SVP-Nationalrätin kritisiert Bundesrat«Es ist nicht Sache der Allgemeinheit, diese teure HIV-Pille zu zahlen»
aru
9.1.2024
Ab Sommer bezahlt die Krankenkasse für die Pille, die vor einer HIV-Ansteckung schützt. Doch das passt nicht allen. Eine Aargauer SVP-Nationalrätin fordert einen Kurswechsel.
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09.01.2024, 21:01
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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Wer sich vor einer HIV-Ansteckung schützen will, kann neben einem Kondom auch eine PrEP-Pille verwenden.
Dass diese Pille ab kommendem Sommer von der Krankenkasse übernommen wird, passt der Aargauer SVP-Nationalrätin Martina Bircher nicht.
Wer sich vor HIV schützen will und beim Sex dennoch kein Kondom benutzen möchte, kann eine PrEP-Pille nehmen. Die «Prä-Expositions-Prophylaxe» schützt richtig eingenommen vor einer Ansteckung mit HIV.
Ab Sommer 2024 übernehmen die Krankenkassen die Kosten für die PrEP-Pillen. Dabei handelt es sich um eine erste Massnahme des Bundesrats, der die jährlich rund 300 Neuansteckungen mit dem HI-Virus bis 2030 auf null reduzieren möchte. Monatlich entstehen so Kosten von rund 60 Franken pro Person.
«Es ist nicht Sache der Allgemeinheit, diese teure HIV-Pille zu zahlen, damit solche Leute ohne Kondom Sex haben können. Darum soll am besten die Entscheidung wieder rückgängig gemacht werden, sodass die Pille nicht über den Prämienzahler bezahlt wird.» Dies schreibt die Aargauer SVP-Nationalrätin Martina Bircher in einer Anfrage an den Bundesrat, wie die «Aargauer Zeitung» schreibt.
Bircher sieht aber noch ein anderes Problem: «Damit soll man verleitet werden, ohne Kondom sexuell aktiv zu sein und dementsprechend ist man von anderen übertragbaren Krankheiten nicht mehr geschützt.»
Kosten von einer Million Franken pro Fall
Barbara Berger, Geschäftsleiterin von Sexuelle Gesundheit Schweiz, sagt zu blue News, dass das Ziel, keine Neuansteckungen bis 2030 zu haben, nur mit der Übernahme der PrEP-Kosten realistisch werde. «Es macht für Schlüsselgruppen Sinn, die auch im neuen Programm entsprechend definiert sind, die sich sonst mit HIV anstecken würden.»
Unterm Strich würde sich die gratis Abgabe der Pille lohnen. Denn: «Diese kostet die Allgemeinheit bedeutend weniger als die lebenslangen Behandlungskosten von Menschen mit einer HIV-Infektion, die pro Person etwa eine Million betragen.»
Und was ist mit der Verhütung von unerwünschten Schwangerschaften und anderen Geschlechtskrankheiten? «Diese müssen mit anderen Mitteln und Massnahmen gelöst werden. Auch hier braucht es Lösungen und Finanzen. Diese erwarte ich von Bundesrat und Parlament in der kommenden Legislatur.»
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