Das Geschäft der «Firmenbestatter»Der grösste Pleitier der Schweiz trieb 78 Firmen in den Konkurs
tafi/SDA
21.12.2023 - 21:13
«Konkurskünstler», wie sie in einer aktuellen Studie beschönigend genannt werden, richten in der Schweiz Millionenschäden an. Viele sind Wiederholungstäter und gehen mit krimineller Energie vor.
Keystone-SDA, tafi/SDA
21.12.2023, 21:13
22.12.2023, 11:48
tafi/SDA
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Laut einer Studie haben mehr als 2000 Personen in den letzten zehn Jahren mindestens drei Schweizer Unternehmen in den Konkurs getrieben. Die meisten haben ihren Wohnsitz im Kanton Zürich.
Der «Spitzenreiter» brachte es in diesem Zeitraum auf 78 Firmenpleiten.
Die sogenannte «Konkursreiterei» wird teilweise mit hoher krimineller Energie betrieben und richtet Schäden in Millionenhöhe an.
Es gibt Menschen in der Schweiz, die sammeln Konkurse wie andere Briefmarken oder Gartenzwerge. Ein Mann liegt dabei an der unrühmlichen Spitze: In den letzten zehn Jahre gingen 78 Firmenpleiten auf das Konto des «Konkursreiters».
Damit ist der Mann in Bezug auf die Anzahl der grösste Pleitier der Schweiz, wie eine aktuelle Auswertung der Firmenauskunftei Crif zeigt. Doch noch mehr Menschen in der Schweiz haben Dutzende Firmenkonkurse zu verantworten. So war ein anderer Mann für die Pleite von 75 Firmen mitverantwortlich, ein weiterer hat 54 und ein anderer 44 Unternehmen in den Konkurs geführt. 38 Firmenpleiten sind das Werk von gleich zwei Männern.
Dass an der Spitze des Konkurstableaus nur Männer zu finden sind, überrascht nicht. Denn 93 Prozent all derjenigen, die in den letzten Jahren mindestens drei Firmen in den Konkurs geführt haben, sind Männer, wie Crif festgestellt hat.
Es gibt allerdings auch Frauen, die den männlichen Konkursreitern kaum nachstehen. So hat die grösste «Pleitetante» in den letzten zehn Jahren 35 Firmen pleitegehen lassen.
Fälle von Konkursreiterei häufen sich
Dass einzelne Personen an derart vielen Firmenkonkursen beteiligt sind, lässt auf kriminelle Energie schliessen. In den letzten Jahren hat es in der Schweiz gehäuft Fälle von sogenannter Konkursreiterei gegeben.
Das Prinzip ist dabei Folgendes: Geschäftsleute übernehmen Firmen in finanziellen Schwierigkeiten gegen eine Gebühr. Oft wechseln sie den Sitzkanton, firmieren das Unternehmen um oder ändern den Geschäftszweck.
Die alten Inhaber sind fein raus, weil sie ihr überschuldetes Unternehmen loswerden, die neuen machen noch einige Geschäfte und Schulden, bevor sie die Firma endgültig und bewusst in die Pleite schicken. Die Konkursreiter werden darum auch «Firmenbestatter» genannt.
Manche betreiben die Konkursreiterei sogar als Geschäftsmodell, indem sie Firmen gründen, sich bereichern und keine Rechnungen bezahlen, dann Konkurs anmelden und schon wieder die nächste Firma gründen.
Die Analyse von Crif zeigt allerdings auch, dass insgesamt nur sehr wenige Menschen es auf wirklich viele Firmenpleiten gebracht haben. Mit 1244 hat mehr als die Hälfte der Gesamtzahl an Personen nur drei Konkurse zu verantworten. Für zehn oder mehr Firmenpleiten waren insgesamt 91 Personen mitverantwortlich.
Zürich ist das beliebteste Habitat der Pleitegeier
Laut der Analyse leben mit 267 die meisten Konkursreiter laut dem aktuell im Handelsregister aufgeführten Wohnsitz in Zürich, gefolgt von solchen, die an einen unbekannten Ort gezogen sind. Die meisten Firmensitze der untersuchten Pleitefirmen lagen ebenfalls im Kanton Zürich (1252), gefolgt vom Tessin mit 900, der Waadt, Genf und Zug mit je zwischen 700 und 900 Firmen.
Für die Analyse hat Crif sämtliche im Handelsregister aufgeführten Personen untersucht, die in den letzten zehn Jahren drei oder mehr Konkurse verzeichneten. Dabei berücksichtigten die Studienautoren nur Personen, die zum Zeitpunkt des Konkurses ein aktives Mandat in der Firma ausübten. Liquidatoren, Prokuristen oder die im Register unter «ferner zeichnet» aufgeführten Personen, die nur bedingt Einfluss auf den Erfolg des Unternehmens haben, wurden nicht gezählt.