Corona-Massnahmen im AuslandDie Schweiz wäre bei Lockerungen in guter Gesellschaft
tafi/Agenturen
2.2.2022
Dänemark kehrt zum «alten Leben» vor Corona zurück
Als erstes EU-Land seit Beginn der Omikron-Welle in der Corona-Pandemie hat Dänemark fast alle Massnahmen aufgehoben: Trotz hoher Infektionsraten entfallen nun unter anderem die Maskenpflicht und verkürzte Öffnungszeiten für Lokale.
01.02.2022
Die Omikron-Welle ist noch längst nicht abgeebbt, dennoch könnte der Bundesrat am Mittwoch Lockerungen beschliessen. Auch im europäischen Ausland werden Corona-Massnahmen zurückgenommen. Ein Überblick.
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02.02.2022, 00:00
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Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnt vor dem verfrühten Ende von Corona-Schutzmassnahmen. Das Virus für besiegt zu halten, sei voreilig, mahnte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus am Dienstag in Genf. Die Omikron-Variante habe in den zehn Wochen seit der Entdeckung mehr Infektionen verursacht, als es im ganzen Jahr 2020 gab.
Dennoch stehen in der Schweiz Lockerungen an, wie Alain Berset unlängst andeutete. Es wird erwartet, dass der Bundesrat diesen Mittwoch einige Corona-Massnahmen aufhebt. In einem zweiten Schritt könnte dann am 16. Februar weiter gelockert werden.
Die Schweiz steht mit der Öffnungsstrategie nicht allein da. In vielen Ländern Europas werden derzeit Massnahmen gelockert oder sie fallen gleich komplett weg – mit einer Ausnahme. Ein Überblick.
Deutschland
Die deutsche Bundesregierung sieht im Moment noch keinen Anlass für Lockerungen der Corona-Massnahmen. «In dem Moment, wo wir das Gefühl haben, verantwortlich lockern zu können, wird diese Bundesregierung, werden alle Landesregierungen genau diesen Schritt gehen», sagte Regierungssprecher Steffen Hebestreit am Montag in Berlin.
Im Augenblick sei es aber «noch ein bisschen verfrüht», schon diesen Schritt zu machen. Man sei noch in der Phase, in der es bergauf gehe mit den Zahlen, jeden Tag gebe es neue Rekordwerte. Der Höhepunkt der Welle sei noch nicht erreicht. «Und insofern würde ich im Augenblick davor warnen, zu frühzeitig zu glauben, es ist schon vorbei», sagte Hebestreit.
In Deutschland gilt in Freizeiteinrichtungen wie Kinos, Theatern oder Restaurants die 2G-Regel (geimpft oder genesen), in einigen Bundesländern sogar die 2G+-Regel (zusätzlicher, tagesaktueller Test). Bei überregionalen Sport-, Kultur- und anderen Grossveranstaltungen sind Zuschauer weitgehend ausgeschlossen. Da jedes Bundesland seine eigenen Regeln machen kann, solltest du dich vor einer Reisehier informieren.
Österreich
Ungeachtet rekordhoher Zahlen bei den Neuinfektionen lockert Österreich demnächst stufenweise seine Corona-Massnahmen. So werde die Sperrstunde ab 5. Februar von 22 Uhr auf 24 Uhr geschoben, kündigte Kanzler Karl Nehammer (ÖVP) am Wochenende an. Vom 12. Februar an falle die 2G-Regel im Handel. Es bleibe aber die Verpflichtung zum Tragen einer FFP2-Maske. Ab 19. Februar gelte in der Gastronomie und im Tourismus statt der 2G-Regel wieder die 3G-Regel, hiess es. Damit ist es auch mit einem negativen Corona-Test möglich, Lokale zu besuchen.
Der Stufenplan für die Lockerungen sei mit Blick auf den Höhepunkt der aktuellen Corona-Welle erstellt worden. Die höchste Zahl an Neuinfektionen werde für das Ende der ersten Februarwoche erwartet. Aktuell liegt die Sieben-Tage-Inzidenz in Österreich bei etwa 2’500 pro 100’000 Einwohnern.
Frankreich
In Frankreich hat die Regierung die Lockerung einiger Auflagen in Aussicht gestellt. Vom 2. Februar an entfällt die Maskenpflicht im Freien. Die Pflicht zu mindestens drei Tagen Homeoffice in der Woche – wo es möglich ist – wandelt sich in eine blosse Empfehlung. Vom 16. Februar an darf der Kaffee wieder im Stehen getrunken werden. Ausserdem sollen Discos öffnen und Konzertveranstalter dürfen wieder Stehplätze anbieten. Voraussetzung ist ein Impfpass, der neu für alle Personen ab 16 Jahre gilt: Damit sind weite Bereiche des öffentlichen Lebens nur noch Geimpften und Genesenen zugänglich.
Im Kampf gegen die immer noch steigenden Infektionszahlen setzt die Regierung auf stärkere Einschränkungen für Menschen, die nicht gegen das Coronavirus geimpft und auch nicht genesen sind. Sie haben seit Ende Januar keinen Zugang mehr zu Restaurants, Bars, Kultureinrichtungen, Sportveranstaltungen und Fernzügen. Zuvor war der Eintritt auch mit einem negativen Corona-Test möglich gewesen.
Italien
In Italien gelten seit 1. Februar weitere Corona-Regeln, die auch Reisende betreffen. Wer aus anderen EU- oder Schengen-Staaten kommt, braucht entweder einen negativen Corona-Test, einen Impfnachweis oder eine Bescheinigung, genesen zu sein. Zuvor galt wegen der grassierenden Omikron-Variante für alle – egal, ob geimpft oder genesen – zusätzlich eine Testpflicht. Ungeimpfte mussten fünf Tage in Quarantäne.
Seit Anfang Januar gilt in Italien eine Corona-Impfpflicht für Menschen, die älter als 50 Jahre sind. Nun müssen Ungeimpfte dieser Altersgruppe eine Strafe von 100 Euro bezahlen, wenn sie erwischt werden. Vom 15. Februar an können sie auch nicht mehr an ihren Arbeitsplatz: Dort gilt dann die 2G-Regel – also geimpft oder genesen.
Änderungen gibt es auch beim Einkaufen. Am Dienstag trat für Geschäfte, die nicht zum täglichen Bedarf gehören, die 3G-Regel in Kraft. In Buchhandlungen, Banken oder Ämtern braucht man also zumindest einen negativen Test. Ausgenommen sind etwa Supermärkte oder Apotheken.
Dänemark
Als erstes EU-Land seit Beginn der Omikron-Welle hat Dänemark fast alle Corona-Massnahmen aufgehoben: Trotz hoher Infektionsraten entfallen seit Dienstag unter anderem die Gesundheitspass-Pflicht, die Maskenpflicht und verkürzte Öffnungszeiten für Lokale. Nur einige Einreiserestriktionen für Ungeimpfte aus Ländern ausserhalb des Schengen-Raums sollen noch vier Wochen länger gelten. Die Regierung begründete das Ende der Beschränkungen mit der hohen Impfquote in Dänemark und einem milderen Krankheitsverlauf bei einer Infektion mit der Omikron-Variante.
Spanien
Seit Tagen werden die Corona-Massnahmen überall in Spanien deutlich gelockert oder abgeschafft. Katalonien mit der Touristenmetropole Barcelona ist derzeit die einzige der 17 Regionen Spaniens, in der das Nachtleben noch geschlossen ist. Ab 11. Februar dürfen aber auch dort wieder Discotheken, Clubs und andere Nachtlokale öffnen.
Man habe den Höhepunkt der derzeitigen, vor allem von der Omikron-Variante ausgelösten Corona-Welle überschritten, sagte das Gesundheitsministerium. Noch herrscht aber landesweit Maskenpflicht, auch im Freien.
Die Sieben-Tage-Inzidenz in dem beliebten Ferienland ist seit ihrem Höchststand Mitte Januar (1657) um etwa 500 Punkte gefallen. Der Druck auf das Gesundheitssystem nimmt wieder ab. Auch wegen der hohen Impfquote weisen die meisten der Infizierten keine oder nur milde Krankheitssymptome auf. Fast 81 Prozent der Bevölkerung wurden mindestens zweimal geimpft und sind damit grundimmunisiert.
England
Trotz hoher Corona-Fallzahlen hat England bereits am 27. Januar fast alle noch geltenden Pandemie-Massnahmen aufgehoben. Seit Donnerstag gilt im grössten britischen Landesteil in den meisten Innenräumen keine Maskenpflicht mehr und auch die ohnehin nur bei Grossveranstaltungen und in Clubs eingesetzten Impf- oder Testnachweise müssen nicht mehr kontrolliert werden. Die Empfehlung, von zu Hause aus zu arbeiten, gilt ebenfalls nicht mehr.
Die Regierung von Boris Johnson hat diese wegen der Omikron-Variante eingeführten, sogenannten Plan-B-Massnahmen auslaufen lassen, nachdem die Zahl der Corona-Neuinfektionen seit Anfang Januar rapide gefallen war. Als einzige Corona-Restriktion gilt, dass sich positiv Getestete isolieren müssen.
Für geimpfte Reisende gibt es bald weitere Erleichterungen: Vom 11. Februar fällt der bislang noch notwendige Pflichttest nach der Ankunft im Land weg. In der britischen Hauptstadt London gilt allerdings weiterhin in Bahnen und Bussen eine Maskenpflicht. Auch einige Supermärkte rufen ihre Kunden weiterhin dazu auf.
Schottland, Wales und Nordirland entscheiden eigenständig über ihre Corona-Politik und wählen einen etwas vorsichtigeren Weg.
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