Heikle Wortwahl So verbreitet sind problematische Begriffe in der Schweiz

SDA, euc

22.5.2023 - 06:00

Nur jeder Vierte achtet in der Schweiz auf eine gendergerechte Sprache im Alltag. (Archivbild)
Nur jeder Vierte achtet in der Schweiz auf eine gendergerechte Sprache im Alltag. (Archivbild)
KEYSTONE/DPA/BERND WEISSBROD

Eine repräsentative Umfrage zeigt, wie wenig sprachsensibel in der Schweiz gesprochen wird. Viele verwenden problematische Begriffe – und lehnen auch das Gendern ab. 

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  • Eine neue Umfrage zeigt, wie sprachunsensibel die Schweizer*innen reden.
  • Die Debatte um gendergerechte Sprache interessiert drei Viertel der Befragten nicht.
  • Auch problematische Begriffe werden in der Schweiz grösstenteils weiterhin verwendet.

SDA, euc

Schweizer*innen machen sich offenbar kaum Gedanken über die Sprache, die sie verwenden. Nur gerade jede vierte Person in der Schweiz findet die Debatte über gendergerechte Sprache überhaupt wichtig. Ebenso wenige achten im Alltag auf eine gendergerechte Sprache.

Die «Mohrenkopf»-Problematik

Der Duden erklärt sachlich, dass der Begriff «Mohrenkopf» veraltet und diskriminierend ist. Wieso? Die GRA, eine Zürcher Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus, weist darauf hin, «dass ein deutscher Konditor den Namen Mohrenkopf zu einer Zeit erfand, in der das zweite deutsche Kaiserreich (1871–1918) mit einer aggressiven Kolonialpolitik die einheimische Bevölkerung in Ost-, Südwest- und Westafrika unterwarf». Es war eine Zeit, in der Menschen aus den Kolonien in europäischen Städten in «Völkerschauen» vorgeführt wurden.

Auch problematische Begriffe wie «Zigeuner», «Mohrenkopf» oder «Eskimo» sind noch im Vokabular der Schweizer*innen präsent. Das zeigt eine am Montag veröffentlichte Umfrage von Tamedia und «20 Minuten».

Problematische Begiffe werden verwendet

Offenbar sind die problematischen Begriffe längst nicht aus dem Sprachgebrauch verschwunden. So sagen immer noch 46 Prozent der Befragten oft «Mohrenkopf» und empfinden den Begriff auch nicht als problematisch.

Dabei stammt er aus der Kolonialzeit, steht für Menschen aus Afrika und wird meist im Zusammenhang mit Rückständigkeit und Schmutz verwendet. Im Jahr 2020 entfachte das Wort eine schweizweite Debatte.

Schweizer*innen gendern kaum

Doch auch an anderen Sprachgebräuchen zeigt sich, dass die Schweizerinnen und Schweizer bislang keine grosse Sprachsensibilität entwickelt haben. Gemäss der Studie erachten nur wenige Menschen in der Schweiz die Fragen rund um die Gleichstellung der Geschlechter (18 Prozent) und um die Begriffe «Cancel Culture» und «Wokeness» (13 Prozent) als drängendes Problem.

Auch die Debatte über eine gendergerechte Sprache gehört nicht zu den obersten Prioritäten. Nur gerade 23 Prozent der Befragten bezeichnen diese als wichtig oder eher wichtig.

Entsprechend achtet auch nur eine Minderheit der Befragten (24 Prozent) auf eine gendergerechte Sprache. Befragt wurden insgesamt 30'754 Personen, die Studie gilt als repräsentativ.

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