«Unterstützung Russlands» Ukrainischer Bahn-Chef teilt gegen Stadler Rail aus

smi

23.2.2023

Ein Bild aus besseren Zeiten: Seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine produziert Stadler Rail in Belarus praktisch nichts mehr. 
Ein Bild aus besseren Zeiten: Seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine produziert Stadler Rail in Belarus praktisch nichts mehr. 
EPA

Der Schweizer Hersteller Stadler Rail ist im Rennen um einen Grossauftrag der Ukraine. Doch solange sich das Unternehmen nicht aus Belarus zurückziehe, werde es nicht berücksichtigt, so der ukrainische Bahn-Chef.

smi

Der CEO der ukrainischen Eisenbahn-Gesellschaft hält viel von der SBB und der Rhätischen Bahn, aber wenig von Stadler Rail. Die beiden Schweizer Bahnbetreiber gehörten mit ihrem Kundenservice zu den Besten der Welt, ist Alexander Kamyshin überzeugt.

Warum aber hält der Mann so wenig vom erfolgreichen Thurgauer Schienenfahrzeug-Hersteller? 

Bis zur russischen Invasion war davon nichts zu spüren. Stadler Rail ist eines von drei Unternehmen, die an einer Ausschreibung für mehr als 80 Elektrozüge teilgenommen haben. Kaufen will die Ukraine die Züge, wenn der Krieg vorbei ist. Auftragsvolumen rund eine Milliarde Franken, wie der «Blick» schreibt

Das Stadler-Werk in Belarus ist das Problem

Der gleichen Zeitung hat Kamyshin verraten, dass Stadler nach aktuellem Stand den Zuschlag nicht erhalten wird. Grund ist die Haltung von Stadler CEO Peter Spuhler zur russischen Aggression gegen die Ukraine. Sie wüssten nicht, wo er stehe. 

Noch schwerer wiegt für den ukrainischen Bahn-Chef, dass Stadler Rail ein Werk in Belarus betreibt. Auch wenn das Thurgauer Unternehmen dessen Belegschaft von 1800 auf 300 reduziert hat. Die Arbeit steht wegen der Sanktionen gegen Belarus praktisch still, da nicht mehr alle nötigen Komponenten geliefert werden konnten. 

Stadler Rail zahle aber weiterhin Steuern, führt Kamyshin seine Kritik aus. Damit unterstütze die Firma Belarus und dessen Eisenbahn und die helfe, russische Truppen und Waffen in die Ukraine zu bringen. Praktisch zeitgleich dankt Kamyshin der Schweiz für die Lieferung von Teilen, die für die Reparatur ukrainischer Bahngeleise gebraucht werden.

Stadler Rail soll in der Ukraine Züge produzieren

Der ukrainische Bahn-Chef reicht Peter Spuhler aber auch die Hand: Wenn Stadler Rail statt in Belarus in der Ukraine Züge produziere, sei er gerne bereit, das Gespräch über die Lieferung von Rollmaterial wieder aufzunehmen. Eine weitere Voraussetzung sei, dass Stadler Rail in Belarus keine Steuern mehr bezahle. 

Eine Sprecherin von Stadler Rail betont im «Blick», das Unternehmen habe die Sanktionen nach dem Beginn der russischen Invasion konsequent und vollumfänglich umgesetzt. Stadler Rail sei auch bereit, die Ukraine im Wiederaufbau zu unterstützen. Jetzt ein Werk im angegriffenen Land aufzubauen, sei aber aus Versicherungsgründen nicht möglich.