Nach Nein zum Autobahnausbau Strassen und Schienen sollen vom Rentengeld bezahlt werden

SDA/Helene Laube

10.10.2025 - 06:57

Der Wirtschaftsdachverband Economiesuisse schlägt öffentlich-private Partnerschaften für die Schweizer Verkehrsinfrastruktur vor. (Themenbild)
Der Wirtschaftsdachverband Economiesuisse schlägt öffentlich-private Partnerschaften für die Schweizer Verkehrsinfrastruktur vor. (Themenbild)
Bild: Keystone/Michael Buholzer

Economiesuisse fordert ein Umdenken bei der Finanzierung von Verkehrsinfrastruktur: Pensionskassen, Banken und Versicherungen sollen Strasse und Schiene mitfinanzieren.

Keystone-SDA, SDA/Helene Laube

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  • Economiesuisse schlägt zur Finanzierung des Ausbaus der Verkehrsinfrastruktur öffentlich-private Partnerschaften vor.
  • Die Möglichkeiten seien in der Schweiz bereits vorhanden, etwa bei den Pensionskassen, sagt Alexander Keberle, Mitglied der Geschäftsleitung des Wirtschaftsdachverbands, in einem Interview.
  • Das Modell: Die Privatwirtschaft soll Infrastruktur zu einem gewissen Preis und vorher festgelegten Qualitätsstandards zur Verfügung stellen – im Gegenzug erhält sie eine Vergütung vom Staat.
  • Keberle sieht keinen Widerspruch darin, dass Economiesuisse gleichzeitig die Sparvorschläge des Bundes im öffentlichen Verkehr unterstützt,

Die Möglichkeiten seien in der Schweiz bereits vorhanden, etwa bei den Pensionskassen. «Der Staat könnte vermehrt mit Unternehmen zusammenspannen, bei der Umsetzung, aber auch bei der Finanzierung», sagte Alexander Keberle, Mitglied der Geschäftsleitung von Economiesuisse in einem Interview am Freitag veröffentlichten Interview mit Tamedia. Studien würden zeigen, dass so Budget- und Zeitrahmen eher eingehalten würden.

Ein Allheilmittel seien solche Partnerschaften nicht, sie seien eine Option, sagte Keberle. Die Möglichkeiten seien in der Schweiz bereits vorhanden. So dürfen laut ihm Pensionskassen zehn Prozent ihrer Vermögen in Infrastruktur investieren. «Das wären um die 130 Milliarden», rechnete er vor. Auch Banken und Versicherungen könnten Interessen haben, sagte Keberle.

Konkret schwebt ihm folgendes Modell für eine solche Finanzierung vor: «Die Privatwirtschaft stellt Infrastruktur zu einem gewissen Preis und vorher festgelegten Qualitätsstandards zur Verfügung.» Im Gegenzug erhalte sie eine Vergütung vom Staat. Nach einem bestimmten Zeitraum ende die Konzession und die Infrastruktur falle an den Staat zurück, sagte der Wirtschaftsvertreter.

Verband unterstützt ETH-Bericht

Keberle sieht keinen Widerspruch darin, dass Economiesuisse gleichzeitig die Sparvorschläge des Bundes im öffentlichen Verkehr unterstützt, wie auf Nachfrage von Tamedia hervorging. Den am Donnerstag von der ETH Zürich zur Schweizer Verkehrsinfrastruktur veröffentlichten Bericht bezeichnete er als «Weckruf» und als «überfällige Übung».

Das Gutachten der ETH rät dazu, den Schwerpunkt bei grossen Schlüsselprojekten zu setzen. Verkehrsminister Albert Rösti hatte das Gutachten in Auftrag gegeben. Anlass waren das Nein der Stimmbevölkerung zu «Autobahnausbauten» im November 2024 und die erwarteten Mehrkosten beim bereits beschlossenen Bahnausbau. Der Bericht liefert dem Bundesrat die Grundlage dafür, Prioritäten zu setzen.

Der Bericht kam vielerorts nicht gut an. Bemängelt wurden das Comeback der Autobahnausbauten und die im Vergleich dazu geringe Priorisierung von Bahn- und Agglomerationsprojekten.

Albert Rösti: «Es braucht jetzt umfassende Diskussionen»

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Gemäss einem Gutachten gibt es für Ausbauten im Schweizer Schienen- und Strassennetz mehr Pläne und Wünsche als Geld vorhanden ist. «Es braucht jetzt umfassende Diskussionen», sagte Verkehrsminister Albert Rösti zu den in einem ETH-Gutachten formulierten Prioritäten.

09.10.2025