Bundesrat geht auf Instagram«Die Regierung muss da sein, wo die Leute sind»
Monique Misteli
9.10.2022
Federal Counsil goes Instagram: Ab Montag geht das Profil der Schweizer Landesregierung online. Passt der Bundesrat überhaupt auf das hippe soziale Medium? blue News hat einen Experten gefragt.
Monique Misteli
09.10.2022, 18:00
10.10.2022, 14:59
Monique Misteli
Das veränderte Informationsverhalten der Schweizer Bevölkerung macht auch vor dem Bundesrat nicht Halt.
Um auch jene Menschen zu erreichen, die sich vorwiegend über soziale Medien informieren, geht das Bundesratsgremium ab Montag mit einem eigenen Instagram-Account online.
«Der Bundesrat muss da sein, wo die Leute sind»
Social-Media-Experte Daniel Hünebeck sieht grosses Potenzial für den Instagram-Account: «Die Regierung muss da sein, wo die Leute sind», deshalb sei Instagram durchaus sinnvoll. Auf dem Kanal tummle sich der grösste gemeinsame Nenner der Bevölkerungsschichten, so Hünebeck.
Im August waren hierzulande fast vier Millionen Nutzer registriert.
Mit Instagram gegen Desinformation
Mit dem Instagram-Account wolle man zusätzlich zu den bestehenden Kanälen YouTube und Twitter neue Zielgruppen über Entscheidungen, gemeinsame Aktivitäten und Dossiers informieren, gibt die Bundeskanzlei in einem offiziellen Schreiben bekannt.
Seien die politischen Geschäfte des Bundesrats und der Departemente auch in den sozialen Medien für die Leute zugänglich, wolle man damit zu einer sachlichen Debatte beitragen und die Desinformation eindämmen, steht in der Mitteilung weiter.
Damit reagiert die Landesregierung auf den letztjährigen sicherheitspolitischen Bericht. Der zeigt, dass die Bedrohung durch Beeinflussung und Desinformation in der Schweizer Bevölkerung zunimmt.
Idealer Startzeitpunkt verschenkt
Um möglichst rasch möglichst viele Follower zu erreichen, habe man den idealen Startzeitpunkt des Instagram-Profils verschenkt, sagt Hünebeck.
Ereignisse wie die Corona-Pandemie oder der Kriegsausbruch in der Ukraine, die das Informationsbedürfnis der Bevölkerung verstärkten, hätten geholfen, schnell eine grössere Reichweite zu generieren.
Instagram funktioniert als Netzwerk besonders mit sogenannten Hinter-den-Kulissen-Momenten, also für die Follower*innen nahbar sein, zeigen, dass hart arbeitende Individuen hinter dem Amt Bundesrat stehen.
Doch wie kann dem Bundesrat der Spagat zwischen Nahbar sein und Glaubwürdigkeit bewahren gelingen? Klar, die Politik müsse im Fokus stehen, sagt der Experte. Das heisst: Nicht nur über Geschäfte und Abstimmungen informieren, sondern auch mal etwas Überraschendes, eine Zusatzinformation zum Politgeschäft bieten. Etwa, was vor einer Pressekonferenz oder auf einem Botschaftsbesuch im Ausland passiere.
Nichts geht über Geschwindigkeit
Gemäss der Bundeskanzlei solle aber die bisherige Kommunikation mit den Journalistinnen und Journalisten zentral bleiben. Die Verbreitungs-, Vermittlungs- und Einordnungsleistung einer vielfältigen Medienlandschaft sei eine unersetzliche Grundlage für die Meinungsbildung der Bevölkerung.
Um mit dem Instagram-Account dessen Ziele zu erreichen, sei es unabdingbar, dass die Informationen nicht zu spät aufgeschaltet würden, sagt Hünebeck und fügt hinzu: «Die Informationen sollten idealerweise etwas früher, aber mindestens zeitgleich mit den anderen Medien erfolgen. Ansonsten ist die Legitimation des Instagram-Accounts weg.»
Geschäftsprüfungskommission forderte systematische Nutzung der sozialen Medien der Regierung
Der Instagram-Account ist Teil der letztjährig verabschiedeten Social-Media-Strategie der Bundeskanzlei.
Dem vorausgegangen war ein Bericht der Geschäftsprüfungskommission des Nationalrates (GKP-N) zur Öffentlichkeitsarbeit des Bundes vom 15. Oktober 2019. Darin empfahl sie dem Bundesrat, Überlegungen zum systematischen Gebrauch und der strategischen Ausrichtung von sozialen Medien anzustellen, deren Potenzial für die Öffentlichkeitsarbeit des Bundes abzuklären und zu prüfen.