Massnahmen-Lockerungen Die Schweiz schwankt zwischen Optimismus und Vorsicht

sda/tgab

30.1.2022 - 21:50

Das dürfte beim einen oder anderen für Erleichterung sorgen:  Die Home-Office-Pflicht gehört wohl bald der Vergangenheit an.
Das dürfte beim einen oder anderen für Erleichterung sorgen:  Die Home-Office-Pflicht gehört wohl bald der Vergangenheit an.
Bild: Keystone/Jean-Christophe Bott

Über das weitere Vorgehen herrscht mitten in der Omikron-Welle Uneinigkeit: Während Bundesrat Alain Berset die aktuelle Situation trotz gewisser Unsicherheiten als gut einstuft und Lockerungen ankündigt, will der Präsident der Gesundheitsdirektorenkonferenz lieber noch zuwarten.

Keystone-SDA, sda/tgab

Vor dem Höhepunkt der Omikron-Welle befindet sich die Schweiz zwischen Optimismus und Vorsicht. Während schnelle Lockerungen der Pandemie-Schutzmassnahmen, wie von Bundesrat Alain Berset angekündigt, von den Parteien grundsätzlich begrüsst werden, will der Präsident der Gesundheitsdirektorenkonferenz, Lukas Engelberger, noch zuwarten. Die von Bundesrat Alain Berset angekündigten Lockerungen nannte er «in der Tonalität sehr optimistisch».

Damit wecke der Bundesrat Erwartungen, sagte Engelberger im Interview mit dem «SonntagsBlick». Allerdings mahnte er zur Vorsicht: Die Massnahmen verhinderten einen Kollaps der Spitäler und sollten systemrelevante Betriebe schützen. «Deshalb müssen wir mit den grossen Lockerungsschritten zuwarten, bis der Höhepunkt der Omikron-Welle erreicht ist.»

Grossbritannien und Dänemark taugen nicht zum Vorbild

Er habe Verständnis dafür, dass Berset zur Aufhebung der Quarantäne und der Homeoffice-Pflicht keine neue Konsultation der Kantone durchführe. Eine Aufhebung von 2G und der Zertifikatspflicht im Inland hingegen dürften nicht ohne Vernehmlassung beschlossen werden. Zudem solle die Schweiz noch nicht auf eine Maskenpflicht verzichten, wie dies etwa Grossbritannien und Dänemark tun. Die Schutzmaske sei zwar unbeliebt, aber ein relativ milder Eingriff in die Freiheiten.

In seinem Kanton seien die Intensivstationen zwar stabil. Doch die Spitaleintritte hätten in der vergangenen Woche um fast ein Drittel zugenommen. «Es ist also ein uneinheitliches Bild.» Engelberger warnte davor, die Pandemie voreilig für beendet zu erklären. Sie ebbe ab, und neue Mutationen könnten die Lage auch wieder verschlechtern.



Berset: «Diese Unsicherheit müssen wir akzeptieren»

Die aktuelle Situation stuft Berset trotz gewisser Unsicherheiten als gut ein. Derzeit seien keine Mutation oder Entwicklung zu sehen, die dies ändern könnten, sagte er in der Radiosendung «Samstagsrundschau». Unklar sei aber, ob das auch im Winter 2022/23 so bleibe. «Diese Unsicherheit müssen wir akzeptieren.» Die Zeit der harten Massnahmen sei zu Ende, so Berset weiter. Denn trotz sehr hohen Fallzahlen drohe derzeit keine Überlastung des Gesundheitswesens.

Berset hatte am Freitag bereits zum 2. Februar eine Aufhebung der Quarantäne- und Homeoffice-Pflicht in Aussicht gestellt. Über weitere Lockerungen wollte er sich noch nicht konkret äussern. Er kündigte aber Vernehmlassungen zur Anpassung weiterer Massnahmen an.



Reaktionen der Parteien

Für die SVP kann es mit den Lockerungen gar nicht schnell genug gehen, denn die Leute seien müde von Corona. Nationalrat Albert Rösti sagt in einem Interview des SRF: «Man hat rasch und richtig reagiert, als die Infektion kam, und man muss jetzt auch rasch und richtig reagieren, wenn es ans Ende geht und eine klare Ausstiegsperspektive schaffen.» Auch die SP befürwortet die vorgesehenen Lockerungen. SP-Fraktionschef Roger Nordmann betont in dem Interview allerdings, das die Massnahmen schrittweise aufgehoben werden müssten.