Whistleblower Edward Snowden enthüllt US-Spionage in der Schweiz

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13.9.2019

Der wohl berühmteste Whistleblower der Welt: Edward Snowden. In seinem Buch schreibt er auch über seine zwei Jahre als CIA-Agent in Genf.
Der wohl berühmteste Whistleblower der Welt: Edward Snowden. In seinem Buch schreibt er auch über seine zwei Jahre als CIA-Agent in Genf.
Foto: Glenn Greenwald/Laura Poitras/The Guardian Newspaper/FILE

In seiner Autobiografie verrät Edward Snowden erstmals Details über seine Spitzelarbeit in der Schweiz. Zwei Jahre war er in Genf stationiert – dem gelobten Land für Spione, wie der Whistleblower schreibt.

Sechs Jahre ist es her, dass der frühere NSA-Mitarbeiter Edward Snowden weltweite Überwachungs- und Spionagemethoden öffentlich machte. US-Geheimdienstchefs beklagen, dass noch immer Enthüllungen aus den geheimen Dokumenten ans Licht kommen – und damit immer neuen Schaden anrichten. Wie Recht sie doch haben.

Am kommenden Dienstag veröffentlicht der Whisteblower eine Autobiografie mit weiteren brisanten Details – vor allem über seine Spitzeltätigkeit in der Schweiz.

Vor seiner NSA-Zeit operierte Snowden 2007 als CIA-Undercover-Agent in Genf. Das Kapitel, das unter anderem dem «Tagesanzeiger» vorab zur Verfügung stand, ist demnach eines der reichhaltigsten. Der vermutlich grösste Verräter von Staatsgeheimnissen der Geschichte reflektiert darin seine Spitzeldienste «in der geschäftigen, sauberen, wie ein Uhrwerk funktionierenden Stadt in der Schweiz» und betont dabei immer wieder, dass ihm bereits zu dieser Zeit ernsthafte Zweifel an seinen Handlung gekommen wären.

Des Weiteren behauptet Snowden darin, dass die Amerikaner nicht nur Grossorganisationen wie die UNO mithilfe infizierter USB-Sticks ausspionierten, sondern damals auch Schweizer Ziele ins Visier nahmen: vor allem den Bankenplatz und grosse Telekommunikationsanbieter. Snowden selbst sei dabei eine Art One-Man-Helpdesk gewesen, der anderen Agenten half, bei ihren Angriffen auf die kritische Infrastruktur in der Schweiz technische Hürden zu überwinden.

Gelobtes Land für Spione

Genf, schreibt Snowden, war so etwas wie ein gelobtes Land für Spione. Die Stadt «bot weltweit die anspruchsvollsten und ergiebigsten Ziele, vom zweiten Hauptsitz der Vereinten Nationen bis zu den Zentralen zahlreicher spezialisierter Nebenorgane der UNO und internationaler Nichtregierungsorganisationen. Hier war das Büro der Internationalen Atomenergie-Organisation, die weltweit Nukleartechnologie und entsprechende Sicherheitsstandards fördert und deren militärische Nutzung überwacht. Es gab die Internationale Fernmeldeunion, die über ihren Einfluss auf technische Standards für alles Mögliche, vom Frequenzspektrum bis zu Satellitenumlauf­bahnen, bestimmt, was wie übermittelt wird. Und es gab die Welthandelsorganisation, die mittels Regulierungen für den Austausch von Waren, Dienstleistungen und geistigem Eigentum zwischen teilnehmenden Nationen festlegt, was wie verkauft werden darf.»

Aber auch das Bankgeheimnis war vor den Amerikanern nicht sicher: «Genf spielte eine wichtige Rolle als Zentrum von Privatbanken, wo sich ohne gründliche öffentliche Kontrolle riesige Geldbeträge beiseite schaffen und ausgeben liessen, unabhängig davon, ob man diese Beträge rechtmässig oder unrechtmässig erworben hatte», schreibt Snowden. Eine besondere Chance bot sich, als die Schweizer Bankenbranche auf Digitaltechnik umstellte. «Nun, da die verborgensten Geheimnisse der Welt auf Computern gespeichert wurden, die in den meisten Fällen mit dem offenen Internet verbunden waren, war es nur logisch, dass Amerikas Geheimdienste genau diese Verbindungen nutzen wollten, um sie zu stehlen.»

Bilder aus der Schweiz

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