Geimpft in 3 Wochen Auch du kannst es wie Lara machen

Von Gil Bieler

22.11.2021

Lara Gut-Behrami will am Samstag in den USA auf Medaillenjagd gehen.
Lara Gut-Behrami will am Samstag in den USA auf Medaillenjagd gehen.
Bild: Keystone/Cyril Zingaro

Mitte Oktober die erste Impfdosis erhalten, morgen schon Abflug in die USA: Bei der Durchimpfung war Skistar Lara Gut-Behrami richtig schnell. Das geht auch ohne Promi-Bonus, ist aber in der Regel unnötig.

Von Gil Bieler

Rund 4600 Personen erhalten in der Schweiz derzeit jeden Tag ihre zweite Impfdosis, doch besonders interessiert eine von ihnen: Lara Gut-Behrami. Der Tessiner Skistar hat sich erst Mitte Oktober nach langem Zögern die erste Impfdosis verpassen lassen. Nun soll die 30-Jährige am kommenden Samstag bereits am Riesenslalom in Killington in den USA starten.

Das ging zackig – aus gutem Grund: Denn die USA lassen nur jene einreisen, deren zweite Impfdosis mindestens 14 Tage zurückliegt. Gut-Behrami selbst hat sich nicht zum Thema geäussert, doch wer nachrechnet, kommt zum Schluss: Wenn sie sich mit Pfizer-Biontech impfen liess, wäre alles in regelkonformem Ablauf möglich gewesen.

Generell empfehlen die Schweizer Behörden einen Abstand von vier bis sechs Wochen zwischen den beiden Dosen. Beim Vakzin von Pfizer-Biontech aber ist auch ein Mindestabstand von 21 Tagen möglich – so ist es in der Zulassung der Swissmedic festgehalten. Beim Impfstoff von Moderna dagegen beträgt der Mindestabstand 28 Tage.

Bei einer ersten Impfung Mitte Oktober wäre Gut-Behrami so in der zweiten November-Woche durchgeimpft gewesen. Gerade rechtzeitig also, um jetzt in die USA reisen zu können.

Off-Label-Nutzung als Lösung

Obwohl nicht bekannt ist, wie und wann sich Gut-Behrami impfen liess, schreibt der «Blick» von einem «Impf-Trick». Hat das Sport-Ass etwa von einer Sonderbehandlung profitiert? Alex Josty, Mediensprecher von Swissmedic, erklärt auf Anfrage von blue News, warum das nicht einmal nötig gewesen wäre. «Wenn man eine Ärztin oder einen Arzt findet, die oder der ein Medikament abweichend von der Arzneimittelinformation verschreibt, handelt es sich um eine Off-Label-Nutzung. Dafür braucht es keinen Promi-Bonus», erklärt Josty.

Eine solche Off-Label-Nutzung ist auch kein spezifisches Phänomen der Covid-Impfung. Josty nennt ein fiktives Beispiel: «Stellen Sie sich den Fall eines todkranken Patienten vor.» Die behandelnde Ärztin sieht mit einem für einen anderen Zweck zugelassenen Medikament Chancen für eine Linderung. «In diesem Fall werden Patient und Arzt sich vielleicht sagen: Einen Versuch ist es wert.» Das Medikament kann mit dem Einverständnis des Patienten verabreicht werden, wobei die Verantwortung beim Arzt liege.

Entsprechend haben auch bei den Corona-Impfstoffen Ärztinnen und Ärzte die Möglichkeit, bei der Verabreichung von den Arzneimittelinformationen abzuweichen. Wobei das nicht besonders häufig auch gemacht werden dürfte. Auf Twitter jedenfalls finden sich Aufrufe von ungeduldigen Eltern, die ihre unter 12-Jährigen Kinder bereits jetzt impfen lassen möchten – obwohl die Zulassung für diese Altersgruppe noch aussteht. Auch die Booster-Impfung für unter 65-Jährige würden viele bereits heute off-label nehmen. 

«Rein theoretisch wäre es auch denkbar, dass ein Arzt einem Patienten die beiden Impfdosen innert zweier Tage verabreicht, wenn beide einverstanden sind», erklärt Josty von Swissmedic. «Dies wäre jedoch nicht sinnvoll, da die Impfungen nicht den bestmöglichen Schutz bieten würden.»

Das Immunsystem braucht genügend Zeit

Dass ein allzu rasches Vorgehen wenig sinnvoll sei, erklärte Christoph Berger, Präsident der Eidgenössischen Kommission für Impffragen, im «Blick»: Der Minimalabstand zwischen den beiden Impfdosen sei «essenziell für den Aufbau einer guten Immunantwort». Werde die zweite Impfung zu früh verabreicht, sei das Immunsystem noch nicht bereit und man erreiche nicht den bestmöglichen Schutz.

Gut-Behrami lässt ihren Impfstatus unkommentiert. Sie dürfte aber morgen Dienstag in die USA übersetzen, wie eine Anfrage beim Verband Swiss-Ski zeigt: «Alle Athletinnen, die für die Rennen in Killington aufgeboten wurden, fliegen morgen in die Staaten», erklärt Jérôme Krieg von Swiss-Ski auf Anfrage.

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