Der frühere Schweizer Botschafter in Paris, Benedikt von Tscharner, ist tot. Der Spitzendiplomat und Buchautor starb laut Angaben seiner Familie am Dienstag im Alter von 82 Jahren in Genf. Er galt als Kritiker des bilateralen Wegs zwischen der Schweiz und der EU.
Von Tscharner starb nach langer Krankheit, wie seine Familie in Todesanzeigen in mehreren Zeitungen am Samstag mitteilte. Der 1937 in Trub BE geborene Jurist war zwischen 1997 und bis zu seiner Pension 2002 Botschafter in Paris.
Für sein Engagement im Dienste der franko-schweizerischen Beziehungen wurde er 2005 mit dem Orden der französischen Ehrenlegion ausgezeichnet. Von Tscharner hatte sich insbesondere beim Staatsbesuch des französischen Präsidenten Jacques Chirac in der Schweiz im Jahr 1998 für die guten Beziehungen zwischen Frankreich und der Schweiz eingesetzt.
Er verfolgte eine lange Karriere als Berufsdiplomat, die ihn unter anderem nach Brüssel und Wien führte. Er war Delegierter des Bundesrates für Handelsverträge und wurde 1987 Chef der Schweizerischen Mission bei der damaligen Europäischen Gemeinschaft (EG). Er war es auch, der 1992 das Schweizer EU-Beitrittsgesuch einreichte, das danach im Archiv der Staatengemeinschaft in Brüssel lagerte und vor drei Jahren offiziell zurückgezogen wurde.
Von Tscharner galt nach dem Nein der Schweiz zum Beitritt der Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) als Kritiker des bilateralen Wegs. Er veröffentlichte ein Buch, in dem er den bilateralen Weg der Schweiz als langfristig illusorisch bezeichnete. Aus demokratischen Gründen sei der «autonome Nachvollzug» der EU-Gesetzgebung zu bedauern, argumentierte der überzeugte Europäer.
«Ein Diplomat muss zu vielem fähig sein, auch dazu, meist nicht im Vordergrund zu stehen», sagte von Tscharner einmal über seinen Beruf. Dabei hielt er Ehrgeiz für Pflicht: «Wer sich langweilt, ist ein schlechter Diplomat.»
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