Firmen machtlosPutin setzt schon wieder Schweizer Technik in Drohnen ein
Philipp Dahm
14.11.2024
Russische Raketenangriffe auf Kiew
STORY: Luftalarm in der ukrainischen Hauptstadt Kiew am Mittwochmorgen. Die Stadt ist erstmals seit August wieder mit Raketen beschossen worden. Die Behörden riefen die Bevölkerung auf, Schutzräume aufzusuchen. Die Stadtverwaltung warnte die Bürgerinnen und Bürger vor Explosionen im Stadtgebiet. Dem Raketenangriff sei ein Angriff mit Drohnen vorausgegangen, hiess es. Viele Menschen in Kiew suchten in einer U-Bahn-Station Schutz. «Es ist furchtbar, jedesmal, wenn es hier einen Raketenangriff gibt. Wir haben uns an die Drohnenangriffe gewöhnt, wenn das überhaupt möglich ist. Aber sie fliegen jede Nacht. Die Region Kiew leidet immer. Kinder können nicht zur Schule gehen, wenn Drohnen fliegen. Und wenn es Raketenangriffe gibt, suchen wir Schutz.» Die ukrainische Luftwaffe teilte mit, dass die Luftverteidigung zwei ankommende Marschflugkörper, zwei ballistische Raketen und 37 Drohnen im ganzen Land abgefangen habe. In Kiew wurden keine Opfer oder grösseren Schäden gemeldet. Unterdessen traf sich US-Aussenminister Antony Blinken in Büssel mit Nato-Generalsekretär Mark Rutte. Es wird erwartet, dass Blinken in Brüssel darüber sprechen wird, wie die Verbündeten der USA eine wichtigere Rolle bei der Unterstützung der Ukraine übernehmen können. Der designierte US-Präsident Donald Trump hatte die künftige militärische Unterstützung der Ukraine infrage gestellt.
14.11.2024
Russland hat seine Taktik bei Drohnenangriffen geändert: Der Kreml setzt besonders billige Drohnen ohne Sprengkopf ein, um die ukrainische Luftabwehr zu überfordern. Dabei hilft Technik aus der Schweiz.
Philipp Dahm
14.11.2024, 10:59
Philipp Dahm
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Neue Taktik: Russland greift die Ukraine mit deutlich mehr Drohnen an, doch neu sind viele Täuschkörper dabei, um die Luftabwehr zu überfordern.
Eine dieser billigen Täuschdrohnen ist die Parodija, von der am 10. November zwei Exemplare in Moldau abgestürzt sind.
Selbst die Billig-Drohne kommt nicht ohne ausländische Komponenten aus: Die Technik kommt auf China, den USA, Taiwan und der Schweiz.
STMicroelectronics aus Plan-les-Ouates GE produziert in Malaysia Halbleiter, die über Drittstaaten nach Russland gelangen.
Im September hat die russische Armee die Ukraine mit 1400 Drohnen angegriffen. Im Oktober waren es über 2000: Der Kreml hat mit Blick auf die ferngesteuerten Flugzeuge seine Taktik geändert.
Der deutliche Anstieg hängt damit zusammen, dass Moskau deutlich mehr Täuschkörper einsetzt: Billige Drohnen fliegen Shahed und Co voraus, um die gegnerische Luftabwehr zu überfordern. Sie haben keinen Sprengkopf, aber haben das Zeug dazu, den gefährlicheren Drohnen den Weg zu ebnen.
Ein solcher Täuschkörper ist – der Name verrät es – die Parodija, die sich mittels einer Lüneburg-Linse als Shahed-136-Drohne tarnt, aber deutlich günstiger als diese ist. Die Kosten sollen bei 100 bis 200 Dollar liegen, während für die Shahed ein fünfstelliger Betrag fällig wird. Doch nicht einmal diese Billigvariante kann Russland ohne fremde Hilfe bauen.
Chips wurden 2022 und 2023 produziert
Am 10. November sind zwei Parodija in der Republik Moldau abgestürzt, die kurz darauf vom ukrainischen Militär-Geheimdienst ausgewertet worden sind. Dieser hat darin vier Komponenten aus China entdeckt, drei aus den USA, eine aus Taiwan und eine aus der Schweiz.
Betroffen ist das Unternehmen STMicroelectronics aus Plan-les-Ouates GE, die der grösste europäische Halbleiter-Produzent ist und Fabriken in Malta, Laysia, China und den Philippinen unterhält. Die Komponenten der Schweizer Firma sind 2022 und 2023 in Malaysia produziert worden.
Es ist nicht das erste Mal, dass Schweizer Technik in Produkten von Nationen auftaucht, die unter Sanktionen stehen. Bauteile von STMicroelectronics waren bereits in russischen Drohnen wie Orlan-10, Eleron-3SV oder Kub-Bla sowie dem Marschflugkörper Ch-101 gefunden worden.
Hersteller machtlos gegen Missbrauch
Das Unternehmen U-blox AG aus Thalwil ZH hat Module für das russische Global navigation satellite system und Komponenten für die iranische Shahed-136 hergestellt – das allerdings wie auch STMicroelectronics eher unfreiwillig. Die Chips und Halbleiter sind Dual-Use-Güter, die sowohl im zivilen als auch im militärischen Bereich zum Einsatz kommen.
Diese Komponenten werden über Drittstaaten nach Russland exportiert. Länder in Zentralasien kaufen beispielsweise Waschmaschinen im grossen Stil ein, um die Elektronik herauszuziehen und gewinnbringend in Russland weiterzuverkaufen. Die Produzenten der Technik bekommen von diesen Vorgängen in der Regel gar nichts mit.
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