Task Force Epidemiologe Salathé kritisiert «Blindflug» mangels Daten

SDA/sob

4.2.2021 - 05:18

Der Epidemiologe Marcel Salathé kritisiert die nach wie vor schlechte Datenlage in der Schweiz im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie. (Archivbild)
Der Epidemiologe Marcel Salathé kritisiert die nach wie vor schlechte Datenlage in der Schweiz im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie. (Archivbild)
Keystone

Die Datenlage zur Pandemie ist in der Schweiz auch ein Jahr nach Ausbruch der Corona-Krise noch ungenügend. Nach Ansicht des Epidemiologen Marcel Salathé, Mitglied der Task Force Wissenschaft des Bundes, sind wir daher im «Blindflug».

Der Epidemiologe Marcel Salathé vergleicht die Handhabung der Pandemie mit der Steuerung eines Flugzeugs: «Solange die Daten im Contact Tracing lückenhaft erfasst oder zu spät ausgetauscht werden, sind wir im Blindflug. Ein Pilot, der von seinem Nachtsichtgerät nur alle 15 Minuten verpixelte Bilder bekommt, lebt gefährlich. Genauso verhält es sich im Kampf gegen die Pandemie», sagt Salathé, der Mitglied in der Task Force Wissenschaft des Bundes ist.

Abhängig vom Blick in andere Länder

Die Schweiz stütze sich stark auf die Erkenntnisse aus anderen Ländern wie zum Beispiel Grossbritannien ab, sagte Salathé in einem Interview mit den Tamedia-Zeitungen. Es würde sich lohnen, viel mehr Proben zu sequenzieren und genauer zu ermitteln, welche Varianten in der Schweiz aufträten.

Diese Erkenntnisse müssten dann mit anderen Daten aus dem Contact Tracing kombiniert werden. Dabei stellten sich folgende Fragen: Wer habe wen wann angesteckt? Wirke sich das Alter oder der Job auf das Infektionsrisiko aus? All diese Erkenntnisse wären essenziell, doch die Schweiz habe diese Informationen nicht.

Altertümliche Daten-Infrastruktur

Es bedrücke ihn enorm, dass die Schweiz noch immer eine solch schlechte Datenlage habe. Die Daten-Infrastruktur sei altertümlich. Wenn es um die Digitalisierung gehe, sei die Schweiz nicht das fortschrittlichste Land, sondern rund zwei Jahrzehnte im Rückstand.

Salathé wies mit Blick auf die weitere Entwicklung der Pandemie einmal mehr darauf hin, dass das Virus für den Rest des Lebens bleiben werde. Wenn die Risikogruppen geimpft seien, sei schon ein grosser Teil des Problems gelöst. Wenn alle, die es wollten, geimpft seien, könne wieder ein Stück weit Normalität zurückkehren.

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