesursachen sind natürliche Todesfälle. Zum Beispiel Herzprobleme oder Kreislaufprobleme. Diese passieren auf dem Weg nach oben – also beim Aufstieg», so Reichmuth.
Hans Reichmuth ist Präsident des Vereins der Mythenfreunde.
grossermythen.ch
Doch die unnatürlichen Todesfälle, also Fälle, bei denen Menschen verunglücken, hätten meist nichts mit Herzproblemen oder dem falschen Schuhwerk zu tun, wie man vermuten könnte. Reichmuth sagt: «Die Meisten verunglücken auf dem Abstieg. Das hat mit verschiedenen Dingen zu tun. Meine Einschätzung ist, dass sich die Wanderer überschätzen und sich zu wenig Zeit beim Abstieg lassen.»
Hinzu komme der grosse Andrang der Menschen auf den Mythen. «Wo es viele Menschen gibt, passieren manchmal Fehltritte», erklärt Reichmuth. Dennoch spricht der Präsident nicht von einem gefährlichen Weg. Der Weg sei gut gesichert, aber an manchen Stellen sehr steil.
«Wenn beim Aufstieg ein Fehltritt passiert, landet man meistens auf dem Weg vor sich. Beim Abstieg kommt allerdings die Schwerkraft dazu. Da kann ein Fehltritt dazu führen, dass man ab vom Weg fällt», sagt Reichmuth.
Mehr Sicherheit birgt höheres Risiko
Der Schweizerische Alpen-Club (SAC) sieht die Situation am Grossen Mythen ähnlich wie Hans Reichmuth. Auf Anfrage von blue News sagt Rolf Sägesser, Fachleiter Ausbildung Sommer und diplomierter Bergführer beim SAC: «Vielen Menschen fehlt es an einer objektiven Selbsteinschätzung, was es für diese – und vergleichbare – T3 Wanderungen braucht.»
Auf der Webseite sei zu lesen, es handele sich um «einen gut ausgebauten und mit Ketten gesicherten Weg, der problemlos begehbar ist». Sägesser kritisiert: «Zu wenig wird auf die Absturzgefahr hingewiesen, die in diesem Steilgelände von meist über 40 Grad allgegenwärtig ist.» Ein Fehltritt könne also fatale Folgen haben. Zudem erfordere der Abstieg in diesem Gelände mehr an Psyche als der Aufstieg.
Doch müsste man dann den Weg nicht noch besser sichern? Sägesser sagt nein: «Noch mehr Installationen bringen noch mehr Menschen an den Berg, meistens solche, die dann überfordert sind. Und das ist keinesfalls zielführend.»
Sägesser sieht andere Herausforderungen: «Schlussendlich tragen die Sozialen Medien ihren Teil dazu bei, viele Menschen anzuziehen. Unabhängig ihrer Fähigkeiten ist damit die Wahrscheinlichkeit eines Unfalls um einiges grösser als auf wenig begangenen Wanderungen.»
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