Betrug im Kanton Aargau Falsche Ärztin soll jahrelang Psychiatrie-Patienten behandelt haben

Sven Ziegler

17.10.2025

In den PDAG soll es zu einem Betrugsfall gekommen sein. (Symbolbild)
In den PDAG soll es zu einem Betrugsfall gekommen sein. (Symbolbild)
sda

Eine Frau ohne abgeschlossenes Medizinstudium soll mehrere Jahre lang Patientinnen und Patienten an den Psychiatrischen Diensten Aargau behandelt haben – mit Diagnosen, Medikamenten und offiziellen Auftritten. Erst jetzt flog der mutmassliche Betrug auf.

Redaktion blue News

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  • Eine angebliche Ärztin soll in der Aargauer Psychiatrie Patienten behandelt haben, ohne je Medizin studiert zu haben.
  • Die Frau war vier Jahre im offiziellen Medizinalberuferegister eingetragen – der Eintrag wurde inzwischen gelöscht.
  • Das Departement Gesundheit und Soziales hat Strafanzeige eingereicht, die Frau spricht von einem «Missverständnis».

In den Psychiatrischen Diensten Aargau (PDAG) ist eine mutmasslich falsche Ärztin mehrere Jahre lang unbehelligt tätig gewesen. Die 40-jährige Frau hatte zwischen Januar 2022 und Sommer 2025 in der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie in Windisch Patientinnen behandelt, Diagnosen gestellt und Medikamente verschrieben – offenbar ohne gültigen medizinischen Abschluss.

Wie SRF Investigativ berichtet, wurde der Betrug erst aufgedeckt, nachdem die Medizinalberufekommission (Mebeko) den Eintrag der Frau im Medizinalberuferegister (Medreg) im Juli widerrief. Ohne diesen Eintrag darf in der Schweiz niemand als Ärztin praktizieren. Erst danach wurde die Mitarbeiterin von der Klinik freigestellt.

Die Frau war seit vier Jahren im Register eingetragen. Grundlage war laut SRF ein russisches Arztdiplom, das von der Mebeko damals als echt anerkannt wurde. Inzwischen bestehen jedoch erhebliche Zweifel an dessen Echtheit.

Beschuldigte weist Vorwürfe zurück

Mehrere Behörden erhielten im Sommer anonyme Schreiben, in denen der Frau Urkundenfälschung vorgeworfen wurde. Darin hiess es, sie habe nie in Moskau Medizin studiert, sondern Marketing. SRF liegen Kopien der mutmasslich gefälschten Unterlagen vor.

Die Mebeko bestätigt keine Einzelfälle, erklärt aber, man prüfe Hinweise auf gefälschte Dokumente «sorgfältig» und hole bei Verdacht Informationen bei ausländischen Universitäten ein. Eine solche Überprüfung sei auch in diesem Fall erfolgt.

Die Beschuldigte weist die Vorwürfe zurück. «Natürlich bin ich Ärztin», sagte sie gegenüber SRF Investigativ. Sie gehe von einem Missverständnis aus und versuche derzeit, Belege für die Echtheit ihres Diploms beizubringen.

Ähnlicher Fall im Kanton Zürich

Auch die PDAG nahmen Stellung. Man habe die Frau aufgrund des offiziellen Registereintrags und vollständiger Bewerbungsunterlagen eingestellt. Diese seien unauffällig gewesen und hätten beglaubigte Übersetzungen enthalten. «Allfällige Wissenslücken von ausländischen Ärztinnen und Ärzten werden nicht als ungewöhnlich angesehen und fallen im Alltag weniger auf», erklärte die Klinik.

Patientinnen und Patienten seien laut PDAG zu keiner Zeit gefährdet gewesen, da Assistenzärzte stets unter enger Supervision erfahrener Fachärztinnen arbeiteten. Der zuständige Chefarzt Marc Walter wollte sich laut SRF zum Fall nicht äussern.

Das Aargauer Departement Gesundheit und Soziales hat inzwischen Strafanzeige gegen die Frau eingereicht. Für sie gilt die Unschuldsvermutung. Die Ermittlungen laufen.

Der Aargauer Skandal erinnert an einen älteren Fall aus Zürich: 2023 flog eine Ukrainerin auf, die mit gefälschtem Diplom in einem städtischen Pflegeheim gearbeitet hatte. Auch sie hatte zuvor in einer deutschen Klinik falsche Angaben gemacht und war später in der Schweiz aktiv. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) erstattete damals Strafanzeige.