Keine volle Rückerstattung Easyjet prellt Nati-Fan mit falschen Zahlungsversprechen

Philipp Fischer

26.8.2024

Die Anreise zum EM-Achtelfinale nach Berlin wurde für einen Nati-Fan und seine Partnerin zum Spiessrutenlauf.
Die Anreise zum EM-Achtelfinale nach Berlin wurde für einen Nati-Fan und seine Partnerin zum Spiessrutenlauf.
Symbolbild: sda

Für einen Fan der Schweizer Nati sollte das EM-Spiel Schweiz gegen Italien zu einem unvergesslichen Erlebnis werden. An- und Abreise mit der Fluggesellschaft Easyjet werden für den fussballbegeisterten Mann jedoch zum Albtraum – auch finanziell.

Philipp Fischer

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Ein Nati-Fan und seine Partnerin wollen zum EM-Achtelfinalspiel der Schweizer nach Berlin reisen.
  • Sie buchen einen Hin- und Rückflug bei der Fluggesellschaft Easyjet.
  • Beide Flüge werden kurzfristig gestrichen. 
  • Sowohl bei der Umbuchung der Flüge als auch der Kostenerstattung zeigt sich Easyjet nicht kulant.

Was für ein Glück! Einem glühenden Fan der Nati gelingt es, für sich und seine Lebenspartnerin kurzfristig zwei Tickets für das EM-Achtelfinalspiel Schweiz gegen Italien am frühen Samstagabend, 29. Juni, in Berlin zu ergattern. Der Mann plant «ein perfektes Wochenende» in einem schönen unweit des Berliner Olympiastadions. Wie der «Tagesanzeiger» berichtet, geriet die An- und Abreise zum Spielort für das Paar zur reinsten Odyssee.

Der Mann bucht über Easyjet einen Hinflug am Vorabend der Partie. Den Rückflug wollte das Paar dann am Sonntagabend antreten. Die Vorfreude war gross – bis Easyjet nur wenige Stunden vor der Abreise nach Berlin den Flug stornierte.

Umweg über halb Europa

Bei dem Paar herrscht Fassungslosigkeit. Umgehend versuchen sie über die Easyjet-App einen Ersatzflug zu finden. Doch es gibt keinen. Die Uhr tickt, der Zeitdruck steigt. Verzweifelt halten sie nach einer Ersatzroute Ausschau. Und tatsächlich finden sie eine – mit einem Umweg über Griechenland.

Der Flugplan führt von Basel nach Thessaloniki und von dort nach Berlin. Sollte es zu keinen Verzögerungen kommen, würden sie die deutsche Hauptstadt am Samstagnachmittag erreichen und gerade noch rechtzeitig zum Anpfiff ins Stadion gelangen. Eine Flug-Umbuchung sei zwar nicht möglich, so ein Mitarbeiter von Easyjet am Telefon, die Fluggesellschaft würde jedoch die zusätzlichen Kosten übernehmen. Der Mitarbeiter erlaubt dem Nati-Fan die Aufnahme seiner Aussage mit dem Smartphone.

Das Paar geht früh zu Bett, schliesslich klingelt am nächsten Tag bereits um 2 Uhr nachts der Wecker. Mit dem Taxi geht es nach Basel und von dort via Thessaloniki nach Berlin. Doch der Stress scheint sich gelohnt zu haben. Sie erreichen das Stadion pünktlich zum Anpfiff – und die Schweizer besiegen Italien in einem packendem Spiel mit 2:0.

Die Schweiz gewinnt, der Rückflug verliert

Der ausgelassenen Freude am Samstagabend folgt nur wenige Stunden später die Ernüchterung. Am Sonntagnachmittag storniert Easyjet auch den Rückflug. Das Paar ist gezwungen, noch eine Nacht in Berlin anzuhängen. Erst am Montag können sie den Rückflug besteigen.

Doch damit nicht genug des Reiseärgers: Zurück in der Schweiz erfährt das Paar, dass die Airline nur einen Teil der zusätzlichen Kosten übernehmen will. Gegenüber dem «Tagesanzeiger» erklärt Easyjet, dass alles unternommen worden sei, um die Unannehmlichkeiten für die Passagiere so gering wie möglich zu halten. Easyjet bezahle gerechtfertigte Entschädigungen und werde das Paar nochmals kontaktieren. Konkrete Zusagen zur Kostenerstattung an das gebeutelte Paar machte die Fluggesellschaft nicht.

Experte kritisiert Easyjet

Inzwischen wurden dem Mann die zusätzlichen Kosten der Reise erstattet, seiner Partnerin jedoch noch nicht. Simon Sommer, Fluggastrechtsexperte bei Cancelled.ch, bemängelt im «Tagesanzeiger»-Interview das Vorgehen der Fluggesellschaft: «Das ist unüblich – normalerweise bezahlt eine Fluggesellschaft entweder alle Ersatzflüge oder gar keine.»

Sommer moniert darüber hinaus, dass sich der Easyjet-Kunde selbst um einen Ersatzflug kümmern musste. «Bei den meisten Fluggesellschaften wird man für gewöhnlich proaktiv umgebucht.» Zum Glück, so Sommer, hat der Nati-Reisende die Übernahme-Bewilligung der zusätzlichen Kosten für die Flugumbuchung durch den Easyjet-Mitarbeiter mit dem Smartphone aufgenommen. Anderenfalls wäre diese rechtlich nicht verwertbar gewesen – und der Mann wohl auf den Kosten sitzen geblieben.