Putins Krieg im Schweizer Zug«Er hat gesagt, er will meine Tochter vergewaltigen»
Philipp Dahm
17.10.2025
Ukrainisch als Auslöser: Eine Familie hat im Zug zwischen Interlaken und Spiez gefilmt, wie ein Russe sie bedrängt und nötigt.
Screenshot:United24
Weil eine Familie in einem Schweizer Zug Ukrainisch redet, rastet ein Russe völlig aus. Er beschimpft und bedroht die Eltern mit ihrem Kleinkind und wird handgreiflich. blue News spricht mit dem Vater über den Vorfall.
Ein Video sorgt für Gesprächsstoff, in dem ein Russe in einem Schweizer Zug eine Familie mit einem Kleinkind bepöbelt, nachdem er hört, dass Ukrainisch gesprochen wird.
Der Clip zeigt wüste Beschimpfungen und Drohungen, die in Handgreiflichkeiten enden.
blue News spricht mit dem Vater über die Situation.
Ein Video aus der Schweiz geht viral. Dass es mittlerweile millionenfach auf verschiedenen Social-Media-Kanälen angeklickt wurde, ist jedoch kein Grund zur Freude: Der Clip zeigt, wie ein Russe eine Familie im Zug zwischen Interlaken und Spiez übel angeht.
Der Vorfall ereignet sich am 13. Oktober: Gegen 17.30 steigen Gabriel und Olena mit ihrer knapp zwei Jahre alten Tochter in den Zug, stellen den Kinderwagen ab und suchen sich einen Platz. Als der gefunden ist, geht Gabriel nochmal zum Kinderwagen zurück, um das Portemonnaie zu holen.
Seine Frau ruft ihm auf Ukrainisch noch hinterher, er solle noch etwas mitbringen. Gabriel spricht Russisch und versteht Ukrainisch: Seine Eltern sind in Belarus geboren worden. So wird der Passagier auf dem Nachbarplatz auf die Familie aufmerksam. Er ist Russe – und wütend. Er hasst offensichtlich die Ukraine. Er beginnt, das Trio derb zu beschimpfen.
«Er hat gesagt, er will meine Tochter vergewaltigen», berichtet Gabriel blue News. Seine Frau Olena zieht nach einer Minute ihr Handy und filmt die Tirade. «Wir werden euch verdammt nochmal töten und abservieren: Dich, dich und alle von euch», sagt der Mann.
Aus Drohungen werden Handgreiflichkeiten
«Warum sitzt du nicht im Schützengraben, du verf******* Bastard?», pöbelt der Russe Gabriel an – und will dessen Schweizer Pass sehen. Als er bemerkt, dass Olena filmt, sagt er: «Lösche das Video lieber, bevor es für euch schlecht endet.»
😡 Russian-speaking man attacks Ukrainian family in Switzerland for speaking Ukrainian — MFA demands investigation
The incident happened on October 13 on a train from Interlaken to Spiez. According to the victims, the man began insulting them after hearing Ukrainian speech and… pic.twitter.com/rBKeQESxl4
Gabriel bleibt ruhig. Er erinnert den Mann, dass viele Passagiere mit Kindern im Wagen sitzen. Das kümmert den Angesprochenen nicht: Er will sich mit Gabriel prügeln. «Warum zum Teufel sitzt du nur da? Geh weg mit deiner Familie, bevor dein Kind es bekommt, F*****!»
Gabriel wählt den Notruf, was den Mann endgültig durchdrehen lässt. Er droht, geht auf Gabriel zu und schlägt Olena das Handy aus der Hand. Sie hebt es auf, nimmt das Kleinkind und wechselt den Wagen, während Gabriel den Russen beiseite schiebt. Der geht nochmal auf Gabriel los, der sich mit einem Schlag auf die Brust des Angreifers wehrt.
Dreistes Angebot
Die Familie ruft die Polizei, die inzwischen auch durch andere Passagiere alarmiert worden ist. Der Russe kommt nicht hinterher: Er ahnt wohl, dass die Behörden im Anmarsch sind. In Spiez wartet die Kapo auf dem Perron, die den Mann aber nur wenig bremst.
«Er war ein bisschen ruhiger, aber er hat mich und meine Frau trotzdem verflucht», erinnert sich Gabriel. Besonders dreist: «Er hat gesagt: Wenn wir ihm 10'000 Franken zahlen, erstattet er keine Anzeige.»
Die Familie bereitet nun selbst eine Anzeige vor. So etwas hätten sie in der Schweiz noch nicht erlebt, sagt Gabriel blue News. Die Sache hat aber auch ihr Gutes: «Es gibt so viele Leute, die uns Hilfe anbieten. Und es haben sich drei ukrainische Frauen gemeldet, die auch von diesem Typen belästigt worden sind.»
Diese Frauen hätten Anzeige erstattet, aber die Polizei habe nichts gegen den Beschuldigten unternommen. «Aber jetzt – weil das Video so viral gegangen ist – hat die Polizei eine der Frauen angerufen und gesagt, sie habe die Anzeige wieder hervorgeholt und ermittle.»