Parlament nimmt Motion an Die Mindestfranchise der Krankenkassen wird definitiv erhöht

Andreas Fischer

19.3.2025

Patientinnen und Patienten müssen künftig mehr Arztkosten selbst tragen: Das Parlament hat den Bundesrat beauftragt, die Mindestfranchise zu erhöhen.
Patientinnen und Patienten müssen künftig mehr Arztkosten selbst tragen: Das Parlament hat den Bundesrat beauftragt, die Mindestfranchise zu erhöhen.
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Der Bundesrat soll die Mindestfranchise erhöhen und einen automatischen Anpassungsmechanismus erarbeiten. Nach dem Ständerat stimmte am Mittwoch auch der Nationalrat einer entsprechenden Motion zu.

Andreas Fischer

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Die Mindestfranchise bei der Krankenkasse beträgt seit mehr als 20 Jahren unverändert 300 Franken. Nun soll sie erhöht werden.
  • Nach dem Ständerat hat auch der Nationalrat dafür gestimmt und das Geschäft an den Bundesrat überwiesen.
  • Die Landesregierung hat nun zwei Jahre Zeit, ein entsprechendes Gesetz zu entwerfen.
  • Wie hoch die Anpassung ausfällt und wann sie in Kraft tritt, ist noch offen.

Nach dem Ständerat hat auch der Nationalrat einen Vorstoss zur Erhöhung der Krankenkassen-Mindestfranchise durch den Bundesrat gutgeheissen. Mit der Anpassung soll die aktuelle Kostensituation in der Grundversicherung besser abgebildet werden.

Der Nationalrat votierte am Mittwoch mit 118 Ja- bei 70 Nein-Stimmen und 4 Enthaltungen für die Motion von Ständerätin Esther Friedli. Die SVP-Politikerin hatte ihren Vorstoss damit begründet, dass die letzte Erhöhung der Mindestfranchise bereits mehr als 20 Jahre zurückliegt, die Gesundheitskosten in der Zeit aber stark gestiegen sind.

Beim Inkrafttreten des neuen Krankenversicherungsgesetzes 1996 betrug die Mindestfranchise 150 Franken. Zwei Jahre später wurde sie auf 230 Franken erhöht. Die letzte Anpassung erfolgte 2004: Seitdem müssen Versicherte mindestens 300 Franken pro Jahr selbst an Behandlungskosten zahlen.

SP und Grüne befürchten «Zwei-Klassen-Medizin»

Die Befürworterinnen und Befürworter der Anpassung versprechen sich mehr Eigenverantwortung vonseiten der Versicherten. Gegnerinnen und Gegner befürchten, dass besonders chronisch kranke und ältere Menschen unter der Franchisenerhöhung leiden werden.

Friedli hatte in ihrem Vorstoss betont, dass die Erhöhung der Franchise und der Anpassungsmechanismus moderat ausfallen solle. «Wer [] Ergänzungsleistungen bekommt, wird von dieser Motion respektive von dieser Massnahme [] nichts spüren», sagte SVP-Nationalrätin Diana Gutjahr bei der Debatte

Die Motion wird mit den Stimmen aus dem bürgerlichen Lager angenommen. Die Nein-Stimmen kam von SP und den Grünen. Sie befürchten, dass mit der Erhöhung der Mindestfranchise die «Zwei-Klassen-Medizin» weiter gefördert werde.

Wie hoch die Anpassung der Mindestfranchise ausfallen wird, ist noch unklar. Auch ein Datum steht noch nicht fest. Der Bundesrat muss die Motion innert der nächsten zwei Jahre umsetzen.

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