Nutzung von Restdosen «Es bleiben am Ende keine Impfungen ungenutzt»

Von Lukas Meyer

28.4.2021

Eine Frau erhält die Corona-Impfung in Freiburg.
Eine Frau erhält die Corona-Impfung in Freiburg.
KEYSTONE

10 Prozent der Schweizer Bevölkerung sind mittlerweile vollständig geimpft. Der Umgang mit Restdosen ist dabei eine Herausforderung – weggeworfen wird aber fast nichts, heisst es aus den Kantonen. 

Von Lukas Meyer

Fast 50'000 Impfungen werden in der Schweiz pro Tag verabreicht, 10 Prozent der Bevölkerung sind mittlerweile vollständig geimpft. Das ist ein grosser logistischer Aufwand für die Kantone, die dafür zuständig sind. Zuerst kamen die Personen mit dem höchsten Risiko dran, mittlerweile nehmen die meisten Kantone auch unter 65-Jährige ins Visier.

Der Kanton Waadt hat gar als erster Kanton die Impfung für alle über 18 geöffnet, unter anderem dank neuen Impfzentren. Weitere Kantone möchten ebenfalls schon im Mai jüngere Bevölkerungsgruppen impfen. Wie dabei verteilt und priorisiert wird, sei Sache der Kantone, erklärte Virginie Masserey vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) am Dienstag am wöchentlichen Point de Presse.

Das alles geht nicht ohne Reibereien über die Bühne. Wie der «Blick» schreibt, werden etwa in Basel rund 10 Prozent der Impftermine abgesagt oder die Personen erscheinen einfach nicht. «Da ein abgesagter Termin an eine andere, bereits registrierte Person vergeben wird, bleiben schlussendlich keine Termine respektive Impfungen ungenutzt», schreibt die Gesundheitsdirektion Basel-Stadt auf Anfrage von «blue News».

«Die Polizisten sind immer bereit für Restdosen»

Restdosen gebe es nur sehr wenige, da der Impfstoff gegen Abend ad hoc vorbereitet werde. Dafür würden dann impfberechtigte Personen aus der Vorregistrierungsliste aufgeboten. «Es werden keine Impfdosen entsorgt respektive durch das Ad-hoc-Vorgehen gehen praktisch keine Impfdosen verloren», so die Gesundheitsdirektion Basel-Stadt. Auch im Aargau werden die Restdosen am Abend in den Impfzentren an Personen aus den priorisierten Zielgruppen verimpft, teilt die Gesundheitsdirektion mit.

In Bern liegt die Restdosenverwertung in der Verantwortung der impfenden Stellen, wie die kantonale Gesundheitsdirektion mitteilt. Der Kanton Bern habe auch schon früh die Entnahme optimiert: «Es können nicht nur 5 bis 6 Dosen aus Pfizer-Ampullen gezogen werden, sondern wann immer möglichst 7, beziehungsweise 12 Dosen statt 10 bis 11 im Falle von Moderna. Das ergibt mehr Impfdosen und es wird jede Ampulle fast vollständig geleert.»

Falls keine anderen Personen zur Verfügung stünden, werden Dosen aus angestochenen Ampullen in Bern an Polizisten verimpft, die einfach erreichbar und vor Ort seien. Impfzentren könnten Restdosen für das eigene Personal verwenden, ebenso Arztpraxen, wobei dort teils auch Standby-Listen zur Anwendung kommen dürften. «Aber: Die Polizisten sind immer bereit für Restdosen.»

In Zürich würden Termine sehr zuverlässig wahrgenommen, teilt die Gesundheitsdirektion mit. Die Impfzentren seien angewiesen, Listen mit «Jokerpersonen» zu führen, die sie mit den Restdosen impfen können. «Dabei sollen sie sich nach Möglichkeit an die geltenden Prioritäten halten.»

Impfung erst mit zweiter Dosis dokumentiert

Entsprechend wird auch fast nichts weggeworfen. «82 von 50'789 Impfdosen mussten aus verschiedenen Gründen – meist Fehlmanipulationen – verworfen werden», heisst es aus Basel-Stadt. Das sei ein sehr tiefer Satz. Im Aargau, in Bern und Zürich seien bisher keine Impfdosen weggeworfen worden, heisst es aus den Direktionen.

Wie viele Impftermine nicht wahrgenommen werden, kann die Aargauer Gesundheitsdirektion nicht sagen. «Personen, die ihren zweiten Termin nicht wahrnehmen, sind meistens Personen, die beispielsweise aufgrund einer durchgemachten Covid-19-Erkrankung nur eine Dosis benötigen.» Auch in Bern liege die Zahl der Absagen im niedrigen einstelligen Prozentbereich, auch die zweite Impfung werde in der Regel wahrgenommen – auch, da dies erst dann entsprechend dokumentiert werde.

Zweite Impfung muss nicht mehr zurückgehalten werden

Unterschiedlich gehandhabt wird der Umgang mit der zweiten Impfdosis. Galt bislang die Empfehlung, dass diese reserviert werden soll, um die zweite Impfung garantieren zu können, wurde dies jetzt aufgehoben, so Virginie Masserey vom BAG vor den Medien. «Wir haben jetzt die Garantie, dass immer mehr Impflieferungen eintreffen.»

Deshalb sollten so viele Dosen wie möglich verimpft und die Reserven reduziert werden. Dennoch gelte es, die Lieferdaten zu beachten und einen gewissen Rest aufzubewahren – sollte es dennoch zu Lieferengpässen kommen. Der Kanton Waadt etwa spart laut Nau.ch schon länger keine Impfdosen mehr auf. Anderen Kantonen ist das allerdings zu unsicher, der Aufwand wäre zu gross, wenn man Termine verschieben müsste.

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