Corona-Übersicht Schweizer Schausteller leiden – BAG meldet 475 neue Corona-Fälle

Agenturen/red

13.9.2020

In der Schweiz und in Liechtenstein sind dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) am Sonntag 475 neue Coronavirus-Ansteckungen innert eines Tages gemeldet worden. Es gab vier neue Todesfälle und 15 neue Spital-Einweisungen. Insgesamt wurden in der Schweiz und in Liechtenstein bisher 1'186'824 Tests auf Sars-CoV-2, den Erreger der Atemwegserkrankung Covid-19, durchgeführt. Davon waren nach Angaben des BAG 4,7 Prozent positiv. Für die vergangenen sieben Tage betrug die Positivitätsrate 3,6 Prozent.

Gesundheitsminister Alain Berset will trotz steigender Infektionszahlen einen zweiten Lockdown in der Schweiz um jeden Preis verhindern. Es müsse gelingen, mit leichteren, gezielteren und regionalen Massnahmen einen Stillstand abzuwenden. Wichtig sei ferner ein gutes Contact-Tracing, sagte Berset in einem Interview mit der «SonntagsZeitung».

Mit Blick auf die Grippesaison im kommenden Winter sagte der Gesundheitsminister, das Contact-Tracing werde bis zum Ende der Krise durchgezogen. Die Kantone müssten die nötigen Kapazitäten zur Verfügung haben. «Das ist eine klare Botschaft an die Kantone. Wir dürfen nicht mehr wie im letzten Frühling einfach aufgeben», sagte Berset.

Illegale Party in Bern, Rekordzahlen in Frankreich

In der Stadt Bern haben vorwiegend Jugendliche in der Nacht auf Sonntag eine unbewilligte Strassenparty veranstaltet. Wie Lesereporter gegenüber «20 Minuten» berichteten, sollen mehrere Musikwagen und gut 800 Personen an der Party teilgenommen haben. Die zunächst friedliche Stimmung kippte, als Partygänger die Polizei mit Steinen und Flaschen bewarfen, Barrikaden errichteten und diese anzündeten. Es sei zu grossen Sachbeschädigungen gekommen. Die Polizei habe Wasserwerfer, Gummischrot und Reizstoff eingesetzt, sagte die Mediensprecherin der Kantonspolizei, Ramona Mock.

Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz erwartet einen weiteren starken Anstieg der Corona-Zahlen in Österreich und vor allem in Wien. «Was wir gerade erleben, ist der Beginn der zweiten Welle», erklärte der Regierungschef der österreichischen Nachrichtenagentur APA. Als «besonders dramatisch« beschrieb Kurz die Lage in Wien, wo mehr als die Hälfte aller registrierten Neuinfektionen in Österreich verzeichnet werden.

Weiterhin ernst bleibt die Lage in Frankreich, wo erstmals die Schwelle von 10'000 Corona-Infektionen an einem Tag überschritten wurde. Die Gesundheitsbehörde Santé Publique France erklärte, in den 24 Stunden bis Samstag 14.00 Uhr seien 10'561 Neuinfektionen gemeldet worden.

Das Wichtigste im Überblick:

  • In der Schweiz und in Liechtenstein sind dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) am Sonntag 475 neue Coronavirus-Ansteckungen innert eines Tages gemeldet worden.
  • Einen zweiten Lockdown in der Schweiz sieht Gesundheitsminister Alain Berset als letzten Ausweg. Wichtig sei gutes Contact-Tracing, weniger halte er von einer Durchseuchung, wie Berset im Interview mit der «SonntagsZeitung» sagte.
  • In der Stadt Bern haben vorwiegend Jugendliche in der Nacht auf Sonntag eine unbewilligte Strassenparty veranstaltet. 800 Personen sollen daran teilgenommen haben.
  • Frankreich hat die Schwelle von 10'000 Corona-Infektionen an einem Tag überschritten. Bis Samstag 14.00 Uhr wurden 10'561 Neuinfektionen gemeldet.

17.52 Uhr: Wir beenden unseren heutigen Live-Ticker

17.01 Uhr: Tausende fordern in Brüssel mehr Geld für Gesundheitswesen

Tausende Ärzte, Krankenschwestern und andere Demonstranten haben am Sonntag in der belgischen Hauptstadt Brüssel mehr Geld für das Gesundheitswesen in der Coronakrise gefordert. Die Polizei zählte 4'000 Teilnehmer der Demonstration in der Innenstadt, wie die Nachrichtenagentur Belga meldete. Ziele waren unter anderem eine bessere Personalausstattung und Bezahlung für Gesundheitsberufe.

Auch in Belgien steigen die Infektionszahlen in der Coronakrise wieder. In dem kleinen Land mit nur rund elf Millionen Einwohnern wurden in den vergangenen sieben Tagen offiziell täglich im Durchschnitt 636 neue Fälle registriert, 38 Prozent mehr als in den sieben Tagen davor. Insgesamt verzeichnete Belgien seit Ausbruch der Pandemie 92'478 Ansteckungen, wie die Behörden am Sonntag mitteilten.

15.45 Uhr: AstraZeneca nimmt Impfstoff-Tests wieder auf

Wenige Tage nach der Unterbrechung der klinischen Tests seines Corona-Impfstoffs hat der britisch-schwedische Pharmakonzern AstraZeneca die Versuche wieder aufgenommen. Nachdem die zuständige Aufsichtsbehörde die Sicherheit bestätigt habe, seien die Tests des Impfstoffs AZD1222 am Menschen in Grossbritannien wieder angelaufen, teilte das Unternehmen am Samstag mit. Auch klinische Versuche in Brasilien werden wieder aufgenommen.

Am Mittwoch hatte AstraZeneca mitgeteilt, dass es die klinischen Tests «freiwillig ausgesetzt» habe, nachdem ein Proband krank geworden sei. Woran der Patient erkrankte, wurde nicht mitgeteilt. Ein unabhängiges Expertengremium prüfte den Fall daraufhin und genehmigte eine Fortsetzung der Studie. In Brasilien, wo die Gesundheitsbehörden ebenfalls grünes Licht für die Wiederaufnahme gegeben haben, sollen die Tests am Montag fortgesetzt werden, wie der Pharmakonzern mitteilte.

Die Forschungen an einem Impfstoff gegen das Coronavirus sind bei AstraZeneca nach der Zwangspause wieder aufgenommen worden. (Symbolbild)
Die Forschungen an einem Impfstoff gegen das Coronavirus sind bei AstraZeneca nach der Zwangspause wieder aufgenommen worden. (Symbolbild)
Bild: Keystone

Ebenso wie AstraZeneca erklärte auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO), dass eine solche Unterbrechung einer Testreihe eine Routinemassnahme sei. In seiner Erklärung vom Samstag versicherte der Pharmakonzern, dass er sich der «Sicherheit von Testteilnehmern und den höchsten Standards bei klinischen Tests verpflichtet» fühle.

Das Präparat von AstraZeneca zählt zu den weltweit neun Impfstoffkandidaten gegen das neuartige Coronavirus, die sich bereits in der dritten und letzten Testphase befinden. In dieser Phase wird das Mittel an tausenden Menschen erprobt. Der britisch-schwedische Konzern hat das Mittel zusammen mit der Oxford University entwickelt.

14.39 Uhr: Schweizer Schausteller bangen um Existenz

Ob gemeinsames Feiern im Bierzelt, eine Fahrt mit dem Riesenrad oder eine Einlage an der Schiessbude: Auf Volksfeste müssen alle Feierwütigen in diesem Jahr aufgrund der Coronakrise verzichten. Getroffen sind von den Absagen jedoch vor allem die Schausteller. Weil Fasnächte, Märkte und Volksfeste bis auf weiteres nicht denkbar sind, stehen unzählige Existenzen und Gesamtumsätze von mehr als 680 Millionen Franken auf dem Spiel, wie der «Tagesanzeiger» berichtet.

«Dieses Jahr ist ein Albtraum für mich», berichtete die Schaustellerin Odette Lang und Leiterin der Chilbi Lang Vergnügungsbetriebe. Normalerweise verdienen Schausteller zwischen April und November den Grossteil ihres Lebensunterhaltes.

Auf die Basler Herbstmesse strömen normalerweise elf Millionen Gäste. Dieses Jahr bleibt der Festplatz wegen der Coronakrise leer. (Symbolbild)
Auf die Basler Herbstmesse strömen normalerweise elf Millionen Gäste. Dieses Jahr bleibt der Festplatz wegen der Coronakrise leer. (Symbolbild)
Bild: Keystone

Besonders schwierig: Es strömt kein Geld in die Kassen, die Kosten bleiben aber nahezu auf dem gewöhnlichen Level. «Das Geld wird bei vielen Berufskollegen nicht bis Ende Jahr reichen. Ohne Unterstützung werden viele Schausteller das Geschäft noch vor dem Jahresende aufgeben müssen», so das nachdenkliche Fazit von Odette Lang.

13.15 Uhr: Über 70 Festnahmen bei Protesten in Melbourne

Bei einer verbotenen Demonstration gegen den Lockdown zur Eindämmung der Corona-Pandemie sind im australischen Melbourne dutzende Menschen festgenommen worden. 74 der rund 250 Demonstranten seien am Sonntag abgeführt worden, teilte die Polizei mit. Einem mutmasslichen Anführer der Demonstranten drohe nun eine Anklage wegen «Aufwiegelung», ein anderer müsse sich wegen eines Angriffs auf Polizisten verantworten. Die Polizei stellte insgesamt 176 Bussgeldbescheide aus.

Die Demonstranten hatten auf dem Queen-Victoria-Markt im Zentrum von Melbourne ein Ende der seit Wochen andauernden Ausgangsbeschränkungen gefordert. Als die Polizei anrückte, brachen Rangeleien zwischen einigen Teilnehmern und Beamten aus.

Der Regierungschef von Victoria, Daniel Andrews, erklärte, sein Bundesstaat und dessen Hauptstadt Melbourne könnten sich eine voreilige Lockerung der Corona-Schutzmassnahmen nicht leisten: «Keiner findet die Wirklichkeit, mit der wir konfrontiert sind, schön, aber keiner von uns hat die Option, die Realität, mit der wir uns konfrontiert sehen, zu ignorieren.» In der Vergangenheit hatte Andrews Menschen, die gegen die Anti-Corona-Massnahmen demonstrieren, als «egoistisch» kritisiert.

12.25 Uhr: BAG meldet 475 neue Coronavirus-Ansteckungen

In der Schweiz und in Liechtenstein sind dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) am Sonntag 475 neue Coronavirus-Ansteckungen innert eines Tages gemeldet worden. Es gab vier neue Todesfälle und 15 neue Spital-Einweisungen

Am Samstag waren 465 neue Fälle beim BAG gemeldet worden, am Freitag 528 Fälle und am Donnerstag 405 Fälle. Insgesamt wurden in der Schweiz und in Liechtenstein bisher 1'186'824 Tests auf Sars-CoV-2, den Erreger der Atemwegserkrankung Covid-19, durchgeführt. Davon waren nach Angaben des BAG 4,7 Prozent positiv. Für die vergangenen sieben Tage betrug die Positivitätsrate 3,6 Prozent.

In den letzten sieben Tagen wurden total 2'599 neue laborbestätigte Fälle gemeldet. Das entspricht 30,3 pro 100'000 Einwohner.

Innerhalb von 24 Stunden meldete das BAG ausserdem vier neue Todesfälle. Die Zahl der Todesopfer im Zusammenhang mit einer Covid-19-Erkrankung stieg damit auf 1'747. Seit Anfang der Pandemie mussten 4'665 Personen wegen einer Covid-19-Erkrankung im Spital behandelt werden.

Insgesamt gab es seit Beginn der Pandemie 47'179 laborbestätigte Fälle. Aufgrund der Kontakt-Rückverfolgung befanden sich am Sonntag nach Angaben des BAG 1'917 Personen in Isolation und 5'473 Menschen standen unter Quarantäne. Zusätzlich sassen 5'334 Heimkehrerinnen und Heimkehrer aus Risikoländern in Quarantäne.

12.12 Uhr: Mehr als 1'500 neue Corona-Fälle in Tschechien

Der Trend zunehmender Corona-Infektionen ist in Tschechien ungebrochen. Am Samstag kam die Rekordzahl von 1'541 bestätigten Fällen hinzu. Das geht aus Daten des Gesundheitsministeriums vom Sonntag hervor. Besonders betroffen ist Prag, das von Deutschland zum Risikogebiet erklärt wurde. Dort ist jeder von diesem Montag an verpflichtet, sich beim Betreten von Geschäften und Gaststätten zusätzlich zur Maskenpflicht die Hände zu desinfizieren.

Prags Oberbürgermeister Zdenek Hrib warf der Regierung im Fernsehen CT vor, verkannt zu haben, dass nach den Sommerferien eine Infektionswelle kommen werde. Die Schulen seien zu "Covid-Tauschbörsen" geworden. Anders als in fast allen Innenräumen gilt in den Klassenzimmern keine Maskenpflicht.

Gesundheitsminister Adam Vojtech erklärte, niemand habe erwartet, dass der Anstieg der Infektionen so schnell und so massiv ausfallen werde wie in den zurücklegenden 14 Tagen. Die ergriffenen Massnahmen würden erst mit einer gewissen Verzögerung Wirkung zeigen.

11.38 Uhr: Frankreich meldet über 10'500 neue Corona-Fälle

Frankreich hat die Schwelle von 10'000 Corona-Infektionen an einem Tag überschritten. Die Gesundheitsbehörde Santé Publique France erklärte, in den 24 Stunden bis Samstag 14.00 Uhr seien 10'561 Neuinfektionen gemeldet worden. Am Vortag waren es noch 9'406 neue Fälle gewesen und Premierminister Jean Castex hatte dazu aufgerufen, wegen der Verschlechterung der Lage die Regeln für Hygiene, Abstand und Masken strikt einzuhalten.

Frankreich war nach Ausbruch der Pandemie eines der am stärksten betroffenen Länder in Europa mit bisher 30'910 Toten. Die Anzahl der Infektionen mit dem Coronavirus Sars-CoV-2 stieg in dem beliebten Urlaubsland in den zurückliegenden Wochen stark. Zuvor war sie einen Gutteil des Sommers relativ niedrig gewesen nach einem 55-tägigen Lockdown, der vom 17. März bis 11. Mai gegolten hatte.

In Frankreich wurden erstmals mehr als 10'000 Corona-Fälle innerhalb von 24 Stunden erfasst. (Symbolbild)
In Frankreich wurden erstmals mehr als 10'000 Corona-Fälle innerhalb von 24 Stunden erfasst. (Symbolbild)
Bild: Keystone

Castex wies die Behörden in Marseille und Bordeaux sowie im Überseegebiet Guadeloupe in der Karibik an, bis Montag neue Massnahmen zur Eindämmung des Virus vorzulegen.

Die Zeitung "Le Journal du Dimanche" veröffentlichte am Sonntag einen Appell von sechs prominenten Ärzten, Kontakte mit Familien und Freunden so gering wie möglich zu halten und private Treffen zu vermeiden. "Nach und nach verlieren wir den Überblick über die Neuinfektionen", schrieben die sechs - darunter die Spezialistin für Infektionskrankheiten, Anne-Claude Crémieux, und der Professor für öffentliche Gesundheit, Philippe Amouyel. Je kleiner ein Raum sei, je mehr Leute sich darin befänden und je schlechter die Lüftung, umso grösser sei das Risiko einer Ansteckung, warnten sie.

10.30 Uhr: Österreichs Bundeskanzler Kurz spricht von «Beginn der zweiten Welle»

Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz erwartet einen weiteren starken Anstieg der Corona-Zahlen in Österreich und vor allem in Wien. «Was wir gerade erleben, ist der Beginn der zweiten Welle», erklärte der Regierungschef der österreichischen Nachrichtenagentur APA.

«Waren es vor zwei Wochen noch rund 350 Ansteckungen pro Tag, lagen wir gestern bereits bei über 850.» Bald werde man die Marke von 1'000 neuen Fälle pro Tag erreichen. Als «besonders dramatisch« beschrieb Kurz die Lage in Wien, wo mehr als die Hälfte aller registrierten Neuinfektionen in Österreich verzeichnet werden.

Angesichts der zuletzt steigenden Infektionszahlen in Österreich appelierte Bundeskanzler Sebastian Kurz an die Vernunft seiner Landsleute. (Archivbild)
Angesichts der zuletzt steigenden Infektionszahlen in Österreich appelierte Bundeskanzler Sebastian Kurz an die Vernunft seiner Landsleute. (Archivbild)
Bild: Keystone

Kurz warnte vor einem harten Herbst und Winter: «Daher sind wir jetzt alle aufgerufen und gefordert, mit gleicher Disziplin und Rücksicht wie im Frühjahr auch die Herausforderungen der kommenden Monate gemeinsam zu meistern.» Er bat die Bevölkerung, die Massnahmen einzuhalten, soziale Kontakte zu reduzieren, Mund-Nasen-Schutz zu tragen und Abstand zu halten.

Rund 5'400 Menschen gelten aktuell in Österreich als an Covid-19 erkrankt, mehr als 3'000 von ihnen in Wien. Mit 869 registrierten Neuinfektionen in 24 Stunden wurde am Samstag der höchste Anstieg seit Ende März gemessen, allerdings bei deutlich mehr Tests und weniger schweren Fällen. Die Anzahl der im Krankenhaus behandelten Covid-19-Patienten stieg jedoch binnen einer Woche um ein Drittel auf 209; von ihnen waren 42 auf der Intensivstation.

10.07 Uhr: Virologe Streeck plädiert für Strategiewechsel in Corona-Politik

Der deutsche Virologe Hendrik Streeck hat im Umgang mit dem Coronavirus für einen Strategiewechsel geworben. «Wir dürfen uns bei der Bewertung der Situation nicht allein auf die reinen Infektionszahlen beschränken», sagte Streeck der «Welt am Sonntag». Zwar steige die Zahl der positiv getesteten Menschen in Deutschland und Europa signifikant an. «Gleichzeitig sehen wir aber kaum einen Anstieg der Todeszahlen.»

Grundsätzlich sollten laut Streeck Infektionen zwar verhindert werden. Die Zahlen könnten jedoch anders interpretiert werden: «Gesellschaftlich betrachtet sind Infektionen mit keinen Symptomen nicht zwangsweise schlimm. Je mehr Menschen sich infizieren und keine Symptome entwickeln, umso mehr sind – zumindest für eine kurzen Zeitraum – immun. Sie können zum pandemischen Geschehen nicht mehr beitragen», sagte Streeck.

Strebt einen Kurswechsel im Umgang mit der Corona-Pandemie an: der deutsche VIrologe Hendrik Streeck. (Archivbild)
Strebt einen Kurswechsel im Umgang mit der Corona-Pandemie an: der deutsche VIrologe Hendrik Streeck. (Archivbild)
Bild: Keystone

Es sei zudem wichtig darauf hinzuweisen, dass niemand – kein Politiker, kein Virologie, kein Epidemiologe – den einen, richtigen Weg im Umgang mit der Pandemie kennt, betonte der Direktor des Institutes für Virologie und HIV-Forschung an der Universität Bonn. Dennoch könnten wir das das Leben nicht pausieren lassen. «Wir können nur ausprobieren – und wir müssen auch Fehler machen dürfen.»

9.12 Uhr: Durchseuchung laut Berset keine Strategie

Gesundheitsminister Alain Berset will trotz wieder steigender Infektionszahlen einen zweiten Lockdown in der Schweiz um jeden Preis verhindern. Es müsse gelingen, mit leichteren, gezielteren und regionalen Massnahmen einen Stillstand abzuwenden.

Wichtig sei ferner ein gutes Contact-Tracing, sagte Berset in einem Interview mit der «SonntagsZeitung». Mit Blick auf die Grippesaison im kommenden Winter sagte der Gesundheitsminister, das Contact-Tracing werde bis zum Ende der Krise durchgezogen. Die Kantone müssten die nötigen Kapazitäten zur Verfügung haben. «Das ist eine klare Botschaft an die Kantone. Wir dürfen nicht mehr wie im letzten Frühling einfach aufgeben», sagte Berset.

Bundesrat Alain Berset: «Ein zweiter Lockdown muss um jeden Preis verhindert werden.» (Archivbild)
Bundesrat Alain Berset: «Ein zweiter Lockdown muss um jeden Preis verhindert werden.» (Archivbild)
Bild: Keystone/Peter Klaunzer

Von einer differenzierten Durchseuchung, wie sie von einzelnen Virologen vorgeschlagen wird, halte er nichts. Wer glaube, man müsse nur die Verletzlichen schützen und könne ansonsten dem Virus freien Lauf lassen, begebe sich auf einen gefährlichen Weg.

Die Durchseuchung habe bisher nirgendwo funktioniert. Die Schweiz müsste bei einer solchen Strategie die Gefährdeten total isolieren. Das heisse einsperren. Das sei unmöglich und könne niemand ernsthaft wollen. Es gebe keine Indizien dafür, dass das Virus weniger gefährlich geworden sei als in der Vergangenheit.

8.58 Uhr: Jugendliche veranstalten Gross-Party in Bern

In der Stadt Bern haben vorwiegend Jugendliche in der Nacht auf Sonntag eine unbewilligte Strassenparty veranstaltet. Wie Lesereporter gegenüber «20 Minuten» berichteten, sollen mehrere Musikwagen und gut 800 Personen an der Party teilgenommen haben.

Die Kantonspolizei Bern bestätigte auf Anfrage der Keystone-SDA, dass sich am Samstagabend zahlreiche Personen in Bern bei der Allmend besammelt hätten. Sie hätten Umzugswagen mit Musik und Transparente dabei gehabt und sich zu einem Umzug in Richtung Innenstadt formiert.

Wie eine Lese-Reporterin gegenüber «20 Minuten» berichtete, war die Stimmung zunächst sehr entspannt. Die Menschen tanzten friedlich zur Musik. Nur wenige Teilnehmende an der seien vermummt gewesen, einige hätten sich verkleidet. Alle trügen Mund- und Nasenmasken.

In der Stadt Bern ist es zu einer illegalen Strassenparty gekommen. Die Polizei schritt ein, als sie mit Steinen und Flaschen beworfen wurde. (Symbolbild)
In der Stadt Bern ist es zu einer illegalen Strassenparty gekommen. Die Polizei schritt ein, als sie mit Steinen und Flaschen beworfen wurde. (Symbolbild)
Bild: Keystone/Peter Klaunzer

Die Jugendlichen hätten sich um 21.45 Uhr bei der Kleinen Allmend eingefunden. Dann seien immer mehr Musik-Wagen dazugekommen. Nach 22.15 Uhr habe sich der Tross dann langsam Richtung Berner Innenstadt bewegt. Auf einzelnen Wagen seien Transparente mit politischen Botschaften zu sehen gewesen.

Die zunächst friedliche Stimmung kippte, als Partygänger die Polizei mit Steinen und Flaschen bewarfen, Barrikaden errichteten und diese anzündeten. Es sei zu grossen Sachbeschädigungen gekommen. Die Polizei habe Wasserwerfer, Gummischrot und Reizstoff eingesetzt, sagte die Mediensprecherin der Kantonspolizei, Ramona Mock.

Ein Weiterzug des Trosses in die Innenstadt habe verhindert werden können. Insgesamt seien 44 Personen angehalten worden, gab Mock weiter bekannt. Deren Personalien seien überprüft worden. Es habe jedoch keine Festnahmen gegeben. Die Ordnungshüter sperrten während längerer Zeit mehrere Strassen.

8.30 Uhr: Grossdemos in Hannover und München

Erneut haben in Deutschland am Wochenende tausende Menschen gegen die staatlichen Anti-Corona-Massnahmen demonstriert. Die beiden grössten Protestzüge in München und Hannover wurden am Samstag wegen Verstössen gegen die Auflagen zum Infektionsschutz nach Polizeiangaben zeitweise gestoppt. Auf der Münchner Theresienwiese versammelten sich am Abend laut Polizei zudem rund zehntausend Kritiker der Anti-Corona-Massnahmen. Grössere Zwischenfälle wie bei den Protesten vor zwei Wochen in Berlin wurden nicht gemeldet.

Laut Polizei hielten sich zahlreiche Teilnehmer des Protestzugs in München nicht an die Vorschrift, einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen. Entsprechende Anweisungen über Lautsprecher seien nicht beachtet worden. Zudem wurde die zugelassene Zahl von 500 Teilnehmern weit überschritten. Die Polizei sprach von etwa 3'000 Protestierenden.

Die Veranstalter des Protestzugs in München hätten daher von sich aus die Versammlung beendet, teilte die Polizei weiter mit. Allerdings begann am Nachmittag eine Kundgebung auf der Theresienwiese. Dort versammelten sich nach Polizeiangaben rund zehntausend Demonstranten.

Auch hier sei die Maskenpflicht kaum eingehalten worden. Erst als die Polizei die Veranstaltung unterbrochen und mit Identitätsfeststellungen begonnen habe, habe sich dies geändert. Am Abend ging die Versammlung dann nach Polizeiangaben zu Ende. Es habe mehr als hundert Anzeigen wegen Verstosses gegen die Maskenpflicht gegeben. Die Polizei war nach eigenen Angaben mit 1'400 Beamten im Einsatz.

In Hannover schritt die Polizei gleich zwei Mal ein, weil sich Teilnehmer der dort organisierten Kundgebung ebenfalls weigerten, einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen. Nachdem die Protestierenden ihre Schutzmasken wieder aufgesetzt hatten, konnten sie jedoch den Protestzug fortsetzen. Daran beteiligten sich nach Angaben einer Polizeisprecherin bis zu 1'100 Menschen.

Zurück zur Startseite